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Handel

Verkauf von Silvesterfeuerwerk startet – Riesenumsatz erwartet

Hersteller Comet setzt auf Pyrotechnik mit weniger Plastikanteil.

Hersteller Comet setzt auf Pyrotechnik mit weniger Plastikanteil. Foto: Lars Klemmer/dpa

Am Böllern scheiden sich die Geister: Für die einen ist es fester Bestandteil des Jahreswechsels, für die anderen Geldverschwendung und schlecht für die Umwelt. Die Branche zeigt sich jedenfalls gut gelaunt.

Von dpa Donnerstag, 28.12.2023, 07:35 Uhr

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Landkreis. An diesem Donnerstag beginnt bundesweit bei Aldi, Lidl, Edeka & Co. der Verkauf von Raketen und Böllern an Verbraucherinnen und Verbraucher. Die Feuerwerksbranche generiert 90 Prozent des Jahresumsatzes an den drei Werktagen vor Silvester. Der Verband der pyrotechnischen Industrie rechnet mit einer ähnlich hohen Nachfrage wie im vorigen Jahr. 2022 hatte die Branche einen Rekordumsatz von 180 Millionen Euro erzielt. „Die Nachfrage war riesig, der Nachholbedarf ganz offensichtlich hoch“, sagte Verbandssprecher Klaus Gotzen.

Feuerwerk war coronabedingt an Silvester 2020 und 2021 verboten worden. Die Branche sei optimistisch, dass die Nachfrage in diesem Jahr wieder groß sein werde, betonte Gotzen. Das Bremerhavener Feuerwerksunternehmens Comet hatte 2022 einen Umsatz von rund 50 Millionen Euro erzielt. „Es wäre schön, annähernd daran wieder ranzukommen“, sagte Geschäftsführer Richard Eickel. Comet hat in Deutschland einen Marktanteil von 30 Prozent, produzieren lässt das Unternehmen in China.

Zu den Wettbewerbern von Comet gehören Nico aus Berlin und Weco aus Eitorf in Nordrhein-Westfalen. Weco ist nach eigenen Angaben der einzige verbliebene größere deutsche Hersteller von Feuerwerk. Auch Weco ist mit Blick auf das diesjährige Silvestergeschäft optimistisch. „Wir haben Rückenwind aus der vergangenen Saison“, betonte Vertriebsleiter Oliver Gerstmeier.

Großer Andrang bei Feuerwerksverkauf aus den Niederlanden

Zum Verkaufsstart in Niedersachsen sind am Donnerstag viele Kunden aus den Niederlanden angereist. In der Gemeinde Bunde (Landkreis Leer) an der deutsch-niederländischen Grenze bildeten sich vor den Geschäften Schlangen. Vor einem Discounter warteten Menschen dicht gedrängt, Kunden rollten Wagen voller Raketen und Böller aus dem Laden. Die meisten Autos auf dem Parkplatz des Geschäfts hatten niederländische Kennzeichen.

Für die Region sind die Kunden aus den Niederlanden wichtig: „Die Böller haben ihre Fangemeinde. Und ein großer Teil dieser Fangemeinde kommt aus der niederländischen Grenzregion“, sagte Johann Doden, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands Ostfriesland mit Sitz in Emden. „Die Läden werden wieder stark frequentiert.“

Raketen mit weniger Plastikanteil

Die Branche setzt seit dem vorigen Jahr auf Pyrotechnik und Verpackungen mit weniger Plastikanteil. Raketen-Spitzkappen, Standfüße oder Zündschnurabdeckungen, die bisher aus Plastik bestanden, wurden den Angaben zufolge durch Pappe oder Pflanzenfasern ersetzt. Mit der Reduzierung der Plastikanteile würden „Hunderte Tonnen Müll eingespart“, betonte Verbandschef Gotzen.

Nach Angaben des Umweltbundesamtes sollten abgebrannte Feuerwerkskörper, Mehrschussbatterien und Böller dennoch keinesfalls in der Papiertonne entsorgt werden. Wegen der enthaltenen Chemikalien gehören sie in den Restmüll, heißt es von der Behörde. Um zu vermeiden, dass die giftigen Reststoffe mit Regen- oder Schmelzwasser weggespült werden und so in den Boden und in Gewässer gelangen, sollte der Müll zeitnah entsorgt werden.

Feuerwerk: Das sind die Kritikpunkte

Vieles bleibt aber häufig auf Straßen und Gehwegen liegen. Der Verband kommunaler Unternehmen teilte mit, dass allein in den fünf größten deutschen Städten Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt am Main die kommunalen Abfallentsorger am Neujahrstag regelmäßig rund 200 Tonnen Silvesterabfall entfernt werden. Das sei aber längst nicht alles, was anfalle: Ein Großteil werde in den Tagen danach von der regulären Straßenreinigung eingesammelt.

