Verkehrskontrollen im Kreis Stade: Viele Verstöße und eine Verhaftung

Eine Polizistin hält eine Winkerkelle in der Hand (Symbolbild).
Mehrere Raser erwischt, Straftaten aufgedeckt – und einen Mann verhaftet: Das ist die Bilanz der Kontrollen von Polizei und Verkehrsüberwachern am Dienstag im Kreis Stade.
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Die Polizei Stade und Verkehrsüberwacher des Landkreises sowie der Stadt Stade haben sich am Dienstag am länderübergreifenden Aktionstag „sicher.mobil.leben“ beteiligt, berichtet Polizeisprecher Daniel Kraus am Mittwochmorgen.
Die Beamten führten Kontrollen an Schulen und Kindergärten sowie Geschwindigkeitsüberwachungen durch. Außerdem nahmen sie Falschparker und Radfahrer ins Visier, die auf der falschen Seite des Radwegs oder in der Fußgängerzone unterwegs waren.
Polizei deckt sechs Straftaten auf
Insgesamt kontrollierten die Einsatzkräfte 107 Verkehrsteilnehmer. Davon waren 54 Menschen mit dem Rad unterwegs, 29 mit dem Auto und 14 mit dem E-Scooter. Drei Lkw- und drei Motorradfahrer sowie vier Trecker-Fahrer wurden ebenfalls von der Polizei überprüft. Dabei stellten die Beamten zahlreiche Verstöße fest.
Mit einer mündlichen Verwarnung und einem aufklärenden Gespräch seien 46 Personen davongekommen. In 17 Fällen erhoben die Polizisten ein Verwarngeld. Sechs Straftaten deckten die Einsatzkräfte auf. „Hierbei ging es um Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz oder das Fahren ohne gültige Versicherung“, erklärt der Polizeisprecher.
Mann verhaftet, 57 Raser erwischt
Einer der kontrollierten Männer habe eine gerichtliche Geldstrafe nicht bezahlen können. Die Polizisten hätten dann einen Haftbefehl vollstreckt. Die Geschwindigkeitsüberwacher der Landkreis-Verwaltung und der Stadt Stade erwischten im Rahmen der Kontrollen 57 Raser und stellten 28 Parkverstöße fest.
Unfallzahlen im Straßenverkehr im Kreis Stade zuletzt wieder gestiegen
Ziel des Aktionstags war es, die Anzahl schwerer Unfälle zu reduzieren und alle Verkehrsteilnehmer für die besonderen Gefahren und Risiken zu sensibilisieren, die durch fehlende Rücksichtnahme entstehen. Auch sollte die Aktion dazu beitragen, das Verkehrsklima zu verbessern, insbesondere in den Städten, weil gerade dort, wo wenig Platz ist und viele Menschen in unterschiedlichsten Mobilitätsformen am Straßenverkehr teilnehmen, ein rücksichtsvolles Verhalten besonders wichtig ist.
Kreisweit waren 2022 fünf Menschen im Straßenverkehr ums Leben gekommen - vier Pkw-Fahrer und ein Pedelec-Fahrer. Das war der niedrigste Wert seit 41 Jahren. Die Zahl der Unfälle stieg jedoch im Vergleich zum Vorjahr um 142 auf 4485. Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Personenschäden stieg auf 652 (+59 im Vergleich zum Vorjahr).
Mehr als die Hälfte Unfälle ereigneten sich innerhalb der Stadtgebiete der beiden Hansestädte Stade und Buxtehude. 67,5 Prozent aller Verkehrsunfälle ereigneten sich innerhalb, 30,75 Prozent außerhalb geschlossener Ortschaften.
Fahrrad-Verband: Viele Unfälle beim Rechtsabbiegen
Radfahrer sind im Straßenverkehr besonders gefährdet. Im vergangenen Jahr starben nach einer Auswertung des Fahrrad-Verbands ADFC 19 Radfahrer im Straßenverkehr, in diesem Jahr bis Mitte August zwölf. Die Zahlen seien zwar zurückgegangen, sie seien aber noch immer unerträglich hoch, kritisiert der Verband.
Offizielle Statistiken werden zu den Unfällen nicht geführt. Nach einer Auswertung von Polizei- und Pressemeldungen des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) waren die jährlichen Unfallzahlen bis zum Jahr 2020 mit im Schnitt mehr als 30 getöteten Radfahrern noch viel höher. Den Rückgang führt der Verband auf die seit April 2020 geltende Pflicht für schwere Kraftfahrzeuge zur Schrittgeschwindigkeit beim Rechtsabbiegen zurück - und auf Abbiegeassistenten, die den Fahrer des Lastwagens warnen, wenn sich neben dem Fahrzeug ein Mensch befindet.
Eine Pflicht zum Einbau dieser Technik ist beschlossen, sie tritt aber nur schrittweise in Kraft. Seit 2022 müssen die Assistenten europaweit in allen neuen Fahrzeugtypen vorhanden sein. Erst ab 7. Juli kommenden Jahres werden alle neu zugelassenen Lastwagen und Busse ab 3,5 Tonnen von der Einbau-Pflicht erfasst.
„Für einen früheren Zeitpunkt gab es auf EU-Ebene keine Mehrheit“, teilt eine Sprecherin des Bundesverkehrsministeriums mit. Das Ministerium fördert den freiwilligen Einbau. Bisher seien Gelder für rund 43.500 Assistenzsysteme bewilligt worden. Nach Einschätzung des ADFC sind derzeit maximal zehn Prozent der Lkw mit der Technik ausgestattet, also neun von zehn Lastwagen ohne unterwegs.
Unfälle mit Lkw fast immer schwerwiegend
Opfer von Rechtsabbiege-Unfällen werden in der überwiegenden Anzahl Radfahrer, wie der Unfallexperte Siegfried Brockmann sagt. Fußgänger hätten immer die Chance, einen Schritt zurückzutreten. Der Radfahrer sei dagegen mit höherer Geschwindigkeit unterwegs, bei 20 Stundenkilometern betrage sein Bremsweg 10 Meter. „Wir haben hier ein sehr großes Problem, weil der Starke und der Schwache sich unweigerlich begegnen müssen“, sagt der Leiter der Unfallforschung der Versicherer.
Lastwagen verursachten fast immer besonders schwere Unfälle, Hauptunfallgegner sei aber das Auto, sagt Brockmann. Die meisten Unfälle geschehen seinen Angaben zufolge dort, wo es keine Ampel gibt, etwa an Ein- und Ausfahrten von Tankstellen, Supermärkten und anderen Grundstücken.
Gegenmaßnahmen wären bessere Sichtbeziehungen, also ein direkter Blick auf den Radweg ohne parkende Autos und Hecken. Stoppschilder, Warnschilder und Haltelinien würden die Sicherheit zusätzlich erhöhen. An Kreuzungen wirbt Brockmann für getrennte Ampelschaltungen, doch die Kommunen nutzen die Möglichkeit noch zu wenig: „Da ist noch viel Luft nach oben“, sagt Brockmann. (fe/pm/dpa)

Ein Polizist hält bei einer Verkehrskontrolle eine Winkerkelle in der Hand.