Wenn die E-Zigarette den Müllwagen in Brand setzt

Schlimmstenfalls kann es durch die leicht entzündlichen Lithium-Batterien zu Bränden im Müllfahrzeug oder in der Recyclinganlage kommen. Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Die Abfallberaterinnen nehmen die nächsten Müllsünder in den Blick. Es geht um ein kurzlebiges Wegwerfprodukt. Kreis und Entsorger warnen vor Explosionsgefahr.
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Landkreis. Der Umsatz von E-Zigaretten hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Relativ neu auf dem Markt ist dabei die Einweg-E-Zigarette, auch Vape genannt; diese kleine und bunte Variante ist vor allem bei Jugendlichen stark im Trend. Nun klagt der Landkreis Stade: Der wachsende Konsum von Vapes & Co. habe schwerwiegende Folgen für die Umwelt. Darauf weisen die Abfallberaterinnen hin.
Sie mahnen: Nur die wenigsten Raucher scheinen zu wissen, dass E-Zigaretten batteriebetriebene Elektrogeräte sind. Als solche müssten diese auch entsprechend entsorgt werden.
Anstelle von Tabak wird eine Flüssigkeit (Liquid) mit Hilfe eines batteriebetriebenen Heizelements erwärmt und verdampft. Gerade die Einweg-Dampfer wiesen laut Abfallberaterinnen „eine extrem schlechte Umweltbilanz aus“, denn weder die Lithium-Ionen-Batterie noch die Flüssigkeit ließen sich austauschen. Das mache Vapes zu einem kurzlebigen Wegwerfprodukt.
Brände im Müllwagen: Das macht Einweg-Vapes so gefährlich
E-Zigaretten waren lange ein Nischenmarkt, inzwischen sind sie aber ein Massengeschäft. 2022 und 2023 legte der Umsatz laut Verbandsangaben um jeweils 40 Prozent zu. 2024 hat sich der Zuwachs mit 25 Prozent etwas abgeschwächt, er bleibt aber auf einem hohen Niveau.

Vor allem Jugendliche greifen bei Einweg-Vapes zu - dank cooler Werbetricks: Sie kommen farbig und in vielen Geschmacksrichtungen daher. Foto: Moritz Frankenberg/dpa
Nach rund 600 Zügen sind die Vapes leergedampft und landen oft fälschlicherweise im Hausmüll, Gelben Sack oder in öffentlichen Abfallcontainern. Das hat der Landkreis Stade jetzt vermehrt festgestellt - und nennt gleich mehrere Probleme.
Schlimmstenfalls könne es durch die leicht entzündlichen Lithium-Batterien zu Bränden im Müllfahrzeug oder in der Recyclinganlage kommen.
Im Kreisgebiet habe es - mutmaßlich aufgrund von nicht ordnungsgemäß entsorgten Abfällen - in der jüngeren Vergangenheit schon Brände im Ladebereich von Müllfahrzeugen gegeben, sagt Kreissprecher Daniel Beneke.
Dr. Henning Knorr, Vorstand beim Entsorger Karl Meyer AG in Wischhafen, kann ein Lied davon singen. Bundesweit sei das ein Riesenthema, sagt er. „Es vergeht kein Tag, an dem es in Deutschland nicht in einer Anlage oder einem Auto brennt.“ Erst im vergangenen Winter kam es in Stade zu einem Schwelbrand in einem Entsorgungsfahrzeug. Mitarbeiter haben schnell eingegriffen und Schlimmeres verhindert.
Es sei nicht immer nachweisbar, ob Lithium-Batterien die Ursachen für den Brände sind. Aber eine Gefahr bergen sie auf jeden Fall. Vor allem, so Knorr, „wenn sie einen Knacks bekommen“. Bis der Müll in der Verbrennungsanlage in Hamburg landet, werde er häufig angepackt. Beim Verladen, beim Zusammenschieben, beim Pressen.
„Oft werden die Vapes auch einfach achtlos auf die Straße geworfen, wodurch giftige Stoffe wie Schwermetalle und Nikotin sowie Mikroplastik durch die Plastikbestandteile in die Umwelt gelangen und Böden, Tiere und das Grundwasser schädigen“, so die Kreis-Abfallberatung. Aber auch wertvolle Rohstoffe gingen durch eine falsche Entsorgung für das Recycling verloren.
Gefährlich
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Vapes & Co.: Verkaufsverbot gefordert
Entsorger- und Umweltverbände in Deutschland fordern ein Verkaufsverbot für Einweg-E-Zigaretten. Als erstes EU-Land wird Belgien den Verkauf ab 2025 verbieten. Henning Knorr gehört dem Vorstand des Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft (BDE) an. Der BDE fordert ein Verbot der Zigaretten und ein Pfand auf Lithium-Ionen-Akkus.
Vom Kreis Stade heißt es: Wenn während der Sortierung aufgrund vieler Fehlwürfe aufwendig nachgesteuert werden müsse, führe das zu einem Mehraufwand, der sich am Ende auch in den Kosten und damit in den Gebühren für die Abfallentsorgung niederschlage. Das treffe dann alle - auch diejenigen, die ihre Mülltonnen korrekt befüllen.
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Im Sinne der Kreislaufwirtschaft sollte man beim Kauf mehrfach verwendbaren Produkte den Vorrang geben und auch darauf achten, dass Elektrogeräte möglichst langlebig, reparierbar und gut recyclingfähig seien.
E-Zigaretten und Vapes sind Elektrogeräte. Sie müssen dementsprechend gesondert entsorgt werden, wenn sie ausgedient haben. Darauf weist auch das Symbol der durchgestrichenen Mülltonne auf der Verpackung hin. „Vielen ist nicht bewusst, dass sie solche kleinen Elektrogeräte, wie beispielsweise elektrische Zahnbürste oder Taschenrechner, auch einfach beim Einkauf im Supermarkt abgeben können“, klären die Abfallberaterinnen auf.
Die Rücknahme von Elektro- und Elektronikgeräten ist gesetzliche Pflicht für den Handel. Die Abgabe ist kostenlos. Große Händler, die über eine Verkaufsfläche von mehr als 400 Quadratmetern für Elektro- und Elektronikgeräte verfügen, müssen Elektroaltgeräte bis 25 Zentimeter Kantenlänge zurücknehmen, ohne dass ein neues Produkt gekauft wird und dafür entsprechende Rücknahmestellen einrichten. Auch Lebensmitteleinzelhändler, wie Supermärkte oder Discounter mit einer Verkaufsfläche von mehr als 800 Quadratmetern, sind zur Rücknahme verpflichtet, sofern sie solche Geräte anbieten.
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Wichtig sei, so der Landkreis weiter, dass zuvor herausnehmbare Batterien aus dem Gerät oder der E-Zigarette entfernt werden und diese gesondert in die Batteriesammlung, zum Beispiel ebenfalls im Supermarkt, wandern.
Weitere Informationen stellt das Amt Abfall und Kreislaufwirtschaft in der Broschüre „Wohin mit noch funktionierenden oder defekten Elektronikgeräten“ zur Verfügung. (st/db)