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Meinung

TAGEBLATT-Umfrage: Sind Sie für ein Böllerverbot – oder dagegen?

Mehr als 1,9 Millionen Menschen haben die beiden Petitionen unterschrieben.

Mehr als 1,9 Millionen Menschen haben die beiden Petitionen unterschrieben. Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Fast zwei Millionen Menschen haben Petitionen für ein Böllerverbot unterschrieben. Wir wollen wissen: Wie denken die Menschen im Kreis Stade darüber? Sagen Sie uns Ihre Meinung!

Von Redaktion Mittwoch, 08.01.2025, 04:00 Uhr

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Landkreis. Die vergangene Silvesternacht war verheerend. Fünf Menschen sind deutschlandweit durch Böller ums Leben gekommen, es gab viele Verletzte, darunter auch Kinder. Auch in Drochtersen wurde ein junger Mann durch einen Böller, der in einem Kunststoffrohr gezündet wurde, schwer verletzt.

Zudem wurden im Kreis Stade Feuerwerkskörper auf vorbeifahrende Autos geworfen; ein Rettungswagen fuhr bei einem Einsatz über einen detonierten Feuerwerkskörper und wurde leicht beschädigt.

Nach den Vorfällen wurden Stimmen für ein deutschlandweites Böllerverbot laut. Mehrere Petitionen wurden gestartet, mehr als 1,9 Millionen Menschen haben unterschrieben.

Das teilten die Initiatoren - die Gewerkschaft der Polizei (GdP) und die Deutsche Umwelthilfe (DUH) - mit. Sie übergaben die Unterschriftensammlungen jetzt an das Bundesinnenministerium.

„Gegen die chaotischen Zustände zum Jahreswechsel hilft nur ein generelles Böllerverbot“, erklärte der Bundesgeschäftsführer der DUH, Jürgen Resch. „Die Böllerei an Silvester verursacht immense Schäden. Zahlreiche Menschen werden auch mit legalen Böllern jedes Jahr verstümmelt, schwer verbrannt oder sogar getötet.“

Komplettes Pyrotechnik-Verbot für Privatgebrauch gefordert

„Wenn weit mehr als eine Million Menschen für eine Gesetzesveränderung unterschreiben, kann auch verantwortliche Politik das nicht mehr einfach wegatmen und zur Tagesordnung übergehen“, sagte der Berliner GdP-Landeschef Stephan Weh laut Mitteilung.

Es geht um ein komplettes Pyrotechnik-Verbot für den Privatgebrauch. Ziel ist der Schutz von Mensch, Tier und Umwelt.

Umfrage: Sollte privates Silvesterfeuerwerk verboten werden?

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Mehr als 360 Verletzte allein in Berlin

Allein in Berlin wurden laut der dortigen Gesundheitsverwaltung 363 Menschen durch Feuerwerk verletzt. In vielen Fällen handelt es sich nach Angaben von Berlins Gesundheitssenatorin Ina Czyborra um leichte Verletzungen, zum Beispiel oberflächliche Verbrennungen. „Es gab aber zahlreiche Personen, die schwer und schwerst verletzt wurden“, so die SPD-Politikerin. Bei einigen gebe es keine Aussicht auf eine vollständige Genesung.

Die Berliner Polizei hat beim aktuellen Jahreswechsel 1453 für Silvester typische Straftaten registriert - 125 mehr als vor einem Jahr. 58 Polizisten sowie ein Mitarbeiter eines Rettungsdienstes wurden nach jüngsten Angaben der Behörde angegriffen. Verletzt wurden dabei 17 Polizisten, acht davon durch Pyrotechnik.

Petition soll vor Gewalt durch Pyrotechnik schützen

„Wir haben diese Petition als Berliner GdP ins Leben gerufen, um unsere Kolleginnen und Kollegen vor Gewalt durch Pyrotechnik zu schützen, und freuen uns über die große Unterstützung“, so GdP-Landeschef Weh.

Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) unterstützt die Petition. Böller töteten und verletzten zahlreiche Menschen, verursachten Tonnen an giftigem Feinstaub und lösten vor allem bei Vögeln Panik und Fluchtreaktionen aus.

„Die gefährliche Ballerei ist umwelt- und naturschädlich und einfach nicht mehr zeitgemäß“, teilte der Nabu mit, der schon länger für ein Verbot von privatem Feuerwerk wirbt. Die Organisation spricht sich für von Städten und Gemeinden organisiertes Feuerwerk oder Lichtshows aus.

