Weltspartag: Deutsche sparen viel – aber oft auch falsch

Ein Kind hält ein Sparschwein in den Händen. Foto: Zacharie Scheurer Foto: Zacharie Scheurer/dpa-tmn/dpa
Goldkonto, Ausbildungsversicherung, Generationenpolice: Wurden Ihnen solche Produkte schon mal für Ihr Kind angeboten? Gut, wenn sie bisher davon die Finger gelassen haben. So geht‘s besser.
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Am 31. Oktober jährt sich der Weltspartag zum 100. Mal - auch in Deutschland locken viele Sparkassen und Finanzinstitute ihre großen und vor allem kleinen Kunden rund um dieses Ereignis in die Filialen. Kinder, die ihre Ersparnisse mitbringen, bekommen dann etwa Geschenke.
Oft gibt es auch Beratungsdienste, beobachtet die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Mitunter versuchen Beraterinnen und Berater dabei, zusätzliche Produkte an den Mann oder die Frau zu bringen. Verbraucherschützer raten allerdings zur Vorsicht.
Der Grund: Viele der angebotenen Produkte seien nicht bedarfsgerecht oder teuer. Sparerinnen und Sparer sollten sich daher weder verpflichtet noch dazu gedrängt fühlen, im Gegenzug für etwaige Geschenke Verträge abzuschließen.
Stattdessen ist es etwa für Eltern und Großeltern - sofern diese finanziell dazu in der Lage sind - sinnvoll, sich grundsätzlich über die Ziele der Geldanlage für die eigenen Kinder Gedanken zu machen und entsprechend passende Produkte dafür auszuwählen.
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Für wie lange soll das Geld angelegt werden?
Für den kurzfristigen Anlagehorizont - etwa wenn das Ersparte in wenigen Jahren für ein größeres Geschenk oder ein neues Fahrrad für das Kind verfügbar sein soll - bietet es sich den Verbraucherschützern zufolge an, beim Tages- oder Festgeldkonto zu bleiben.
Bei beiden Varianten ist das Geld sicher und wird verzinst. Beim Festgeldkonto winkt dabei tendenziell eine höhere Verzinsung als beim Tagesgeldkonto, dafür sind die Ersparnisse bei letzterem flexibler und schneller verfügbar. Beide Konten bieten in der Regel aber bessere Konditionen als zum Beispiel ein Sparbuch.
Soll das Geld erst später - zum Beispiel für die Ausbildung des Kindes - Verwendung finden, ist der Anlagehorizont deutlich größer. Dann kann es sinnvoll sein, das Geld auf einem besser verzinsten und langlaufenden Festgeldkonto anzulegen. Oder es bei einer Anlagedauer von mindestens zehn Jahren breit am Aktienmarkt zu investieren. Zum Beispiel in einen günstigen ETF (Indexfonds), der den MSCI World oder MSCI All Country World Index nachbildet.
Finger weg von teuren Kombiprodukten
Auch wer noch länger Zeit zum Sparen hat und das Ersparte etwa erst als Grundstein für die eigene Immobilie des Kindes nutzen möchte, fährt mit einer solchen Aktienanlage laut der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz gut. Denn mit zunehmender Anlagedauer sinken deren Verlustrisiken, dafür sind die Renditeerwartungen deutlich größer als beim Tages- oder Festgeld - hier sind mit einem günstigen ETF historisch rund acht Prozent pro Jahr drin.
Mit einem dieser drei Finanzprodukte dürften für viele Sparerinnen und Sparer wesentliche Ziele der Geldanlage für ihre Kinder zu erreichen sein. Auch eine Kombi ist denkbar. Den Verbraucherschützern zufolge braucht es weder komplizierte Namen noch mit Versicherungen verstrickte Kombiprodukte. Wer sich und seine Kinder zum Beispiel vor den finanziellen Folgen eines Unfalls schützen möchte, sollte so eine Police besser separat abschließen.
Deutsche Sparquote bleibt hoch
Die Menschen in Deutschland halten ihr Geld weiterhin zusammen. In der ersten Hälfte dieses Jahres ist die Sparquote noch einmal auf 11,1 Prozent gestiegen, wie das Statistische Bundesamt zum Weltspartag (31. Oktober) berichtet. Das bedeutet, dass die Menschen von 100 eingenommenen Euro 11,10 Euro zur Seite gelegt haben. Deutlich höhere Sparanteile hatte es zuletzt in den Corona-Jahren 2020 und 2021 gegeben.
Grundsätzlich liegen die vorsichtigen Deutschen beim Sparen im internationalen Vergleich weit vorn. Im vergangenen Jahr waren die Sparer nur in wenigen Ländern noch eifriger. In der Schweiz lag die Sparquote bei 19,4 Prozent und in den Niederlanden bei 12,7 Prozent. Die Deutschen kamen auf 10,4 Prozent. Weniger gespart haben die Menschen in den USA (4,7 Prozent), Japan (2,8 Prozent) und Italien (0,3 Prozent). Mit ihrem Ersparten sorgen Menschen für schlechtere Zeiten vor. Allerdings kann das Geld dann nicht immer sofort für den privaten Konsum genutzt werden, der die Wirtschaft ankurbelt.