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Gefährlich

Immer wieder illegale Müllkippen im Wald

Immer mehr Müll findet sich in den niedersächsischen Wäldern. Naturschützer sind besorgt. (Archivfoto)

Immer mehr Müll findet sich in den niedersächsischen Wäldern. Naturschützer sind besorgt. (Archivfoto) Foto: Philipp Schulze/dpa

Vom Autoreifen bis zum Kühlschrank: In den niedersächsischen Wäldern wird sehr viel Müll entsorgt. Das birgt nicht nur Risiken für den Wald, sondern auch für die Gesundheit. Auch der Landkreis Stade hat ein Müllproblem.

Von Redaktion Montag, 19.08.2024, 13:05 Uhr

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Landkreis/Hannover. Illegale Müllentsorgung ist zunehmend ein Problem in Niedersachsen - und auch im Landkreis Stade werden immer wieder unerlaubt entsorgte Abfälle entdeckt.

Die Vermüllung nehme drastisch zu, warnt der Präsident des Waldbesitzerverbandes Niedersachsen, Philip von Oldershausen. Auch die Niedersächsischen Landesforsten sind besorgt. Sie verweisen darauf, dass alles Mögliche weggeworfen wird - von Abfällen vom Gewerbe, Garten oder Renovierungen bis hin zu Sonder- und Sperrmüll.

Zahlen zur Menge des Abfalls und Anzahl der Fälle in Niedersachsen gibt es demnach nicht. Die Datenlage sei schwierig, hieß es. Besonders gefährlich für das Ökosystem ist nach Angaben des Naturschutzbundes (Nabu) Niedersachsen, wenn Batterien, Elektrogeräte und lackiertes Altholz im Wald entsorgt werden. Dieser Abfall enthält chemische Bestandteile oder Giftstoffe, die das Grundwasser verseuchen können.

In Deutschland wird viel zu viel Müll erzeugt

In Deutschland werden laut Bundesumweltministerium jährlich etwa 340 Millionen Tonnen Müll erzeugt - zu viel. Dazu zählen überwiegend Abfälle vom Bau (217 Millionen Tonnen) sowie aus Industrie, Produktion, Gewerbe. Rund 50 Millionen Tonnen sind Abfälle aus privaten Haushalten und öffentlichen Einrichtungen, steht in der Broschüre des Umweltministeriums über Abfallwirtschaft aus dem Jahr 2023.

Kamen im Jahr 2000 noch 406,7 Millionen Tonnen Abfall zusammen, sank das Müllaufkommen 2009 auf 322,2 Millionen Tonnen - stieg wieder an auf 365,1 im Jahr 2020. Tendenziell sei die Abfallmenge Spiegel des materiellen Wohlstandsniveaus. (epd/lit)

Müll ist eine Gefahr für Tier- und Pflanzenwelt

Wildtiere verfangen sich dem Waldbesitzerverband zufolge leicht in Plastiktüten oder Netzen und verletzten sich an Scherben. Aber auch bei vermeintlich harmlosen Gartenabfällen besteht die Möglichkeit, dass sie das Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringen. Denn eingeschleppte Samen oder Insekten können zur Gefahr für heimische Pflanzen werden und sie verdrängen.

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Müllentsorgung im Wald ist verboten. Es drohen je nach Abfall und Menge bis zu 50.000 Euro Bußgeld. Die Niedersächsischen Landesforsten zeigen Fälle von illegalen Abfallablagerungen an und ermutigen Bürgerinnen und Bürger, dasselbe zu tun. Zeugenaussagen erhöhten die Chancen, die Verursacher zu fassen. Für manche Landkreise oder Städte gibt es auch sogenannte Müllmelde-Apps, mit denen Müllfunde im Wald schnell und unkompliziert gemeldet werden können.

Wildmüll im Landkreis Stade

Auch im Landkreis Stade ist unerlaubt entsorgter Abfall ein Problem:

Etwa 50 schwere Waschbetonplatten wurden im März 2024 im Hamelwördenermoor entdeckt.

Auf dem Weg Steuen in Wischhafen wurden diese Waschbetonplatten entsorgt.

Auf dem Weg Steuen in Wischhafen wurden diese Waschbetonplatten entsorgt. Foto: Gemeinde Wischhafen

Die Täter haben die Platten am „Steuen“, einem wenig frequentierten Weg, der zum Torfabbaugebiet führt, entsorgt. Die schweren Platten wurden einfach abgeladen und versperrten den Weg.

Verpackungen, Fleischreste und Nudeln wurden in Dollern am Hagener Weg illegal entsorgt.

Verpackungen, Fleischreste und Nudeln wurden in Dollern am Hagener Weg illegal entsorgt. Foto: Privat

In Dollern war der Hagener Weg im vergangenen Jahr zur illegalen Müllkippe umfunktioniert worden.

Bananen, Paprika, Salate, Fleischreste, Nudeln - immer wieder wurden im Dezember in großer Zahl illegal entsorgte Lebensmittel am Hagener Weg und seinen Nebenstraßen entdeckt. Auch Verpackungsmüll, Kabelreste oder Altreifen wurden dort abgeladen.