GdP: Können Mitleidsbekundungen nicht mehr hören

Gestartet worden war die Sammlung der Unterschriften bei der GdP bereits nach Böllerexzessen vor zwei Jahren. Über den jüngsten Jahreswechsel stieg die Zahl der Unterschriften stark. „Jedes Jahr Anfang Januar wird darüber geredet, viel versprochen, aber nichts gegen diesen Wahnsinn getan.

Ehrlich gesagt können wir diese Mitleidsbekundungen aus dem politischen Raum nicht mehr hören, wenn sich an den Rahmenbedingungen nicht endlich etwas ändert“, kritisierte GdP-Landeschef Weh.

In diesem Jahr wird die Diskussion neu entfacht durch schwere Vorfälle mit sogenannten Kugelbomben, die wegen ihrer hohen Explosionskraft hierzulande nicht für den Allgemeingebrauch zugelassen sind. Sie werden hauptsächlich in professionellen Großfeuerwerken bei Veranstaltungen eingesetzt.

Schwere Vorfälle bei Explosionen in Berlin

In Berlin wurde ein Siebenjähriger bei der Explosion einer solchen - illegal gezündeten - Kugelbombe lebensgefährlich verletzt und musste notoperiert werden. In Brandenburg gab es einen Toten. Und in Berlin-Schöneberg wurden bei einer Explosion durch die Wucht Häuserfassaden sowie Autos beschädigt und mehr als 30 Wohnungen zeitweise unbewohnbar.

Übergabe der Petition an das Bundesinnenministerium.

Übergabe der Petition an das Bundesinnenministerium. Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Pyrotechnik-Verband: Illegales Feuerwerk ist das Problem

Der Bundesverband für Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk machte vor allem das illegale Feuerwerk für die Verletzten verantwortlich. „Das Vermengen von Sprengstoffkriminalität mit der friedvollen Verwendung von geprüftem und sicherem Kleinfeuerwerk ist Populismus unterster Schublade“, sagte Vorstandsmitglied Ingo Schubert.

Das intensiv geprüfte und mit CE-Zertifizierung versehene legale Feuerwerk sei nicht mit den Explosivstoffen vergleichbar, die in der Silvesternacht zu Sachschäden, Verletzungen oder Todesfällen führten, so der Verband. Die in Wirklichkeit größte Petition hätten die Bürgerinnen und Bürger in der Silvesternacht abgegeben, indem Millionen Menschen friedlich und sicher mit Feuerwerk gefeiert hätten, argumentierte der Interessenverband.

Eine Aktivistin demonstriert mit einer Maske von Bundesinnenministerin Nancy Faeser.

Eine Aktivistin demonstriert mit einer Maske von Bundesinnenministerin Nancy Faeser. Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Kanzler: „Irgendwie komisch“

Die DUH kündigte an, alle Innenminister zu einer Veranstaltung einzuladen, bei der die Opfer der Silvesterböllerei zu Wort kommen. Es sei ein Schlag ins Gesicht der Betroffenen, dass Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die Forderung nach einem Böllerverbot als „irgendwie komisch“ bezeichnet habe.

Scholz hatte dem Magazin „Stern“ gesagt: „Ich bin dafür, dass wir ordentliche Regeln haben für das Zeug, das da hergestellt wird. Aber ein Böllerverbot finde ich irgendwie komisch.“ Auch Innenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte sich gegen ein Böllerverbot ausgesprochen. (dpa)

