Stader Handwerker werden ein Fall für die Polizei

In Sittensen sollten die reisenden Handwerker lediglich Pflastersteine reinigen (Symbolbild). Foto: Kai Remmers
Bei einfachen Pflasterarbeiten wird ein Nachbargebäude beschädigt. Die vermeintlichen Verursacher machen sich aus dem Staub. Die Polizei sucht nun öffentlich nach der reisenden Bande.
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Sittensen/Stade. Nach einem Vorfall, an dem reisende Handwerker aus dem Landkreis Stade beteiligt waren, fahndet die Polizei in Sittensen öffentlich nach den Männern und bittet um Hinweise aus der Bevölkerung. Was war geschehen?
Die unbekannten Männer haben ersten Erkenntnissen zufolge am 26. Februar Pflasterreinigungsarbeiten an einem Wohnhaus im Ostering in Sittensen durchgeführt. Dabei sei es unter anderem zu erheblichen Beschädigungen an einem Nachbarhaus gekommen, teilt die Polizei mit. Die Handwerker hätten das Grundstück jedoch verlassen, ohne sich weiter um die verursachten Schäden zu kümmern.
Die Männer seien in einem weißen Transporter mit Stader Kennzeichen unterwegs. Die Polizei fragt: Wer kennt die Männer? Wer hat möglicherweise das korrekte Kennzeichen notiert? Hinweise nimmt die Polizeistation Sittensen unter Telefon 04282/59414-0 entgegen.
Polizei warnt vor Stader Gartenarbeitern - Wucherpreise verlangt
In der Vergangenheit war es bereits des Öfteren zu Anzeigen wegen polizeibekannter Stader Handwerker gekommen. Diese waren vor allem im Raum Rotenburg wegen mehrerer Betrugsfälle aufgefallen. Die Bande von angeblichen Gärtnern und Handwerkern verlangte im Februar 2023 von einem 88 Jahre alten Senior eine hohe Vorauszahlung für Arbeiten am Haus. Der Mann wurde misstrauisch.
In Bremervörde sollte eine 73-Jährige für geringe Arbeiten an ihrem Haus und ihrer Garage insgesamt 36.500 Euro zahlen; 18.000 Euro hatte die Rentnerin bereits gezahlt. Die Frau stellte Strafanzeige. 2022 sollte eine 61-Jährige gar um 85.000 Euro gebracht werden.
Auch die Stader Polizei warnt regelmäßig im Frühjahr vor unseriösen Handwerkern. Zuletzt hatte vor einem Jahr die sogenannte Teerkolonne im Kreis Stade ihr Unwesen getrieben. Dies sei eine polizeibekannte Gruppe irisch-polnischer Arbeiter, hatte Polizeisprecher Rainer Bohmbach erklärt. Die Männer suchten in der Regel landwirtschaftlich geprägte Gebiete und Höfe auf und böten ihre Arbeiten zu Wucherpreisen an.
Betrug mit Gartenarbeiten: Das rät die Polizei
Hinter den auf den ersten Blick möglichen Schnäppchen verbergen sich oftmals Kostenfallen, so dass die Polizei rät, sensibel entsprechende Firmen und Angebote genau zu prüfen und mit möglichen Angeboten von vertrauten Handwerksfirmen aus der Region zu vergleichen.
- Machen Sie keine Haustür-/Gartenpfortengeschäfte.
- Lassen Sie sich ein genaues schriftliches Angebot gebeten.
- Leisten Sie niemals Vorkasse vor Ort oder legen Geld für Materialien aus.
- Holen Sie sich Vergleichsangebote.
- Notieren Sie sich die Personalien des Anbieters und des Pkw.
- Bei Auftreten dubioser reisender Handwerker wenden Sie sich umgehend an die Polizei.
So funktioniert die Masche der betrügerischen Handwerker
In der Zeit des Frühjahrsputzes und der Gartenarbeit treffe es sich doch gut, wenn freundliche Herren und Damen einen direkt am Gartenzaun oder an der Haustür ansprächen, ob man nicht für ein vermeintliches kleines Geld den Garten mal eben auf Vordermann bringen lassen wolle, erklärt die Polizei die Masche. Das Angebot klinge verlockend, nur für ein paar Tausend Euro werde alles fertiggemacht. Die Täter verlangten meist eine hohe Anzahlung oder Vorkasse.
Werde eingewilligt, werde ruck, zuck der Pritschenwagen - ein Firmenlogo fehle - entladen und es gehe überfallartig ans Werk. Doch plötzlich würden die Arbeiten beendet, weil angeblich Material fehle, was noch geholt werden müsse. Alles werde wieder eingeladen und die Truppe komme nicht wieder.
Ganz besonders häufig hätten es die Betrüger an der Haustür dabei auf Senioren abgesehen, die sich in ihren vier Wänden vermeintlich sicher fühlen. Ziel dieser unliebsamen Besucher sei es, in die Wohnung gebeten zu werden. Denn dort seien in aller Regel weder Zeugen noch andere Personen zu erwarten, die die Pläne durchkreuzen könnten.
Die Täter treten dabei laut Polizei in ganz unterschiedlichen Rollen auf: Mal geben sie sich als seriös gekleideter Geschäftsmann, mal werden sie als Handwerker in Arbeitskleidung, als Hilfsbedürftiger oder als angebliche Amtsperson vorstellig. Um ans Ziel zu gelangen, überraschten die Täter immer wieder durch außerordentlichen Ideenreichtum. (tip)