„Schwierige Lage“: Kampfmittelräumdienst sprengt Bombe im Harburger Hafen

Eine Fliegerbombe liegt nach der erfolgreichen Entschärfung am Fundort auf dem Gelände eines Autohofs auf der Ladefläche eines Transporters. Foto: Sebastian Kahnert/dpa
Arbeiter haben auf dem Gelände der Holborn Raffinerie im Harburger Hafen eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Da die 1000-Pfund-Fliegerbombe unter Wasser lag, war der Einsatz besonders gefährlich.
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Hamburg. Die Feuerwehr Hamburg wurde am Donnerstagvormittag zu einem Kampfmittelfund auf das Gelände der Holborn Raffinerie in Hamburg-Heimfeld gerufen. Die Erkundung des Kampfmittelräumdienstes ergab, dass es sich bei dem Blindgänger aus dem zweiten Weltkrieg um eine englische 1000-Pfund-Fliegerbombe mit einem chemischen Langzeitzünder handelte, berichtet die Hamburger Feuerwehr.
Der Langzeitzünder und die besondere Lage der Bombe hätten den Kampfmittelräumdienst dabei vor eine besonders große Herausforderung gestellt. Die Bombe habe sich in zwölf Metern Tiefe unter Wasser befunden und war nur durch einen schmalen Bergungsschacht erreichbar. Da ein erschütterungsfreies Herausziehen der Bombe in dieser ungünstigen Lage nicht möglich war, habe die Bombe kontrolliert gesprengt werden müssen.
„Ein Taucher des Kampfmittelräumdienstes tauchte dafür unter erheblicher Eigengefährdung in den Schacht hinunter um die Sprengladung auf der Bombe zu befestigen“, berichtet Anna Maria Koch. Um 14.38 Uhr sei die Bombe gesprengt worden.
Für die Dauer der Maßnahmen wurde im Abstand von 300 Metern um die Fundstelle herum, ein Sperrradius festgelegt. Der Warnradius betrug 1000 Meter. Nach einer Kontrolle des Umfeldes konnten die Einsatzkräfte der Berufs- und Freiwilligen Feuerwehr das Gelände um 14:51 Uhr verlassen. Die Feuerwehr Hamburg war insgesamt mit 40 Einsatzkräften im Einsatz.
Kampfmittelräumdienst beseitigt über vier Tonnen Bomben und Munition in Hamburg
Der Kampfmittelräumdienst der Hamburger Feuerwehr hat im vergangenen Jahr rund 4,3 Tonnen Munition, Bomben und Waffen unschädlich gemacht. Das ist eine Tonne mehr als im Vorjahr, wie aus Angaben des Senats und der Feuerwehr hervorgeht. Unter den im Jahr 2023 geräumten Kampfmitteln waren 9 große Sprengbomben mit einem Gewicht über 100 Pfund. Im Vorjahr waren 12 Bomben dieser Art entschärft worden.
Die Menge der unschädlich gemachten Kampfmittel schwankt von Jahr zu Jahr und wird vor allem von der Bautätigkeit beeinflusst. Im Jahr 2021 waren 5,2 Tonnen geborgen worden, darunter 17 große Sprengbomben. Im laufenden Jahr wurden bereits zwei Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft, wie der Senat auf eine Kleine Anfrage des CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Eckard Graage weiter mitteilte. Eine davon war am 7. Februar auf einem Werksgelände in Hamburg-Moorburg gefunden worden.
Angesichts der weiterhin im Boden der Hansestadt verborgenen Gefahren wird die Technik des Kampfmittelräumdienstes ständig verbessert. Im vergangenen Jahr bekamen die rund 40 Mitarbeiter unter anderem ein Fahrzeug für Taucheinsätze, ein GPS-Ortungsgerät für Kampfmittelfunde sowie eine Videoanlage zur Fernentschärfung. Für dieses Jahr sei die Anschaffung von fünf Kommandowagen und eines Radladers geplant, hieß es.
Im Zweiten Weltkrieg wurden zwischen dem 18. Mai 1940 und dem 17. April 1945 offiziell 213 Bombenangriffe auf Hamburg gezählt. Dabei wurden nach Angaben der Feuerwehr 107.000 Sprengbomben, 300.000 Phosphor-Brandbomben und drei Millionen Stabbrandbomben abgeworfen. Rund 55.000 Menschen starben. Zahlreiche Bomben explodierten nicht.