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Fußball

Vor WM-Debüt: Diese Schiedsrichterinnen pfeifen in der Männerdomäne

Die französische Schiedsrichterin Stephanie Frappart wird als erste Frau ein WM-Spiel der Männer pfeifen.

Die französische Schiedsrichterin Stephanie Frappart wird als erste Frau ein WM-Spiel der Männer pfeifen.

Schiedsrichterinnen im Männerfußball sind längst noch nicht Normalität. Vor der WM-Premiere von Stephanie Frappart gab es schon einige Frauen, die im Profibereich aktiv waren.

Donnerstag, 01.12.2022, 11:15 Uhr

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(Letztes Update am Donnerstag, 11.35 Uhr: Informationen über weitere Schiedsrichterinnen hinzugefügt.)

Stéphanie Frappart schreibt im WM-Gruppenfinale der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Costa Rica Sportgeschichte. Die 38 Jahre alte Französin leitet am Donnerstag (20.00 Uhr/ARD und MagentaTV) als erste Schiedsrichterin eine Partie bei einer Männer-Weltmeisterschaft. Sie ist jedoch nicht die einzige Frau, die sich in der Männerdomäne durchgesetzt hat. 

Stéphanie Frappart: Die Französin pfeift seit 2019 in der Ligue 1 - der höchsten Männer-Spielklasse ihres Heimatlandes. Im selben Jahr sorgte sie auch international für Furore, als sie von der UEFA mit der Leitung des Supercup-Duells zwischen Champions-League-Sieger FC Liverpool und Europa-League-Sieger FC Chelsea beauftragt wurde. 2020 war sie bei der Partie Juventus Turin gegen Dynamo Kiew als erste Schiedsrichterin in der Königsklasse im Einsatz. Auch in der Nations League und in der WM-Qualifikation pfiff sie als erste Schiedsrichterin.  

Bibiana Steinhaus-Webb: Die Polizeihauptkommissarin aus Niedersachsen ist die erste und bisher einzige Schiedsrichterin, die in der Bundesliga Spiele geleitet hat. Nachdem sie bereits 2007 ihr Zweitligadebüt gegeben hatte, wurde Steinhaus-Webb zehn Jahre später vom Deutschen Fußball-Bund als erste Frau für die oberste Spielklasse nominiert. Ihre Premiere feierte sie am 10. September 2017 beim Spiel Hertha BSC gegen Werder Bremen. Den letzten Einsatz ihrer Karriere hatte sie im Sommer 2020 beim Supercup zwischen Bayern München und Borussia Dortmund. 

Riem Hussein: Die 42-Jährige war zuletzt die einzige Schiedsrichterin, die in Deutschland höherklassige Spiele im Männerfußball leitete. Seit der Saison 2015/16 kam sie bis zum Ende der vergangenen Spielzeit regelmäßig in der 3. Liga zum Einsatz. Für den Sprung in den Profibereich hat es für die Apothekerin aus Bad Harzburg jedoch nie gereicht. 

Kateryna Monsul: Die Ukrainerin zählt wie Frappart und Steinhaus-Webb zu den Wegbereiterinnen für Schiedsrichterinnen im Männerfußball. Bereits im April 2016 leitete die 41-Jährige ihr erstes Spiel in der ukrainischen Premjer-Liha. 2021 kam Monsul als zweite Frau beim Duell zwischen Österreich und Färöer in der WM-Qualifikation zum Einsatz - einen Tag nach Frappart.  

Gertrud Gebhard: Sie gilt als Pionierin im deutschen Schiedsrichterwesen. Die 60-Jährige leitete 1991 unter ihrem Geburtsnamen Regus als erste Schiedsrichterin ein Frauen-Länderspiel und war 1995 die erste Frau, die in der Bundesliga als Linienrichterin zum Einsatz kam. 1997 überwarf sie sich mit dem DFB und trat zurück. 

