Neue Diesel-Sorte ab April an Tankstellen – Was Autofahrer jetzt wissen müssen

Diesel B10 ist ein Diesel mit einer zehnprozentigen Beimischung von Biodiesel. Foto: Daniel Reinhardt/dpa
An den Zapfsäulen wird es in den kommenden Wochen Veränderungen geben. Eine weitere Diesel-Sorte analog zum Super E10 kommt dazu. Aber: Es ist nicht die einzige Änderung beim Tanken.
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Landkreis. E10 für Benziner ist mittlerweile bekannt, auch wenn viele Autofahrer den günstigen Bio-Kraftstoff weiterhin links liegen lassen. Doch ab April kommt es auch zu Änderungen beim Diesel. Dann wird neben dem herkömmlichen Diesel B7 eine weitere Sorte mit dem Namen Diesel B10 eingeführt.
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Was ist Diesel B10?
Diesel B10 ist, wie der Name sagt, ein Diesel mit einer zehnprozentigen Beimischung von Biodiesel. Bisher war die Biobeimischung beim Diesel auf maximal sieben Prozent (B7) begrenzt. Der größte Unterschied für Autofahrer besteht darin, dass B10 nur dann getankt werden darf, wenn der Hersteller des Wagens eine spezielle Freigabe für die Verwendung erteilt hat, genau wie es bei der Verwendung von Super E10 der Fall ist.
Eine Umfrage des ADAC zum Jahreswechsel hatte gezeigt, dass derzeit nur wenige Pkw-Modelle für die Verwendung von B10 seitens der Automobilhersteller freigegeben sind.
Der ADAC rät: Im Zweifel lieber B7 tanken – denn das müssen Tankstellen, die B10 anbieten, immer auch parallel anbieten. Und: Tankstellen sind nicht dazu verpflichtet, den neuen Kraftstoff umgehend anbieten zu müssen.
Der ADAC spricht dennoch von einem „weiteren Schritt auf dem Weg zu weniger CO2-Emissionen für Fahrzeuge mit Benzin- oder Dieselmotoren“. Jetzt brauche es zwingend und schnell umfassende Freigaben der Autohersteller, damit die neuen Kraftstoffe von den Verbrauchern auch angenommen würden.
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Was kostet Diesel B10?
Experten rechnen damit, dass Diesel B10 bei Markteinführung zunächst mit 2 bis 3 Cent pro Liter teurer angeboten werde als der bekannte Diesel B7. Laut Tankstellenverbänden könnte anschließend jedoch eine Entwicklung wie beim im Jahr 2011 gestarteten Super E10 einsetzen. Das heißt, die Preise purzeln und sinken unter den Diesel-B7-Wert.
In Deutschland sind laut Kraftfahrt-Bundesamt heute mehr als 14 Millionen Autos, Lastwagen und andere Kraftfahrzeuge mit Dieselmotoren unterwegs.
Kurz vor Ostern
Benzinpreise steigen auf Jahreshoch
Das ändert sich an Tankstellen: Auch der Biodiesel kommt
Autofahrer werden künftig auch Diesel tanken können, der zu 100 Prozent aus Abfallstoffen wie Frittenfett hergestellt wurde. Der Bundesrat stimmte jüngst einer Verordnung der Bundesregierung zu, die den Weg für die Einführung von Biodiesel frei macht.
Sogenannte paraffinische Dieselkraftstoffe werden als Reinkraftstoff zugelassen. Bislang konnten sie dem herkömmlichen Diesel nur zu maximal 7 Prozent beigemischt werden. Künftig sollen sie auch 100-prozentigen Biodiesel aus zertifizierten, nachhaltigen Rest- und Abfallstoffen verkaufen dürfen. Meist handelt es sich um alte Fette aus Großküchen, aber auch Holzreste, Zelluloseabfälle oder Fischreste. Das Kürzel HVO100 bedeutet Hydrotreated Vegetable Oils: Mit Wasserstoff behandelte Pflanzenöle - zu 100 Prozent.
Da Biodiesel weniger CO2 verursacht als herkömmlicher Diesel, soll auf diese Weise auch ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sagte: „Mit HVO100 können wir die CO2-Emissionen im Verkehr kurzfristig senken.“ Die Einsparung betrage bis zu 95 Prozent im Vergleich zu herkömmlichem Diesel.
Ab wann gibt es HVO100 an Tankstellen?
Der neue Kraftstoff werde nicht an jeder Tankstelle gleich verfügbar sein, „sondern nach und nach erst flächendeckend angeboten werden“, teilte der ADAC mit. Uniti teilte mit, der Tankstellenmittelstand „steht in den Startlöchern“: HVO100 könnte am 13. April in den öffentlichen Verkauf gehen.
Dagegen hieß es vom BfT: „HVO wird bei Markteinführung an einigen wenigen Tankstellen zu tanken sein – aus Platzgründen und da auch eine technische Umstellung erfolgen muss.“ Der BfT würde es begrüßen, wenn Benzin E5 nicht mehr von den Tankstellen vorgehalten werden müsse: „Damit wäre der Platz frei für HVO.“
Der Biodiesel erhält an der Zapfsäule den Namen „XtL“. Das Kürzel steht für „X To Liquid“. Das bedeutet: Ein beliebiges Ausgangsmaterial wird in einen flüssigen Energieträger umgewandelt. Das „X“ ist der Platzhalter für die verschiedenen Rohstoffe, aus denen der neue Kraftstoff gewonnen wird.
Als noch zukunftsträchtiger gelten E-Fuels, strombasierte Kraftstoffe.
