Zahl der Badetoten in Niedersachsen hat sich fast verdoppelt

DLRG und Feuerwehr suchten am Donnerstagabend bis zum Einbruch der Dunkelheit nach einem Vermissten am Strand vor Schulau. Foto: DLRG
Die Zahl der Badetoten in Niedersachsen ist im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr gestiegen. 42 Menschen kamen laut der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) um - gegenüber 26 in 2021.
Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!
Der Verein stellte die jährliche Statistik am Donnerstag in Bad Nenndorf vor. Sie soll unter anderem Gefahren am und im Wasser verdeutlichen.
Die meisten Badeunglücke gab es in Niedersachsen im Juli und August in Flüssen, Seen und Teichen. Zwei Menschen ertranken in der niedersächsischen Nordsee. In Nord- und Ostsee ging die Zahl der Unglücke insgesamt allerdings zurück. In 65 Fällen retteten Rettungsschwimmer der DLRG dort Leben, hieß es. In Bremen gab es fünf Badetote in Flüssen und Seen.
Auch bundesweit stieg die Zahl der Menschen, die in Gewässern gestorben sind. "Damit verzeichneten wir erstmals seit vier Jahren wieder einen Anstieg an tödlichen Unfällen im Wasser", sagte die Präsidentin der DLRG, Ute Vogt. Eine Begründung: "Während des langen warmen Sommers ohne nennenswerte coronabedingte Einschränkungen sind die Menschen wieder mehr in zumeist unbewachten Seen und Flüssen schwimmen gegangen".
Trendwende in Deutschland
Deutschlandweit ertranken mindestens 355 Menschen - 56 mehr als im Jahr davor. "Damit verzeichneten wir erstmals seit vier Jahren wieder einen Anstieg an tödlichen Unfällen im Wasser", sagte die DLRG-Präsidentin Ute Vogt.
Gegenüber dem Vorjahr stieg demnach die Zahl der tödlichen Badeunfälle an Flüssen, Seen und im Meer um fast 19 Prozent. Eine Begründung: "Während des langen warmen Sommers ohne nennenswerte coronabedingte Einschränkungen sind die Menschen wieder mehr in zumeist unbewachten Seen und Flüssen schwimmen gegangen", sagte Vogt. Insgesamt sei die Zahl auf einem niedrigen Niveau - gegenüber dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre habe es 16 Prozent weniger Opfer gegeben.
Den Angaben nach ertranken die meisten Menschen in Seen und Flüssen und während der Badesaison von Mai bis August. Bei einer Pressekonferenz warnte DLRG-Sprecher Achim Wiese vor dem Baden in großen Flüssen oder Baggerseen, die oft steil abfielen. "Sie würden auch nicht mit ihrer Familie am Sonntag auf der A2 spazieren gehen."
Die Zahl der Ertrunkenen ist laut der Organisation auch in Schwimmbädern gestiegen von 7 auf 13 im vergangenen Jahr. In Nord- und Ostsee ging die Zahl der Unglücke (von 26 auf 18) zurück. In 65 Fällen hätten Rettungsschwimmer der DLRG dort Leben gerettet.
Rettungsschwindel kritisieren Mangel an Bädern
Einen Anstieg bei der Zahl der Verunglückten gab es demnach bei Menschen zwischen 41 und 50 Jahren - von 18 auf 40 Fälle. Ein Grund dafür könne Selbstüberschätzung sein, sagte der DLRG-Sprecher. Sorgen bereiten den Rettungsschwimmern vor allem aber Kinder und Jugendliche. Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Organisation ist die Zahl der Grundschulkinder, die nicht schwimmen können, zwischen 2017 und 2022 von 10 auf 20 Prozent gestiegen.
Der Rettungsschwimmerverein kritisierte erneut den Mangel an Bädern für den Schwimmunterricht. Im Zusammenhang mit Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie habe das zu einem Anstieg der Zahl der Nichtschwimmer geführt. Im Mai will die DLRG mit einem Tag des Schwimmabzeichens für die Schwimmausbildung werben. In vielen deutschen Schwimmbädern soll das Abzeichen dann abgenommen werden.
Auch bei Menschen mit schlechter Bildung oder Migrationshintergrund seien die Schwimmkenntnisse häufig schlechter als bei anderen Gleichaltrigen. Zudem seien die meisten Badetoten Männer - eine häufige Ursache sei Leichtsinn. "Frauen sind häufig vorsichtiger und besonnener", sagte Wiese.
Die letzten Badeunfälle im Kreis Stade
Zu dem letzten tödlichen Badeunfall im Kreis Stade ist es 2020 gekommen: Ein 50-Jähriger war bei Grünendeich an einem Stack (Steindamm) in die Elbe gegangen, um dort zu baden und zu schwimmen. Ein Jahr später wurde ein 34-jähriger Buxtehuder am Anleger Stadersand aus dem Wasser geborgen. Vor Ort wurde durch Zeugen mitgeteilt, dass eine männliche Person an der Mauer zur Schwinge gestanden habe. Plötzlich sei diese Person unvermittelt in die Schwinge gesprungen und in Richtung Flussmitte abgetrieben worden.
Feuerwehr und Deutsche Lebensrettungsgesellschaft warnen seit jeher vor den Gefahren der Bundeswasserstraße Elbe mit ihren Untiefen und Strömungen. Vor allem im Bereich der Stacks sei das Baden lebensgefährlich. (bat/dpa)