„Steht nicht zur Diskussion“: Werder hält an Werner fest

Werder Bremen hat in Bielefeld enttäuscht. Foto: Friso Gentsch/dpa
Das Pokal-Aus beim Drittligisten stürzt Werder Bremen noch tiefer in die Krise. Leonardo Bittencourt macht keinen Hehl aus seiner Wut. Auch von den Fans gibt es Ärger.
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Bielefeld. Beim Gang vor die Kurve bekamen die Bremer Spieler den Zorn ihrer Fans unmissverständlich zu spüren. Nach dem peinlichen Aus im Viertelfinale des DFB-Pokals bei Drittligist Arminia Bielefeld gab es böse Worte. Zudem flogen Plastikbecher und eine Fahnenstange Richtung Platz. „Ich bin schon lange hier, aber habe sie noch nicht so erlebt“, sagte Leonardo Bittencourt über die Anhänger.
Für den Ärger zeigten der Offensivmann und auch Trainer Ole Werner Verständnis. Das Werfen von Gegenständen müsse aber nicht sein, sagte Bittencourt. „Sprecht uns an, schreit uns an, schickt uns weg, alles gut. Da stehen wir auch dafür. Da gehen wir auch hin“, sagte er. „Aber Sachen auf den Platz werfen, das haben wir in den letzten Monaten, glaube ich, gesehen, gehört sich nicht.“ Die Fans hätten dies aber auch eingesehen.
„Steht nicht zur Diskussion“: Werder hält an Werner fest
„Das Trainer-Thema können wir direkt zumachen. Er steht bei uns überhaupt nicht zur Diskussion“, sagte Sport-Geschäftsführer Clemens Fritz dem TV-Sender Sky. Die Club-Führung sehe bei Werner, „wie fokussiert er ist, wie lösungsorientiert er arbeitet und was er den Jungs an die Hand gibt“.
Der 36 Jahre alte Werner übernahm die Bremer im November 2021 und erlebt gerade seine erste handfeste Krise als Werder-Trainer.
Bittencourt sauer: „Geht mir einfach auf den Sack“
Bittencourt selbst versteckte seine Wut über den nächsten Tiefpunkt im bisher so verkorksten Bremer Jahr 2025 ebenfalls nicht. Von neun Pflichtspielen seit dem Jahreswechsel hat Werder nur eins gewonnen.
Werder sei dabei, eine bis zur Winterpause starke Saison quasi wegzuschmeißen. „Das regt mich am meisten auf, dass wir es nicht geschafft haben, dranzubleiben“, sagte der 31-Jährige. „Keine Ahnung, warum. Wir denken, wir sind die Krassesten oder was weiß ich. Das geht mir einfach auf den Sack, was wir hier für Chancen wegschmeißen.“
Schon auf dem Platz bekam Mitspieler Derrick Köhn den Ärger des Routiniers zu spüren. „Es steht 2:1. Man will halt noch sein Tape abmachen und dann erst runter vom Platz. Ich verstehe manche Jungs nicht“, polterte der 31-Jährige zur Szene bei Köhns Auswechslung beim Stand von 2:1 für Bielefeld in der Schlussphase. „Ich weiß nicht, was in manchen Köpfen los ist. Ich habe da keinen Bock mehr drauf. Ich werde das jetzt alles klar ansprechen.“
Werder auch gegen Drittligist lange harmlos
Auch in den Katakomben des altehrwürdigen Bielefelder Stadions beruhigte sich der Mittelfeldmann, der seit 2019 für Werder spielt, nicht. Dass sein Team die große Chance nicht nutzte, im Pokal etwas Außergewöhnliches zu erreichen, tat ihm sichtlich weh. Die Krise spitzt sich immer weiter zu.
In der Bundesliga verlor Werder zuletzt dreimal in Serie, kassierte dabei elf Gegentore. Es droht ein trostloses Saisonende im Tabellenmittelfeld - auch wenn Werner sagte: „Die Saison ist noch elf Spiele lang für uns. Es ist immer noch alles möglich. Aber es liegt an uns, es in die richtige Richtung zu lenken.“
Das Schockierende aus Bremer Sicht: Nicht nur gegen Topteams, sogar bei Drittligist Bielefeld leisteten sich die Norddeutschen schlimme Abwehrfehler. Zudem ließen sie im Spiel nach vorn Durchsetzungsstärke vermissen. Werder wurde erst in der zweiten Hälfte wirklich gefährlich.
Bremer Mannschaft zu lieb?
„Unsere Pläne sind Woche für Woche gut. Aber wir bringen es einfach nicht auf den Platz“, erklärte Bittencourt und nahm Trainer Werner damit in Schutz. „Wir müssen jetzt mal ein anderes Gesicht zeigen. Ansonsten weiß ich nicht, wo das endet.“
Bittencourt deutete an, dass die Mannschaft „zu lieb“ sein könnte. Atmosphärische Störungen gebe es nicht. „Nee, gibt’s nicht und das ist das Problem. Vielleicht muss da ein bisschen Störung rein“, sagte er und erklärte: „Alles ist immer schön. Alles ist immer gut. Da rasiere ich jetzt drüber. Das ist mir scheißegal.“