Zähl Pixel
Vandalismus

Wer ist der E-Bike-Saboteur von Bremerhaven?

Tatort Supermarkt: An diesem Fahrradstand vor einem Lebensmittelgeschäft in Leherheide hat ein Unbekannter das Motorkabel von Anita Malz E-Bike durchgeschnitten. Foto: Pejic

Tatort Supermarkt: An diesem Fahrradstand vor einem Lebensmittelgeschäft in Leherheide hat ein Unbekannter das Motorkabel von Anita Malz E-Bike durchgeschnitten. Foto: Pejic

Durchgeschnittene Kabel, lahmgelegte E-Bikes: Zuletzt häuften sich in Leherheide Fälle, bei denen Unbekannte Stromkabel an parkenden Elektrorädern gekappt haben. Immer am helllichten Tag und in derselben Straße. Was weiß die Polizei darüber?

Montag, 07.11.2022, 09:00 Uhr

Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!

Von Josip Pejic, NZ

Anita Malz möchte ihr Pedelec nicht missen müssen. Seit acht Jahren ist das motorisierte Fahrrad ein unersetzlicher Helfer im Alltag. Es ermöglicht ihr Mobilität und ein gewisses Maß an Unabhängigkeit, sei es, dass sie damit zur Sparkasse fährt oder schwere Einkäufe nach Hause transportiert. Egal, was die 86-Jährige vor hat, ohne ihr Pedelec geht gar nichts.

Umso heftiger traf Anita Malz der Schreck, als der Motor ihres Gefährts kürzlich nach einem Einkauf in einem Supermarkt am Debstedter Weg aus heiterem Himmel nicht mehr ansprang. Das Display war tot, der Motor blieb trotz wiederholtem Knöpfedrücken aus. Anita Malz stieg von ihrem Rad ab, schaute prüfend an ihm herab - und erblickte ein durchgeschnittenes Stromkabel. „Ich dachte, mich trifft der Schlag“, sagt sie noch etwas aufgelöst im Gespräch mit der "Nordsee-Zeitung". „Ich war nur zehn Minuten im Geschäft. Aber das hat dem Täter gereicht, um am helllichten Tag mein Pedelec komplett lahmzulegen. Da wusste jemand ganz genau, was er tat.“

An dem Pedelec entstand 300 Euro Schaden

Anita Malz schob ihr Pedelec mit ihren Einkäufen nach Hause und ging anschließend zu einem Fahrrad-Service in der Nähe. Dort schilderte sie einer Mitarbeiterin, was geschehen war - und dann traf sie zum zweiten Mal der Schlag: „Die Mitarbeiterin eröffnete mir, dass ich an diesem Tag schon die Vierte war, der das Kabel durchtrennt worden war. Da ist scheinbar ein Serien-Täter unterwegs“, sagt die Rentnerin entsetzt. Anita Malz‘ Pedelec bekam ein neues Display inklusive passendem Kabel. 300 Euro musste sie dafür bezahlen. Dann ging sie zur Polizei und erstattete Anzeige gegen Unbekannt.

Später erfuhr Anita Malz von der Mitarbeiterin aus dem Fahrradgeschäft, dass sich seit ihrem Fall elf weitere Personen mit durchgeschnittenen Motorkabeln im Geschäft gemeldet haben. Auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigt die Mitarbeiterin diese Zahl: „Wir haben hier jeden zweiten Tag Leute im Geschäft stehen, denen am E-Bike die Kabel durchtrennt worden sind“, sagt die Frau, die ihren Namen nicht öffentlich machen möchte.

Dem Täter drohen bis zu zwei Jahre Haft

Erst am Vortag sei zuletzt ein Kunde da gewesen. Eine solche Häufung von mutwillig gekappten Stromkabeln hat sie in ihrer Zeit in dem Fahrradgeschäft noch nicht erlebt, sagt die Mitarbeiterin. „So langsam gehen uns die passenden Ersatzteile aus.“

Die Polizei Bremerhaven teilt auf Nachfrage mit, dass in den vergangenen zwei Monaten mehrere Anzeigen aufgrund von durchgeschnittenen Stromkabeln an E-Bikes eingegangen sind. Jedes Mal wurden die Verbindungskabel zwischen Motor und Computer bzw. der Steuereinheit gekappt. „Auffällig ist, dass die Tatorte überwiegend im Bereich des Ortsteils Königsheide liegen“, sagt Polizeisprecher Jens Ammermann. Und zwar im nahen Umkreis des Supermarktes, vor dem auch das Pedelec von Anita Malz beschädigt wurde.

Die wichtigsten Nachrichten aus der Region via TAGEBLATT Telegram
morgens, mittags und abends kostenlos aufs Smartphone erhalten

Uniformierte und zivile Polizeibeamte seien für die Vorfälle sensibilisiert worden, insbesondere seit die Anzahl der Fälle so drastisch zugenommen habe. „Das Durchtrennen von Stromkabeln an Pedelecs und E-Bikes ist kein harmloses Vergehen, sondern stellt eine Sachbeschädigung dar, die mit Freiheitsstrafen bis zu zwei Jahren oder Bußgeld bestraft werden kann“, sagt Jens Ammermann. Ob der Polizei bereits Hinweise zu Verdächtigen vorliegen, möchte er nicht verraten. Aus ermittlungstaktischen Gründen, wie er sagt.

Weitere Themen

Weitere Artikel

Regen in Niedersachsen und Bremen: Temperaturen bis 20 Grad

Das Wochenende startet am Samstag in Niedersachsen und Bremen mit herbstlichem Wetter. Tagsüber erwartet der Deutsche Wetterdienst (DWD) viele Wolken und anhaltender Regen. Im Süden von Niedersachsen kommt zeitweise in Regenpausen die Sonne raus. Für die Küstenregionen (...).

Zahl gesprengter Geldautomaten geht deutlich zurück

Noch immer werden in Niedersachsen regelmäßig Geldautomaten gesprengt - allerdings mit sinkender Tendenz im Vergleich zu früheren Jahren. Bei den Taten besteht wegen einer veränderten Vorgehensweise oftmals eine größere Gefahr.