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Nach Kontrollen

Verwahrloste Tiere gerettet – Hier versteigert der Landkreis fünf Pferde

Dieser Rapphengst sowie vier Stuten werden im Auftrag des Amts Veterinärwesen und Verbraucherschutz des Landkreises Stade öffentlich versteigert.

Dieser Rapphengst sowie vier Stuten werden im Auftrag des Amts Veterinärwesen und Verbraucherschutz des Landkreises Stade öffentlich versteigert. Foto: Landkreis Stade

Die Tiere wurden nicht artgerecht gehalten. An diesem Sonnabend können sich Höchstbietende den Traum vom eigenen Pferd erfüllen. Auch Hunde suchen liebevollere Besitzer.

Von Redaktion Freitag, 10.01.2025, 08:05 Uhr

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Landkreis. Insgesamt fünf Pferde werden an diesem Sonnabend, 11. Januar, im Auftrag des Amts Veterinärwesen und Verbraucherschutz des Landkreises Stade öffentlich versteigert. Die Tiere wurden nach Kontrollen in den vergangenen Wochen fortgenommen, weil sie nicht tierschutzgerecht gehalten wurden. Nun sollen sie neue Besitzerinnen und Besitzer bekommen.

  • Die erste Versteigerung beginnt am Sonnabend um 13 Uhr auf einem Hof in Engelschoff (Burg 3). Dort steht ein Rapphengst, geboren 2020 (v. Despacito – Fürst Nymphenburg) zum Verkauf.
  • Um 15 Uhr geht es in Harsefeld/Issendorf (Dorfstraße 12) weiter mit der zweiten Versteigerung an diesem Tag. Zum Verkauf stehen eine Fuchsstute, geboren 2023 (v. V-Plus – Fürst Nymphenburg) sowie eine weitere 2020 geborene Fuchsstute (v. Don Nobless – Wolkenstein II). Die Rappstute aus dem Jahr 2021 stammt von v. Despacito – Fürst Nymphenburg. Eine 2021 geborene dunkelbraune Stute (v. Despacito – Wolkenstein II) soll ebenfalls versteigert werden.

Besichtigungen sind jeweils zwei Stunden vorab möglich, teilt der Landkreis Stade mit. Die Versteigerung für den Meistbietenden erfolge ausschließlich gegen einen Sofortkauf - entweder per Bargeld oder Echtzeitüberweisung. Weitere Informationen erteilt Auktionator Jörg-Wilhelm Wegener unter der Mobilnummer 0170/414 06 88.

75 Hunde in Balje gehalten - Amt schritt ein

Zudem suchen gleich mehrere Hunde ein neues Zuhause, nachdem das Landkreis-Amt im November vergangenen Jahres auf einem angeblich als Gnadenhof genutzten Anwesen in Balje mehr als 80 Tiere in Obhut nehmen musste. Sie lebten in einer nicht tierschutzgerechten Haltung. Es handelt sich um einem sogenannten Animal Hoarding Fall.

Statt der gemeldeten 25 Tiere fanden Veterinäramt und Polizei insgesamt 75 Hunde, fünf Katzen und zwei Sittiche vor. Die Baljerin war offenbar nicht mehr in der Lage, die Tiere entsprechend zu versorgen und ihnen die erforderliche Pflege und Betreuung sowie medizinische Versorgung zukommen zu lassen.

Vermittlung: Hunde suchen ein neues Zuhauses

Die Hunde sind in verschiedene Tierheime verteilt oder in privaten Pflegestellen untergebracht worden. Viele von ihnen werden weiterhin vermittelt. Die notwendigen tierärztlichen Behandlungen seien vorgenommen worden, heißt es vom Landkreis. Große und kleine Hunde sollen vermittelt werden.

Einer, der vom Landkreis Stade zu vermittelnden Hunde aus dem Tierschutz.

