Wie ein zufriedenes Leben mit Psoriasis heute gelingen kann
Weltweit sind schätzungsweise 125 Millionen Menschen an Psoriasis und Psoriasis-Arthritis erkrankt. Foto: Arno Burgi/dpa-Zentralbild/dpa-tmn
Wie ein zufriedenes Leben mit Psoriasis gelingen kann - das weiß Dr. Andreas Kleinheinz. Zum Welt-Psoriasis-Tag am 29. Oktober informiert er über die Schuppenflechte.
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Landkreis. Dr. Andreas Kleinheinz ist Chefarzt der Klinik für Dermatologie am Elbe Klinikum Buxtehude und Leiter des Kompetenzzentrums für chronisch-entzündliche Hauterkrankungen. Er hat sich intensiv mit der Psoriasis und ihren Begleiterscheinungen auseinandergesetzt und kennt sich deshalb bestens damit aus. Anlässlich des Welt-Psoriasis-Tag am Mittwoch, 29. Oktober, macht er auf die Situation der Betroffenen aufmerksam. In diesem Jahr steht der Tag unter dem Motto „Psoriasis und Begleiterkrankungen“.
Weltweit sind 125 Millionen Menschen betroffen
Silbrig-weiße Schuppen auf geröteter Haut - das sind die typischen Merkmale der Psoriasis vulgaris, auch Schuppenflechte genannt. Sie treten häufig an den Ellenbogen oder Kniegelenken auf, doch auch auf der Kopfhaut, an den Fußsohlen und in den Handinnenflächen; auch die Nägel können betroffen sein.
Weltweit sind schätzungsweise 125 Millionen Menschen an Psoriasis und Psoriasis-Arthritis erkrankt. Sie zählt neben Neurodermitis zu den häufigsten Hauterkrankungen überhaupt und ist nicht ansteckend.

Dr. Andreas Kleinheinz, Chefarzt der Klinik für Dermatologie am Elbe Klinikum Buxtehude und Leiter des Kompetenzzentrums für chronisch-entzündliche Hauterkrankungen, kennt sich mit Psoriasis und ihren Begleiterscheinungen aus. Foto: Martin Elsen
„Die Oberhaut eines Psoriasis-Patienten erneuert sich während eines Schubs aufgrund eines rasant beschleunigten Zellwachstums viel schneller als bei einem gesunden Menschen, nämlich innerhalb von drei bis sechs Tagen. Bei einem gesunden Menschen dauert dieser Vorgang knapp vier Wochen“, erläutert Dr. Kleinheinz. Das erklärt auch die starke Schuppenbildung und Verhornung der Haut während eines Schubs, der häufig von starkem Juckreiz oder Schmerzen begleitet wird, vor allem wenn die extrem gespannten Hautstellen reißen. „Es besteht dann auch eine erhöhte Gefahr für weitere Infektionen durch Keime.“
Psoriasis ist eine Autoimmunerkrankung
„Psoriasis wurde lange als reine Hauterkrankung betrachtet, heute wissen wir, dass es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt. Das bedeutet: Sie ist eine chronische, schubweise verlaufende Erkrankung, bei der das Immunsystem körpereigene Zellen angreift und Entzündungsprozesse verursacht. Psoriasis kann deshalb nicht nur die Haut betreffen, sondern auch systemische Auswirkungen auf andere Organe haben“, erläutert Dr. Kleinheinz.

Psoriasis zählt neben Neurodermitis zu den häufigsten Hauterkrankungen überhaupt und ist nicht ansteckend. Foto: Elbe Klinikum Buxtehude
So ist die Psoriasis-Arthritis eine der häufigsten Begleiterkrankungen; rund 30 Prozent der Psoriasis-Patienten sind davon betroffen. Aber auch Diabetes mellitus, Schlaganfall oder Bluthochdruck zählen zu den häufigen Komorbiditäten. Deshalb sei es wichtig, die Psoriasis möglichst früh und effizient zu behandeln.
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Die Schuppenflechte ist chronisch und nicht heilbar. Jedoch lassen sich mit verschiedenen Mitteln die Schübe abmildern und das Abheilen beschleunigen - äußerlich mithilfe von Salben, Gels, Tinkturen, UV-Bestrahlung oder systemisch in Tabletten- oder Spritzenform. Dennoch belastet die Psoriasis, wie wohl jede chronische Erkrankung. „Die Patientinnen und Patienten fühlen sich buchstäblich und dauerhaft nicht wohl in ihrer Haut“, bringt es Dr. Kleinheinz auf den Punkt.
Psoriasis und Psyche hängen zusammen
Es ist ein Teufelskreis, den es möglichst zu durchbrechen gilt: Auf der einen Seite kann die Psoriasis durch psychischen Stress ausgelöst werden; häufig wirken sich aber auch die sichtbaren Symptome, Juckreiz und Schmerzen oder die Scham vor den Hautschuppen negativ auf die Psyche der Betroffenen aus.
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„Viele Betroffene erfahren im Alltag Stigmatisierung, Diskriminierung und soziale Ausgrenzung aufgrund der sichtbaren Hautveränderungen“, weiß Dr. Kleinheinz. „Auch die Angst vor dem nächsten Schub kann zu Dauerstress führen, der wiederum das Aufflammen der Herde begünstigen kann.“ Deshalb zählen auch psychische Erkrankungen, beispielsweise Depressionen oder Angststörungen zu den Begleiterkrankungen der Schuppenflechte. Eine enge Zusammenarbeit mit Psychotherapeuten sei daher sehr wichtig. Auch Selbsthilfegruppen können Entlastung schaffen.
Das Kompetenzzentrum für chronische Hauterkrankungen am Elbe Klinikum Buxtehude bietet Patienten mit Psoriasis, aber auch Neurodermitis, Zöliakie und Anaphylaxie ein individuelles Therapiekonzept mit einer längerfristigen Betreuung im Dermatologischen Zentrum Buxtehude.
Patienten werden interdisziplinär und individuell betreut
„Das Ziel des auf die Bedürfnisse des Patienten zugeschnittenen individuellen Behandlungskonzeptes ist es, eine langfristige Verbesserung und Stabilisierung des Hautzustandes unter der Berücksichtigung der vielfältigen Einflussfaktoren zu erreichen“, erläutert Dr. Kleinheinz das Konzept. Um diese Ziele zu verwirklichen, werden Patienten interdisziplinär und individuell betreut. „Wir bieten Schulungen und verschiedene Seminare unter anderem zum besseren Verständnis der chronischen Erkrankung, zur Hautpflege, Ernährung und Stressreduzierung an.“
Der Welt-Psoriasis-Tag wurde von der 1971 gegründeten International Federation of Psoriasis Associations (IFPA) als internationaler Aktionstag ins Leben gerufen. Die IFPA ist ein Zusammenschluss von Patientenorganisationen und Fachgesellschaften aus rund 60 Ländern der Welt. Sie setzt sich für eine bessere Versorgung der von Psoriasis und Psoriasis-Arthritis Betroffenen ein und macht jedes Jahr rund um den 29. Oktober mit Aktionen und Fachvorträgen auf deren Lage aufmerksam. (sal)
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