Auf einem Parkplatz an der B73 wurden rund 40 Autoreifen abgeladen.

Auf einem Parkplatz an der B73 wurden rund 40 Autoreifen abgeladen. Foto: Polizei

Alte Autoreifen werden gleich zuhauf an Straßen, Wegen oder im Wald entsorgt.

Rund 40 Autoreifen wurden im Dezember 2023 zwischen Immenbeck und Neu Wulmstorf an einem Parkplatz an der B73 entdeckt. In Hollern-Twielenfleth wurden im Mai 2023 an der L140 und an der Twielenflether Chaussee Reifenstapel abgeladen. 15 Autoreifen waren im Januar 2023 in Riensförde, unweit der Harsefelder Landstraße, illegal entsorgt worden. Auch im Stadermoor waren mehrere Altreifen und -räder von Passanten gemeldet worden.

Mülltonnen, Schilder, Reifen – vielerlei Unrat wurde am Rand des Waldes abgeladen. Foto: Loki-Schmidt-Stiftung / Peter Czikowski

Mülltonnen, Schilder, Reifen – vielerlei Unrat wurde am Rand des Waldes abgeladen. Foto: Loki-Schmidt-Stiftung / Peter Czikowski Foto: Loki-Schmidt-Stiftung/Peter Czikowski

Eine regelrechte Müllkippe im Altländer Wald wurde im April 2023 von Mitarbeitern der Loki-Schmidt-Stiftung entdeckt.

Reifen, Fässer, Elektrogeräte, alte Mülltonnen, Holzkisten und Schrott aus sechs Jahrzehnten waren unerlaubt auf der Kleiabbaufläche entsorgt worden.

Große Müllberge vor Stader Wohnanlagen

Doch nicht nur im Wald oder auf entlegenen Parkplätzen wird unerlaubt Müll entsorgt. Im Altländer Viertel in Stade gibt es große Probleme - obwohl dort bereits wöchentlich Sperrmüll abgefahren wird.

Müllberge im Altländer Viertel.

Müllberge im Altländer Viertel. Foto: Anping Richter

Im Juni türmten sich dort kaputte Schaumstoffmatratzen, zerbrochene Möbel, Teppichstücke, Planen, Kartons und Hausmüll. Die illegalen Deponien ziehen weitere „Mülltouristen“ an, die dort ebenfalls ihren Abfall abladen.

Vor der Wohnanlage am Mühlenweg in Stade-Bützfleth wird immer wieder illegal Müll entsorgt. Foto: Richter

Vor der Wohnanlage am Mühlenweg in Stade-Bützfleth wird immer wieder illegal Müll entsorgt. Foto: Richter Foto: Richter

Im vergangenen Jahr geriet eine Wohnanlage am Mühlenweg in Stade-Bützfleth in die Schlagzeilen. Auch entstanden immer wieder große Wildmüllhaufen.

Wildmüllfunde im Landkreis Stade melden

Im Landkreis Stade gibt es mehrere Möglichkeiten, Wildmüll zu melden. Auf der kreiseigenen Homepage werden folgende Ansprechpartner aufgeführt:

Abfälle im Wald oder in der übrigen freien Landschaft

Abfallwirtschaft des Landkreises Stade, Telefon 04141 12-8012, abfallwirtschaft@landkreis-stade.de. Sie können auch das Formular nutzen.

Abfälle auf privaten/gewerblichen Grundstücken

Untere Abfallbehörde des Landkreises Stade, abfallbehoerde@landkreis-stade.de, Telefon 04141/12-6681.

Abfälle an Straßen, Wegen und Plätzen sind vom Straßenbaulastträger zu entfernen.

Außerhalb geschlossener Ortschaften ist dies bei Kreisstraßen die Kreisstraßenmeisterei des Umweltamtes (umweltamt.kreisstrassen@landkreis-stade.de) bzw. bei Landes- und Bundesstraßen sowie Autobahnen die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr

Innerhalb der geschlossenen Ortslage und bei Gemeindestraßen ist dies die jeweilige Gemeinde, Samtgemeinde, Hansestadt.

In Stade kümmern sich die Kommunalen Betriebe Stade um die Abfallentsorgung. Dort gibt es sogar eine Facebook-Gruppe für Wildmüllfunde. Die KBS sind erreichbar per Telefon: 04141/401 391,

E-Mail: wildmuell@stadt-stade.de, www.stadt-stade.info/buerger-innen/maengelmelder, Facebookgruppe „Wildmüll in der Hansestadt Stade“.

Die Stadt Buxtehude nimmt Informationen zu illegalen Müllablagerungen (und Schadensmeldungen) online über den Mängelmelder „Sag‘s uns einfach“ entgegen. www.buxtehude.de/stadt-verwaltung/sag-s-uns-einfach. (dpa/set/epd)

J
Jochen Mextorf
19.08.202408:26 Uhr

In Wohnanlagen kann man Kameras installieren. Und die Informationen von Bürgern, den Wildmüll betreffend, mit €uros honorieren.

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