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Müllkontrolle

Wieder viele Biotonnen nicht geleert – Ein Haushalt sorgt für Entrüstung

Dieses Biomülltonne in Grünendeich enthält fast nur Fremdstoffe. Sie blieb stehen. Foto Landkreis Stade

Dieses Biomülltonne in Grünendeich enthält fast nur Fremdstoffe. Sie blieb stehen. Foto Landkreis Stade

Die Quote wird nicht besser: Im Alten Land wurden 180 Tonnen Biomüll kontrolliert. Das Ergebnis fällt schlechter als noch im Oktober aus. So viele Tonnen blieben stehen.

Montag, 08.05.2023, 14:00 Uhr

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Seit knapp einem Jahr läuft die breit angelegte Aufklärungskampagne zum Biomüll im Landkreis Stade. Doch noch immer landen zu viele Fremdstoffe in den Biomülltonnen, klagen die Abfallberatung des Landkreises in einer aktuellen Mitteilung. Das habe sich erneut bei der jüngsten Sichtkontrolle gezeigt: Rund 180 Tonnen Biomüll hätten die Abfallberaterinnen des Landkreises in Grünendeich kontrolliert – acht Prozent wiesen laut Mitteilung eine so deutliche Fehlbefüllung auf, dass diese nicht geleert worden seien.

Für Entrüstung sorgte eine auffällige Biotonne: Abfallberaterin Sabine Kiehl erklärt: „Sie stach bei der Sichtkontrolle besonders heraus, weil sie praktisch keine Bioabfälle enthielt, dafür aber reichlich anderen Abfall.“

Zum Vergleich: Im Oktober 2022 wurden schon einmal die Biomülltonnen in Jork kontrolliert. Damals lag die Quote der stehengelassenen Tonnen bei sechs Prozent. Eine Besserung ist also nicht in Sicht. Das hatte sich seit Jahresbeginn bereits landkreisweit gezeigt. Zuletzt war in einzelnen Kommunen zum Teil jede fünfte Tonne nicht geleert worden.

Falsch befüllte Biomülltonnen: Abfallgebühren könnten steigen

Wenn der Bioabfall auch weiterhin einen so hohen Anteil an Fremdstoffen enthalte, führe das langfristig zu höheren Gebühren, so der Landkreis eindringlich. Ab 2025 haben Kompostieranlagenbetreiber das Recht, auffällig verschmutzte Bioabfalllieferungen abzulehnen – und dann muss der Bioabfall als Beseitigungsabfall verbrannt werden. „Das ist nicht nur ärgerlich, sondern auch vielfach teurer als die Kompostierung. Damit gehe das Fehlverhalten Einzelner dann zu Lasten aller“, hatte Daniel Beneke, Sprecher des Landkreises, bereits im April angekündigt.

Positiv jüngst in Grünendeich: Keine Biotonne habe Kleintierstreu enthalten. Das muss aus seuchenhygienischen Gründen in den Restmüll. Zuletzt hatte in einem Neubaugebiet in Horneburg möglicherweise ein Anwohner sein Kleintierstreu auf die Tonnen der Nachbar verteilt. Die Horneburger Polizei hatte Ermittlungen aufgenommen.

Was alles nicht in die Biomülltonne gehört

Der Landkreis klärt auf: Einweggeschirr, Getränkebecher oder auch Obst- und Gemüseverpackungen aus Pappe gehören nicht in die Biotonne. Letzteres sollte wiederum nur dann in die Papiertonne gegeben werden, wenn sie nicht mit Kunststoff beschichtet sind. „Biotonnen sind keine Papiertonnen“, ergänzt Sabine Kiehl. „Zum Einwickeln von feuchten Küchenabfällen kann zwar Zeitungspapier verwendet werden, ansonsten haben aber Zeitungspapier, Prospekte, Brötchentüten, Pappverpackungen, Taschentücher und Co. nichts in der Biotonne zu suchen.“

Ebenso wie ein „Klassiker“, der immer wieder bei der Sichtkontrolle dabei ist: das Kartoffelnetz, das ebenfalls nicht in die Biotonne gehört. Ungenießbare Kartoffeln sollten ohne Netz entsorgt werden.

Trotz aller begründeter Kritik, seien zahlreiche Behälter auch vorbildlich befüllt gewesen, berichtet die Abfallberaterin: „Auffällig viele Biotonnen waren lose mit den Bioabfällen befüllt. Es wurde also auf Papiertüten und Biobeutel verzichtet oder aber es wurde nur sehr wenig Zeitungspapier verwendet. Das trägt ebenfalls zur Abfallvermeidung und damit zum Klimaschutz bei.“

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Einen Appell hat die Abfallberatung dennoch: Die Bürgerinnen und Bürger sollten keine kompostierbaren Biobeutel mehr nutzen – Restbestände können aber aufgebraucht werden. Damit könne Mikroplastik in der Kompostierung reduziert werden.

Kompostierbare Biomüllbeutel sind zwar laut Bioabfallverordnung erlaubt, doch haben dennoch einige Nachteile. Foto Landkreis Stade/Dede

Kompostierbare Biomüllbeutel sind zwar laut Bioabfallverordnung erlaubt, doch haben dennoch einige Nachteile. Foto Landkreis Stade/Dede

Wie wiederum Madenbefall verhindert werden kann, weiß Sabine Kiehl ebenso: „Feuchte oder nasse Küchen- und Speiseabfälle in Zeitungspapier einwickeln und nasse Reste am Boden oder am Rand nach der Abfuhr entfernen. Rasenschnitt oder andere Pflanzenreste können als natürliche Barriere auf die Bioabfälle gelegt werden.“ Außerdem ist es ratsam, ein mit Zitrus-, Lavendel- oder Teebaumöl beträufeltes Tuch vor dem Schließen des Deckels über die Öffnung der Tonne zu legen. Und wenn es die häuslichen Gegebenheiten zulassen, sollte die Biotonne bei warmen Temperaturen nach Möglichkeit an einem schattigen und kühlen Ort stehen.

Was alles in die Biomülltonne, aber auch in die anderen Mülltonnen gehört, steht auf der Webseite des Amtes „Abfall und Kreislaufwirtschaft“. Die Abfall-App liefert ebenfalls umfangreiche Informationen rund um die Abfallentsorgung. Die App steht zum kostenlosen Download im App-Store von Apple und im Google-Play-Store bereit. (st/tip)

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