Auch der Landkreis Stade appelliert an alle, den Müll zu entsorgen.

Feuerwerk steht immer wieder in der Kritik, nicht nur wegen des Mülls, sondern auch wegen der Umwelt-, Lärm und Gesundheitsbelastung sowie der Verletzungsgefahr. Zuletzt erneuerte die Deutsche Umwelthilfe ihre Forderung nach einem Böllerverbot zum Jahreswechsel. Der Naturschutzbund Hamburg ruft dazu auf, freiwillig auf Feuerwerk zu verzichten. Feuerwerk bringe nicht nur eine enorme Belastung durch Feinstaub und viel Müll mit sich, es schade auch den Wildtieren.

Feuerwerksverkauf: Kunden sollten auf CE-Zeichen achten

Die Verbraucherzentrale rät all jenen, die sich für ein privates Feuerwerk entscheiden, bei der Auswahl genau hinzusehen - der eigenen Gesundheit zuliebe. Denn in Deutschland gelten für den Verkauf von Feuerwerkskörpern strenge Vorschriften. Böller und Raketen müssen behördlich überprüft und zugelassen werden. Käuferinnen und Käufer erkennen die Zulassung an der Registriernummer und dem CE-Zeichen.

Besondere Vorsicht sollten Feuerwerksfreunde bei Online-Käufen walten lassen, raten die Verbraucherschützer. Dort ließen dubiose Anbieter ihre Pyrotechnik mitunter mit gefälschten Prüfzeichen als legal erscheinen. Ein Blick ins Impressum des Anbieters kann sich daher lohnen - ein Firmensitz in Deutschland schafft Vertrauen. Verkauft ein Shop bereits vor dem offiziellen Verkaufsstart Böller und Raketen, kann das ein Indiz sein, lieber die Finger davon zu lassen.

Warnung vor Verletzungen

Der TÜV-Verband appelliert an die Verbraucher, Böller und Raketen nur bei seriösen Anbietern zu kaufen und die Sicherheitsbestimmungen einzuhalten. „Jeder pyrotechnische Gegenstand kann bei unsachgemäßem Gebrauch zu schweren Verbrennungen oder Verletzungen führen“, sagte Hermann Dinkler, Experte für Brand- und Explosionsschutz beim TÜV-Verband. Und: „Generell gilt: Nicht alkoholisiert böllern“, warnt der TÜV.

Viele Städte in Deutschland haben wieder Böllerverbotszonen eingerichtet. Unabhängig von Silvester darf das ganze Jahr über keine Pyrotechnik in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen sowie Reet- und Fachwerkhäusern gezündet werden.

Sorge vor Großstadt-Szenen wie im vergangenen Jahr

Einsatzkräfte warnen hingegen vor möglichen erneuten Angriffen mit Böllern. Um den vergangenen Jahreswechsel randalierten in mehreren Berliner Stadtteilen junge Männer mit Böllern und Raketen. Dabei warfen und schossen sie auch Knallkörper auf Polizisten und Feuerwehrleute. In anderen Großstädten spielten sich ähnliche Szenen ab.

Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser befürchtet zu Silvester gewalttätige Ausschreitungen. „Ich habe die Sorge, dass Silvester wieder ein Tag sein könnte, an dem wir in manchen Städten blinde Wut und sinnlose Gewalt zum Beispiel gegen Polizisten oder Rettungskräfte erleben müssen“, sagte die SPD-Politikerin kurz vor Weihnachten. Zugleich äußerte sie die Sorge, dass sich die Krawalle mit den Ausschreitungen radikalisierter Palästinenser mischen könnten.

A
Anna-Luise Wiedemann
28.12.202311:57 Uhr

Des einen Freud - des anderen Leid. Ich sag es ganz ehrlich : seit vielen, vielen Jahren bin ich ein absoluter Gegner dieser Knallerei. Einmal kostet es viel Geld - zum anderen : oft mehr als gefährlich. Die vielen Verletzungen - davon lebt die Unfallchirurgie, die sich so manche Sylvesternacht damit um die Ohren haut. Zum anderen der : wir sollen Klimabewusst leben. Bitte wie - bei dem Feinstaub usw ?? Nimmt denn keiner auf den Wachtelkönig Rücksicht, der sich irgendwo im Gebüsch erschrickt ??? Sind alle diese Kriterien in der Syvesternacht ausgeschaltet ? Wie steht es denn nun mit der Glaubwürdigkeit - ist das nur eine Menuefolge ?? Verantwortliche : nun mal ran - kosequent sein !!

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