Rummenigge vor Super-League-Urteil: Bundesligisten niemals dabei

Karl-Heinz Rummenigge, ehemaliger Fuballspieler, kommt zur Verleihung des "Sport Bild-Award 2023" in den Fischauktionshallen. Foto: Christian Charisius/dpa
Sorgt der EuGH für eine Revolution im europäischen Fußball? Zur Super League und einer möglichen Zukunft für deutsche Teams hat Ex-Bayern-Boss Rummenigge eine klare Meinung.
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Berlin. Vor dem wegweisenden Urteil im Super-League-Streit hat Karl-Heinz Rummenigge eine mögliche Teilnahme von Bundesligavereinen an einer kontinentalen Konkurrenzliga kategorisch ausgeschlossen. „Niemand in Deutschland würde in die Super League einziehen, das gäbe eine Revolution unter den Fans“, sagte der langjährige Fußball-Topmanager in einem Interview der italienischen Zeitung „Gazzetta dello Sport“.
Der Europäische Gerichtshof (EuGH) verkündet an diesem Donnerstag ein Urteil in dem Streit um die vor zweieinhalb Jahren ins Leben gerufene Super League. Zwölf Vereine hatten sich damals zusammengetan und ein Konkurrenzprodukt zur UEFA-Champions-League angekündigt. Nach massiven Protesten von Fans schieden die meisten Teams schnell wieder aus dem Projekt aus. Nicht aufgeben wollten Real Madrid und der FC Barcelona, die bewirkten, dass der EuGH nun entscheidet, ob die UEFA ihre beherrschende Stellung auf dem Markt missbrauche. Der Kontinentalverband hatte Super-League-Teams und deren Spielern mit dem Ausschluss aus allen Wettbewerben, darunter auch WM und EM, gedroht.
„Niemals mit uns!“
Rummenigge glaubt, dass die Super League auch dann nicht klappen würde, wenn der EuGH gegen die UEFA entscheidet. „Weit würde es nicht gehen“, sagte der 68-Jährige. „Engländer, Deutsche und Franzosen werden nie mitmachen.“ Der Ex-Profi glaubt, dass das auch bei Italienern und Spaniern so sein werde. „Dann können Real und Barcelona allein das Turnier austragen...“
Rummenigge schilderte, dass die Initiatoren der Super League seinen damals designierten Nachfolger als FC-Bayern-Vorstandsvorsitzenden, Oliver Kahn, kontaktiert hatten. „Ich, Uli Hoeneß und Präsident Hainer haben gesagt: Niemals mit uns!“, schilderte Rummenigge.
Spanier wollten Engländern schaden
Er ergänzte, dass eine elitäre Super League das Ende der Meisterschaften und Ligen sei, wie es sie aktuell gibt. „Die Serie A würde zur Serie B, die Bundesliga zur 2. Liga. Arme Wettbewerbe. Und warum das alles? Um der Premier League zu schaden, die mehr Geld einnimmt, weil sie es einfach besser macht.“ Vor allem die Spanier wollten der Premier League schaden, sagte Rummenigge, „und deshalb haben sie dieses Turnier erfunden“.
Anwalt vor EuGH-Urteil: Könnte „Bosman hoch zehn“ sein
Der belgische Anwalt Jean-Louis Dupont, der als Vertreter von Jean-Marc Bosman 1995 Rechts- und Fußballgeschichte schrieb, hält eine Revolution durch das mit Spannung erwartete Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zur Super League für möglich.
„Das Urteil hat das Potenzial, Bosman hoch zehn zu sein“, sagte Dupont „Zeit Online“. An diesem Donnerstag wird der EuGH über die Klage von Real Madrid und dem FC Barcelona entscheiden, die gegen das Monopol des Kontinentalverbands UEFA vorgehen. Das Verfahren könnte das Monopol des Verbands brechen und die Entstehung einer europäischen Super League ermöglichen.
„Diesmal geht es nicht um die Regulierung des Arbeitsmarktes, sondern um die grundsätzlichen Bedingungen, unter welchen auf dem Fußballmarkt Wettbewerbe stattfinden dürfen“, sagte Dupont. Mitte der 1990er-Jahre vertrat der Belgier seinen Landsmann und Fußballprofi Bosman. Zusammen erwirkten sie vor dem EuGH, dass Fußballer nach Ablauf ihres Vertrags ablösefrei wechseln dürfen. Das Urteil liberalisierte den Arbeitsmarkt im Profifußball. Fortan gewannen die Spieler viel mehr Macht gegenüber ihren Arbeitgebern, den Vereinen.
Nun ist Dupont erneut beteiligt. In einem zweiten Fall, der ebenfalls am Donnerstag entschieden wird und der sich ebenfalls mit der Macht der UEFA befasst, vertritt er Royal Antwerpen. Der belgische Club klagt gegen die sogenannte Homegrown Player Rule, nach der mindestens acht Spieler eines Kaders vom Verein selbst ausgebildet worden sein müssen. Die Urteile werden am Donnerstag ab 9.30 Uhr erwartet.