Französin Frappart pfeift DFB-Spiel als erste WM-Schiedsrichterin

Die französische Schiedsrichterin Stéphanie Frappart wird als erste Frau in der langen Historie der Fußball-WM der Männer ein Spiel leiten. Die Ansetzung gab der Weltverband FIFA am Dienstag bekannt. Für die DFB-Auswahl geht es gegen die Mittelamerikaner um die Qualifikation für das Achtelfinale - nur ein Sieg führt in die K.o.-Runde.

Der 38 Jahre alten Top-Schiedsrichterin stehen im Al-Bait Stadion nördlich von Doha (20.00 Uhr/ARD und MagentaTV) die Brasilianerin Neuza Back sowie die Mexikanerin Karen Diaz Medina zur Seite. Vierter Offizieller ist Said Martinez aus Honduras.

Drei Schiedsrichterinnen in Katar

Frappart war bereits für die Männer-Europameisterschaft im vergangenen Jahr nominiert worden, hatte dort aber kein Spiel gepfiffen. In der französischen Ligue 1 kommt sie seit 2019 zum Einsatz. Im August 2019 pfiff Frappart das Spiel um den europäischen Supercup, im Dezember 2020 leitete sie als erste Frau ein Champions-League-Spiel der Männer.

Neben der Französin sind in Katar auch Salima Mukansanga aus Ruanda und Yoshimi Yamashita aus Japan als Hauptschiedsrichterinnen dabei. „Sie sind nicht hier, weil sie Frauen sind, sondern als FIFA-Referees“, hatte FIFA-Schiedsrichterchef Pierluigi Collina beim WM-Start gesagt. „Sie sind als FIFA-Referees hier und bereit für jedes Spiel.“

WM-Gastgeber Katar und die Rechte der Frauen

Es gebe keine Quote oder Vorgabe für die Anzahl an Schiedsrichterinnen bei einem Turnier, betonte der 62 Jahre alte Italiener. „Es ist natürlich etwas Neues und daher etwas, das Aufmerksamkeit und Interesse auf sich zieht“, sagte Collina. „Aber für uns sind sie Referees.“ 

In den ersten eineinhalb WM-Wochen waren die drei Frauen aber nicht eingesetzt worden. WM-Gastgeber Katar und anderen Teilnehmerländern wie dem Iran und Saudi-Arabien werden auch mangelnde Frauenrechte vorgeworfen.

Reaktionen aus der Fußball-Welt

Die frühere deutsche Nationalspielerin aus Stade, Tabea Kemme, erhofft sich von der historischen Nominierung von Schiedsrichterin Stéphanie Frappart für das Deutschland-Spiel gegen Costa Rica eine Signalwirkung. Noch werde es besonders hervorgehoben, sagte die 30-jährige Freiburgerin am Dienstagabend bei MagentaTV. „Es wäre schön, wenn wir irgendwann zu einer gewissen Normalität kommen.“ 

„Ich glaube, dass der Respekt eher noch größer ist der Männer den Frauen gegenüber“, sagte Ex-Nationalspieler Michael Ballack. „Diese Körperlichkeit, dieses Aufbauen vor dem Schiedsrichter, um ihn zu beeinflussen - da ist man vielleicht gegenüber einer Frau eher höflicher.“ Der Weltverband FIFA twitterte am Abend: „History in the making“, in etwa: hier entsteht Geschichte. Die französische Sportzeitung „L’Équipe“ schrieb: „Historische Premiere für Frappart.“

„Für mich ist das keine Überraschung“, sagte die deutsche Nationaltorhüterin Almuth Schult in der ARD und verwies auf die große Erfahrung von Frappart. „Ich freue mich drauf, dass jetzt eine Frau zum Einsatz kommt.“ Er sei ein „Riesen-Fan, dass Frauen mit Leistung auch im Männer-Fußball Fuß fassen“, sagte der ehemalige Weltmeister Sami Khedira. (dpa)

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