Einer, der vom Landkreis Stade zu vermittelnden Hunde aus dem Tierschutz. Foto: Landkreis Stade

Interessierte wenden sich an folgende Vereine und Zentren, die die Vermittlung übernehmen:

  • Bremer Tierschutzverein e.V.; Hemmstraße 491; 28357 Bremen; Tel. 0421/ 351133; www.bremer-tierschutzverein.de
  • Tierschutz Bremerhaven e.V.; Vieländer Weg 137; 27574 Bremerhaven; Tel. 0471/ 83257; www.tierschutz-bremerhaven.de
  • Tierzentrum Neu Wulmstorf; Oldendorfer Straße 41; 21629 Neu Wulmstorf; Tel. 04168/ 9189563; www.tierzentrum-neu-wulmstorf.de
  • Tierpension Ute Malhstedt; Zur Ollen 62; 27777 Ganderkesee; Tel. 04221/ 44600; www.tierpension-ute-mahlstedt.de

Familienhund aus dem Tierschutz: Darauf sollten Sie achten

Ein Hund aus dem Tierheim macht Probleme? Man wisse nie, was er erlebt hat - und am Ende schnappt er einfach zu. Die Vorurteile sind möglicherweise groß. Worauf also achten, wenn es für die Familie ein Hund aus dem Tierschutz sein soll? Ein Überblick.

Kopf über Herz stellen

Das Wichtigste vorab: Als Erstes den Verstand einsetzen - ganz gleich, wie groß das Bedürfnis ist, zu helfen. „Mitleid ist kein guter Grund, um sich ein Haustier anzuschaffen“, sagt Christa Wilczek, stellvertretende Vorsitzende der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT). Auch Verhaltensbiologin und Autorin Marie Nitzschner („Die Persönlichkeit des Hundes“) appelliert: „Egal, wie süß das Wollknäuel ist oder wie traurig er schaut: Man sollte definitiv erst mal den Kopf übers Herz stellen.“

Und das beginnt nicht erst beim Hund, sondern schon bei der Auswahl des richtigen Anbieters. Eine allgemeingültige Empfehlung, ob man lieber einen Hund aus dem Auslandstierschutz oder aus dem örtlichen Tierheim wählt, gibt es nicht. Wichtig ist, dass man mit einem seriösen Verein zusammenarbeitet. Vor allem, wenn die Hunde nicht aus Deutschland stammen. „Die Frage ist, ob der Verein die erforderliche Erlaubnis nach dem Tierschutzgesetz hat, die vom zuständigen Veterinäramt erteilt wird“, so Wilczek.

Transport spielt wichtige Rolle

Der große Knackpunkt sei zudem: Wie transparent wird vor Ort gearbeitet, und wie kommen die Tiere in Deutschland an? Hunde, die viele Stunden oder gar Tage in ungeeigneten Transportern unterwegs sind, leiden nicht nur akut. Sie können durch traumatische Erlebnisse ihr Leben lang Probleme haben und die Besitzer vor besondere Herausforderungen stellen.

Und wie findet man den richtigen Anbieter im Ausland? Man sollte sich die Internet-Seite intensiv anschauen, gezielte Nachfragen nach der Auswahl der Hunde, der personellen Ausstattung und tierärztlichen Kontrollen stellen und um Behandlungsprotokolle bitten. Sinnvoll sei es zudem, einfach mal seinen Urlaub mit einem Besuch der Tierschutzorganisation im Ausland zu verbinden.

Tierschutzarbeit vor Ort wichtig

„Ich würde auch immer darauf achten, dass der Verein auch Hilfe vor Ort leistet - etwa durch Kastrationsaktionen“, sagt Marie Nitzschner. Die Hundetrainerin rät, einen Verein zu wählen, der im Idealfall mit Pflegestellen zusammenarbeitet. „Gerade, wenn ich einen Ersthund haben möchte, ist es wichtig, zu wissen, ob er mit Kindern oder Katzen verträglich ist und wie er sich in einem häuslichen Umfeld verhält.“

Vor der Auswahl des Hundes sollte man erst einmal überlegen, was eigentlich die eigenen Erwartungen und Wünsche an das Tier sind. „Das kollidiert nämlich häufig mit dem Wesen des Hundes“, warnt Christa Wilczek. Deshalb sollte man niemals nach dem Aussehen kaufen, sondern auch schauen, welche Rasse beziehungsweise Rasseanteile der Vierbeiner hat. „Es ist ein großer Unterschied, ob da ein Jagdhund, ein Hütehund oder ein Herdenschutzhund mit drinsteckt“, sagt die Amtstierärztin.

