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Mahnfeuer

Warum es im Kreis Stade am Freitagabend mancherorts brennt

Nunmehr seit fünf Jahren in Folge wird europaweit zu Mahnfeuer gegen eine unkontrollierte Ausbreitung des Wolfes aufgerufen. Symbolfoto: dpa

Nunmehr seit fünf Jahren in Folge wird europaweit zu Mahnfeuer gegen eine unkontrollierte Ausbreitung des Wolfes aufgerufen. Symbolfoto: dpa

Es ist das Thema dieser Tage im Landkreis und wird in Form von Rauchsäulen an diesem Freitag auch sichtbar. Wogegen sich die europaweite Protestaktion richtet und wo Mahnfeuer brennen.

Donnerstag, 28.09.2023, 08:08 Uhr

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Von Dennis Paasch und Tim Parge

Die Häufung der Wolfsrisse in den vergangenen Wochen beschäftigt die Menschen im Landkreis Stade sehr. Europaweit werden daher an diesem Freitag (29. September) Mahn- und Solidarfeuer für die eingeschränkte Ausbreitung des Wolfes entzündet.

Auch die Baljer Schäferinnen Steffi und Marlene Lemke laden ein. Lange Zeit hatten sich die beiden keine Sorgen wegen des Wolfs gemacht, bis im vergangenen Jahr in Isensee zwei ihrer Schafe gerissen worden waren. „Wir können keine festen Zäune für unsere Schafe ziehen, weil wir auf ganz vielen Weiden unterwegs sind“, hatte Marlene Lemke schon damals im TAGEBLATT geklagt. Dank Spenden konnten sich die Schäferinnen Herdenschutzhunde für ihre Tiere anschauen.

Die Serie der aktuellen Wolfsattacken sowie das Ansiedeln eines ganzen Rudels im Nordkreis lässt auch die Lemkes weiter mahnen. Treffpunkt für ihre Feuerwache ist um 19 Uhr auf der Weide hinter ihrem Haus, Baljerdorf 26. Entzündet werden die Feuer europaweit zeitgleich am Freitag um 19.30 Uhr.

Nach dem Wolfsriss vor fünf Wochen haben sich Marleen (links) und Steffi Lemke zwei fünf Monate alte Herdenschutzhunde, hier Dexter, gekauft.

Nach dem Wolfsriss vor fünf Wochen haben sich Marleen (links) und Steffi Lemke zwei fünf Monate alte Herdenschutzhunde, hier Dexter, gekauft.

Mahnfeuer als Anti-Wolf-Aktion im Kreis Stade

Der Förderverein der Deutschen Schafhaltung ruft bereits im fünften Jahr in Folge zu der Aktion auf. Eine Google-Karte zeigt, wo private Feuer von Weidetierhaltern entzündet werden. Auffällig: Niedersachsenweit finden sich die meisten Unterstützer im Ammerland sowie in den Landkreisen Wittmund, Aurich, Leer und im Friesland. Im Kreis Stade herrscht dagegen trotz der jüngst mehr als 100 getöteten Tiere Zurückhaltung.

Laut Förderverein seien weitere Mahnfeuer etwa in Oederquart, Götzdorf, Stade-Hagen, Kutenholz oder Horneburg angekündigt.

Hier finden Anti-Wolf-Mahnfeuer statt - interaktive Karte

 

Wolfsangriffe: 1000 Tiere mehr betroffen als im Vorjahr

Die Mahnfeuer sollen, wenn es nach dem Förderverein der Deutschen Schafhaltung geht, dabei helfen, dass politische Entscheidungsträger zum Umdenken bewegt werden, da die Wolfsschäden an Herden dem Verein zufolge dramatische Ausmaße annehmen.

Die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wölfe hat Ende Juli - also noch vor den für bundesweite Schlagzeilen sorgenden Attacken im August/September - die Zahl von 4366 vermissten, verletzten oder gerissenen Nutztieren offiziell bestätigt (Vorjahr: 3374). Die Zahlen würden belegen, dass „die bisherige Wolfspolitik, die nur auf vermeintlichen passiven Herdenschutz setzt“, gescheitert sei, heißt es vom Schafhaltungsverein: „Die Wolfs-Mahnfeuer haben Tradition – das fünfte Jahr in Folge finden sie als eine europäische Gemeinschaftsaktion statt“, erklärt Wendelin Schmücker, Vorsitzender des Fördervereins.

„Die Strategie einer Koexistenz der Weidewirtschaft mit dem Raubtier ist krachend gescheitert und grundlegend zu ändern“, erläutert Schmücker und fügt an: „Eines der Hauptprobleme: Wo Schafherden üblicherweise weiden, auf Deichen, in Mittelgebirgen und auf Almen, lassen sie sich nicht schützen und fallen Wolfsrudeln zur Beute.“

Die Tierhalter fordern mit ihren Mahnfeuern an ihrem Anti-Wolf-Aktionstag von der Politik, „die nichtregulierte, experimentelle Raubtieransiedlung in einer hochentwickelten Kulturlandschaft zu beenden“, wie es weiter heißt.

 

Zwei Wölfe in der Natur (Symbolbild).Foto: Julian Stratenschulte

Zwei Wölfe in der Natur (Symbolbild).Foto: Julian Stratenschulte

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