Drogenkurier verunfallt? Partydroge sorgt für Gefahrguteinsatz

Der Citroen blieb in Seitenlage liegen. Foto: Feuerwehr Rotenburg (Wümme)
Bei Waffensen im Kreis Rotenburg stürzt ein Autofahrer einen Abhang hinunter. Bei der Bergung stoßen die Rettungskräfte auf eine gefährlich anmutende Ladung, die den Fahrer jetzt in die Bredouille bringt.
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Landkreis Rotenburg. Ein 19-jähriger Autofahrer geriet am Sonnabend auf der B75 zwischen Sottrum und Rotenburg gegen 19.30 Uhr in den Gegenverkehr, teilt die Polizei Rotenburg mit. Dort habe er mit seinem Citroen den Ford eines ebenfalls 19-Jährigen touchiert. „Durch den Zusammenstoß wurde der Citroen in den Seitenraum geschleudert und kollidierte mit einem Baum“, heißt es. Beide Fahrer zogen sich demnach leichte Verletzungen zu.
Gasbehälter aus Auto geschleudert
Die Polizei schätzt den entstandenen Sachschaden auf 18.000 Euro. Da der Unfallverursacher gegenüber der Polizei angab, er sei während der Fahrt kurz eingeschlafen, erwartet ihn ein Strafverfahren wegen Gefährdung des Straßenverkehrs.
Ihm könnte noch mehr Ungemach drohen: Die alarmierte Ortsfeuerwehr Waffensen entdeckte bei ihren Bergungsarbeiten vier Druckgasbehälter. Diese seien durch den Aufprall aus dem Fahrzeug geschleudert worden, wie die Einsatzkräfte mitteilen.
Blaulicht
Notruf in Stader Nachbarkreisen gestört
Bergung erst nach Absprache
Offenbar handelte es sich um Lachgas, das aus einem Behälter sogar entwichen sei. „Da weitere Behälter im Fahrzeug lokalisiert werden konnten, wurden der Rüstwagen aus Sottrum und der Leiter des Gefahrgutzuges an die Einsatzstelle nachalarmiert“, so die Feuerwehr.
Die Einsatzkräfte stellten demnach insgesamt 30 Druckgasbehälter sicher. In Absprache mit dem TUIS (Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungssystem der chemischen Industrie) stellte man das Gas sicher und transportierte es ab, heißt es. Der Einsatz dauerte mehr als drei Stunden.

Die Einsatzkräfte stellten offenbar 30 Lachgas-Behälter fest. Foto: Feuerwehr Rotenburg (Wümme)
Wem gehören Auto und Gas?
„Der Mann will das Fahrzeug geliehen haben und habe von der verbotenen Ladung keine Kenntnis gehabt“, so Heiner Van der Werp von der Polizei Rotenburg. Ob die Angaben stimmen, woher das Gas stammt und was die Eigentümer damit vorhatten, sei nun Teil der Ermittlungen.
Lachgas als Partydroge
Neben der medizinischen Verwendung als Narkosemittel wird Lachgas zunehmend als Partydroge benutzt. Der Effekt in der Regel: starke Euphorie, auch Benommenheit und Halluzinationen. Inhaliert wird es durch Luftballons, die vorher mit Lachgas-Kartuschen befüllt werden.
Unmittelbar nach dem Inhalieren setzt der Rausch ein und hält ein paar Sekunden bis zu drei Minuten an, so Andrea Piest vom Notdienst für Suchtmittelgefährdete und -abhängige Berlin e.V. Doch das frei verkäufliche Gas kann sowohl kurz- als auch mittelfristig gefährlich sein.
Blaulicht
Auto steht in Pippensen in Flammen
Kurzer Rausch mit langen (negativen) Folgen
Der regelmäßige Gebrauch von Lachgas kann laut Piest zu Vitamin-B12-Mangel und sogar einer Nervenschädigung führen. Setzt man den Ballon während des Konsums nicht zwischendurch ab, um normal Luft zu holen, kann es zu Sauerstoffmangel im Gehirn und in den Organen kommen.
Wer Lachgas konsumiert, sollte daher laut Piest den Ballon regelmäßig absetzen und möglichst im Liegen oder Sitzen inhalieren. Zudem sollte man talkumfreie Ballons verwenden, da das darin enthaltene Mineral nicht zum Einatmen gedacht ist. „Werden ausreichend Pausen eingehalten, verringert sich das Risikopotenzial für den Körper wieder“, so die Expertin.

Ein regelmäßiger Konsum kann zu einer Nervenschädigung und einem Vitamin-B12-Mangel führen. Foto: Annette Birschel/dpa/dpa-tmn
Wenn Taubheitsgefühle in den Extremitäten auftreten, kann das auf eine Nervenschädigung und Unterversorgung hinweisen. In diesem Fall sollte dringend ärztlicher Rat eingeholt werden. Piest rät dazu, dem medizinischen Personal mitzuteilen, dass man Lachgas konsumiert hat, damit man Nebenwirkungen schnell entgegenwirken kann.
Vorsicht bei Mischkonsum
Um Risiken zu minimieren, sollte man generell auf Mischkonsum verzichten. Insbesondere sogenannte „Downer-Drogen“ wie GHB (Liquid Ecstasy), Alkohol und Opiate verstärken sich laut Piest gegenseitig. Und das Risiko besteht, ohnmächtig zu werden oder zu erbrechen.
Lachgas wird häufig in Kombination mit Cannabis konsumiert. So soll der Lachgasrausch verlängert und der Cannabis-Rausch intensiviert werden. Das kann laut Expertin Piest vor allem bei hohen Dosen gefährlich werden, da beide Substanzen den Blutdruck senken und sich somit das Risiko für eine Bewusstlosigkeit erhöht. (mit dpa)