Ursachen für Aggressionen finden

Marie Nitzschner hat zudem die Erfahrung gemacht, dass auch das Herkunftsland der Hunde eine Rolle spielt: „Hunde aus Rumänien sind potenziell skeptischer, Fremden gegenüber misstrauischer und territorialer als Hunde aus Spanien“, sagt sie.

Doch nicht nur Aggressionen gegenüber Fremden kann ein Problem nach der Adoption sein. Manchmal werden auch die Besitzer oder die Kinder gebissen. „Wichtig ist dann, dass eine Fachperson im häuslichen Kontext auf das Tier schaut, um die Ursachen herauszufinden“, sagt Marie Nitzschner. Sprich: Ist der Hund besonders territorial oder eher besonders ängstlich? Und in welcher Situation hat er zugebissen? „Man muss immer super individuell sehen, was der Anlass war.“

In der neuen Umgebung oft überfordert

Manchmal hilft es schon, dass das Tier in bestimmten Situationen einen Maulkorb trägt. Das sollte vorher geduldig und fachgerecht geübt werden. Ein Beißvorfall kann aber auch dazu führen, dass das Vertrauen der Familie verloren ist. „Das ist natürlich nicht schön, kann man aber nachvollziehen“, so Hundetrainerin Nitzschner. Eine Rückgabe von einem Tierschutzhund sollte ihrer Ansicht nach daher auf keinen Fall ein Tabu sein.

Neben Aggressionen sind andere typische Probleme meistens Leinenpöbelei, Stubenunreinheit oder dass die Tiere nicht alleine bleiben können. Oft hängen all diese Schwierigkeiten damit zusammen, dass der Hund in seiner neuen Umgebung einfach überfordert ist. „Seine bisherigen Lebenserfahrungen stimmen meistens ja überhaupt nicht mit dem Lebensumfeld überein, in das er hier hineingeworfen wird“, sagt Wilczek.

Manche Tiere haben zum Teil hochdramatische Erfahrungen mit dem Transport gemacht und zeigen große Angst-Symptome. „Geduld und Zuneigung alleine helfen dann nicht“, sagt die Verhaltensbiologin. Dann brauche es einen Hundetrainer oder Tierarzt, der auf ein solches Verhalten spezialisiert sei. Es gibt viele Stellschrauben im Alltag, an denen man drehen kann, um für mehr Struktur zu sorgen und dem Hund Sicherheit zu geben.

Gut sozialisiert und verträglich mit Artgenossen

Natürlich gibt es nicht automatisch Schwierigkeiten, weil ein Hund aus dem Tierschutz stammt. Positiv bei den meisten ist, dass sie gut sozialisiert sind und sich problemlos mit Artgenossen verstehen. Tatsache ist jedoch auch, dass die Prägungsphase eines Hundes von der 4. bis zur 14. Lebenswoche dauert. „Hunde, die in dieser Zeit in einer Höhle oder einem Wald aufgewachsen sind, sind völlig überfordert, wenn sie zu Menschen oder in Städte kommen“, sagt Christa Wilczek.

Sollte man also besser einen jungen Hund oder Welpen wählen, den man noch prägen kann? „Das kommt extrem darauf an, was ich möchte“, sagt Marie Nitzschner. „Gerade bei Anfängern würde ich immer raten, einen erwachsenen, entspannten Hund zu nehmen, der verträglich ist mit Mensch und Tier. Dann kann man selbst nicht mehr so viel falsch machen.“

Ziehen Hunde an der Leine oder zerstören Gegenstände, sind das häufig einfach nur Erziehungsfehler. Und die sind menschengemacht und völlig unabhängig von der Herkunft des Hundes. (tip/pm/dpa)

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