Schleuser-Festnahmen in Stade: Das ist über die syrische Familie bekannt

In Stade sind zwei Frauen und ein Mann festgenommen worden. Auch zahlreiche illegal Eingewanderte wurden aufgegriffen. Foto: Vasel
Im Altländer Viertel klickten am Dienstagmorgen die Handschellen. In einer aufsehenerregend Großrazzia in Stade wurden mutmaßliche Schleuser verhaftet. Bundesweit waren 350 Beamte im Einsatz, die führenden Köpfe agierten in Stade.
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Update: 12.30 Uhr, weitere Hintergründe
Sie rückten gut koordiniert um Punkt 6 Uhr im Altländer Viertel in Stade an. Die Handschellen klickten, zahlreiche Wohnungen und Pkw wurden durchsucht. Das Jugendamt nahm Kinder in Obhut.
Bei einer Razzia in fünf Bundesländern hat die Bundespolizei am frühen Dienstagmorgen mehrere mutmaßlich eingeschleuste Syrer entdeckt. Es seien fünf Haftbefehle gegen mutmaßliche Schleuser vollstreckt worden - gegen zwei Frauen und einen Mann in Stade sowie je eine Frau und einen Mann in Gladbeck, bestätigte ein Sprecher der Bundespolizei.
„Alle fünf sind auch Syrer”, ergänzte er. Die fünf Festgenommenen seien selbst Asylbewerber und alle familiär miteinander verbunden. Insgesamt werde der mutmaßlichen Bande im Laufe der Zeit die illegale Einschleusung von mehr als 100 Syrern vorgeworfen.

In diesem Wohnhaus in der Mittelkirchener Straße in Stade hat es Festnahmen gegeben. Foto: Vasel
Illegale Einwanderung: Großrazzia und Festnahmen in Stade
Die führenden Köpfe der Bande sollen von Stade und Bremen aus agiert haben. Den Ermittlungen zufolge zahlten die mutmaßlich Geschleusten jeweils 3000 bis 7000 Euro für ihre illegale Einreise nach Deutschland, wie der Sprecher weiter mitteilte. Den Beschuldigten werde neben banden- und gewerbsmäßigem Einschleusen von Ausländern unter anderem auch Geldwäsche vorgeworfen: Sie hätten mit ihren illegalen Einnahmen beispielsweise Goldschmuck gekauft. „Dann sitzen sie nicht mehr auf dem Geld”, sagte Sprecher Jörg Martienßen.
Bei den Razzien an Goldaper Straße/Masurenstraße, der Albert-Schweitzer-Straße und der Mittelnkirchener Straße seien auch größere Summen Bargeld und Schmuck beschlagnahmt, Handys und Laptops sichergestellt worden. Die elektronischen Geräte würden von Spezialisten aufwendig für die weiteren Ermittlungen ausgewertet.

Auch Autos im Altländer Viertel in Stade wurden durchsucht. Foto: Vasel
Wie die Bundespolizeidirektion Flughafen Frankfurt am Main mitteilte, waren mehr als 350 Beamte in sieben Kommunen im Auftrag der Staatsanwaltschaft Stade in Wohnungen und Häusern im Einsatz: neben Stade zudem im niedersächsischen Balge (Landkreis Nienburg) an der Weser, Bremen, Gladbeck (Nordrhein-Westfalen), Fulda, Kassel (beides Hessen) und Kelheim (Bayern).
Bundespolizei ermittelt mehr als 100 eingeschleuste Syrer
In Stade seien zwei Frauen im Alter von 48 und 23 Jahren sowie ein 27-jähriger Mann festgenommen worden. Laut Martienßen gibt es noch fünf weitere Beschuldigte ohne Haftbefehle - ebenfalls Syrer und familiär mit den fünf festgenommenen mutmaßlichen Schleusern verbunden.

Kleine Kinder wurden aus dem Mehrfamilienhaus gebracht. Foto: Vasel
Den bereits 2022 begonnenen Ermittlungen zufolge seien Syrer zunächst nach Griechenland geflogen, dort mit echten Pässen von Landsleuten ausgestattet und dann über Zwischenstationen unter anderem per Flugzeug nach Deutschland gebracht worden.
Später sei die mutmaßliche Bande auf die sogenannte Balkanroute umgeschwenkt, über die die illegalen Einwanderer zu Fuß sowie per Auto und Lastwagen nach Deutschland gelangt seien. (dpa/bv/tip)


In Stade wurden am Dienstagmorgen drei Haftbefehle vollstreckt. Foto: Vasel