M
Manfred Clausen
08.01.202511:35 Uhr

Einige Anmerkungen zur Ballerei:
Schon um die Weihnachtszeit, also weit vor dem Verkaufsstart, wurden erste Zündversuche
vorgenommen!? Verursacher konnten nicht ermittelt werden!
Eine Steigerung der „Versuche“ erfolgte in Richtung Jahreswechsel.
Drei Tage vor Jahreswechsel schoss sich die „Artillerie“ ein, begleitet von „Gefechtsfeldbeleuchtung“ (Raketen mit abschließendem Knall-Bum). Da wackelten schon mal die Wände! Verursacher konnten nicht ermittelt werden!
Am 31. eröffnete die Artillerie mit einsetzender Dunkelheit das Feuer mit zusätzlicher Gefechtsfeldbeleuchtung bis weit nach dem Jahreswechsel!
Welche Auswirkungen dieser Schwachsinn hatte ist in anderen Kommentaren ausgeführt.
Für mich sind diese Exzesse ein Zeichen weiter zunehmender Wohlstandsverwahrlosung.
Wenigstens einmal mal die Sau rauslassen, ohne Rücksicht auf Verluste von Leib und Leben von
Mensch und Tier und Sachwerten!
Was geht in Menschen vor, die sich Stunden vor Öffnung der „Ballerfabrik“ anstellen und für teilweise unglaublich viel Geld Ballerei kaufen? Was geht in Menschen vor, die mit illegalen Sprengsätzen hantieren?
Ist aber alles nicht so schlimm. Unser noch Olaf würde es komisch finden ohne Ballerei.
Das erinnert mich an seine Aussage zum G20 Gipfel. „Die Büggerinnen und Bügger in Hamburg werden kaum etwas vom G20 Gipfel merken!“ so soll er gesagt haben. Dieser Mensch besitzt die besondere Fähigkeit Ereignisse mit seinem bekannten Grinsen zu verharmlosen! Aber er ist nicht allein mit seiner Auffassung. Selbst die Grünen stimmen in NI gegen ein generelles Verbot!
Fazit: Quo vadis Deutschland?
PS: Wie bewertet die „Politprominenz“ der Stadt eigentlich die Ereignisse?

U
Ulla Bowe
08.01.202507:28 Uhr

Ein weiterer Aspekt,der für ein Böllerverbot spricht, ist, daß in Zeiten, in denen immer öfter kriminelle Gruppen ihre Auseinandersetzungen auf der Straße / in der Öffentlichkeit austragen, der zum Jahresende erlaubte Erwerb von Sprengstoff von diesen sittenlernen Gruppen gerne mal auf Vorrat für den nächsten Konflikt-Fall gekauft und übers Jahr gelagert werden. Man komme mir nicht mit: "...aber das ist doch strafbewehrt verboten!?...". Das ist solcheneuten sowas von egal, denn sie müssen erst einmal gefasst werden und dann muss wieder umfangreich für die Staatsanwaltschaft ermittelt werden, damit dann nach langer Zeit ein -nach meinem Gefühl -
Urteil mit keinem abschreckenden Charakter gefällt wird.
Michael Bowe

U
Ulla Bowe antwortete am
08.01.202508:35 Uhr

sittenlernen = sittenfernen

U
Ulla Bowe
07.01.202520:35 Uhr

Es werden zu viele Menschen von einer immergrößer werdenden Anzahl Ballerwütiger gefährdet. In Mitleidenschaftgezogen:
Strassenkehrer:innen, Rettungswagenfahrer:innen, Polizisten und Polizistinnen, Ärztinnen und Ärzte in Kliniken mit Unfallaufnahmen, Spaziergänger, die mit Pyrotechnik beworfen werden, viele Tiere zu Hause und in der freien Wildbahn, Menschen, in deren Strassen schon weit vor dem Silvestertag geböllert wird, Kinder, die sich ängstigen, Menschen mit Kriegstraumata, und und und...
Und es werden immer mehr, für die das sinnentleerte Geballere eine besondere (negative) Bedeutung hat.
Der eigentliche Sinn des Feuerwerks? Egal, es geht nur noch um Ballerei!
Sinnvoller wäre es, bestimmte Geländebereiche auszuweisen, in denen von Sicherheits- und Rettungskräften begleitet kontrolliert Feuerwerk abgebrannt werden kann; dort läßt sich die Gefahrenlage deutlich besser einschätzen, lokalisieren und eingrenzen.

Michael Bowe

J
Jörn Weidt antwortete am
07.01.202521:50 Uhr

Ich kann ihnen nur zustimmen, vollinhaltlich. Im Bereich Horstsee / Schwingewiesen begann die abendliche Böllerei bereits im Oktober. Das für das Landschaftsschutzgebiet Schwingewiesen so etwas ein No Go ist, scheint die Verursacher nicht zu interessieren. Das evtl. Tiere in Panik geraten und auf die Fahrbahn galoppieren wird wissentlich in Kauf genommen. Und wenn man keine Verbote "möchte", bitte zu Donald schauen. Der hat für alles die richtigen Zolltarife - dann schaffen wir locker die 5% Verteidigungsausgaben.

K
Karin Jacobs
07.01.202514:17 Uhr

Warum wird Menschen ohne Befähigungen, teilweise schwer alkoholisiert einmal im Jahr der Umgang mit Sprengstoff gestattet?

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