Ist der Biodiesel teurer als Diesel aus Erdöl?
Ja, weil die Produktionskosten höher sind. Nach den Erfahrungen in anderen europäischen Ländern, in denen HVO schon längst getankt werden kann, ist er 15 bis 20 Cent pro Liter teurer als fossiler Diesel, wie der Bundesverband freier Tankstellen (BfT) mitteilte.
Schadet HVO100 dem Motor?
„Moderne Dieselmotoren sind grundsätzlich dafür geeignet“, sagte Wissing. „Es bedarf keiner technischen Anpassungen oder Umrüstungen der Fahrzeuge oder des flächendeckenden Tankstellennetzes“, heißt es in einer Erklärung von ADAC, Uniti, Kfz-Gewerbe, Logistikverbänden und einigen Lkw-Herstellern.
Der ADAC weist allerdings darauf hin, dass die Freigabe von Kraftstoff für einen Motor grundsätzlich beim Fahrzeughersteller liege. „Aktuell liegen solche Freigaben nur für wenige Modelle der Marken Audi, BMW, Citroën/Peugeot/Opel, Nissan, Renault/Dacia, Seat/Cupra, Škoda, Toyota, Volvo und VW vor.“ Man brauche „dringend weitere umfassende Herstellerfreigaben für bisherige Pkw-Modelle“, damit HVO100 von den Verbrauchern angenommen werde.
Was machen andere Länder?
Laut Bundesverkehrsministerium kann man den Biosprit in den Niederlanden, Schweden, Litauen und vielen anderen Ländern bereits tanken. Laut Uniti ist HVO100 bereits an über 600 Tankstellen in Europa frei erhältlich.
Bundesweiter Benzinverbrauch legt zu
Der Benzinverbrauch in Deutschland ist 2023 das dritte Jahr in Folge gestiegen. Nach den amtlichen Mineralöldaten des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) lagen die Inlandsablieferungen von Ottokraftstoff vergangenes Jahr bei 17,3 Millionen Tonnen. Das waren 416.000 Tonnen mehr als im Vorjahr. Im Vergleich zum coronabedingten Tiefpunkt im Jahr 2020 ist es sogar ein Anstieg um fast 1,1 Millionen Tonnen.
In den Jahren vor Corona war der Benzinverbrauch tendenziell rückläufig - noch 2010 waren es 19,6 Millionen Tonnen. Zudem ist in den letzten Jahren auch die Zahl der Elektroautos auf deutschen Straßen deutlich gestiegen - zum Jahresende waren es 1,4 Millionen Pkw. Die Auslieferungen bei Diesel sind unterdessen weiter gesunken. Die Verbrauchszahlen gehen hier allerdings zu einem großen Teil auf den Lkw-Verkehr zurück und sind daher weit stärker von der Konjunktur abhängig als die Zahlen für Benzin.
Parallel zum gestiegenen Benzinabsatz setzte sich auch ein anderer Trend fort: 2023 machte das einige Cent günstigere Super E10 mit 25,9 Prozent erstmals mehr als ein Viertel der Benzinverkäufe aus. 2022 waren es noch 23,7 Prozent, vor fünf Jahren 13,7 Prozent. E10 kann bis zu 10 Prozent Biosprit enthalten.
E10 tanken? In Deutschland gibt es noch viele Vorurteile
„Was wir nicht kennen, das kommt nicht in unsere Autos“, sagt Nils Linge, Pressesprecher des ADAC Bremerhaven. Für den Experten spricht nichts gegen den günstigeren Biosprit E10 – im Gegenteil. Mit den häufigsten Vorurteilen räumt der ADAC-Sprecher auf.
„Mein Auto verträgt gar kein E10“
Das Argument hat Linge bei der Einführung des Biokraftstoffs 2011 oft gehört. „Damals traf das auf wenige Autos zu, doch jetzt sind die allermeisten Benziner-Pkws für E10 geeignet“, erklärt Linge. Den Hinweis finden Autofahrer in der Bedienungsanleitung des Fahrzeuges oder auch auf den Internetseiten der Fahrzeughersteller und -importeure. Oft steht es auch mit im Tankdeckel.
Laut des ADAC-Experten vertragen in der Regel alle Fahrzeuge, die seit November 2010 zugelassen sind, das E10-Benzin. „Aber auch viele Old- und Youngtimer können den Biosprit mit dem höheren Ethanolanteil ohne Schäden nutzen.“ Für Fahrzeuge vor November 2010 gibt die Broschüre E10-Verträglichkeit von Kraftfahrzeugen der Deutschen Automobil Treuhand GmbH, kurz DAT, Auskunft.
Theoretisch kann das Ethanol Kunststoffe und Aluminium im Motor angreifen. „Über 90 Prozent der Ottomotoren haben aber kein Problem mit E10, gerade Besitzer von aktuellen Autos können beruhigt sein“, so Linge. Eine geringe Gefahr besteht nur bei älteren Autos wie Oldtimern. Im Zweifelsfall haben sich Fahrzeughersteller und -importeure rechtlich verpflichtet, für eventuelle Schäden einzustehen.
Seit der E10-Einführung beträgt der Kostenvorteil gegenüber E5 drei bis sechs Cent, auch in den aktuellen Hochpreisphasen. Doch was ist mit dem Mehrverbrauch? Aufgrund des etwas geringeren Energiegehaltes des Bioethanols erhöht sich bei gleicher Fahrweise der Kraftstoffverbrauch gegenüber den herkömmlichen Benzinsorten. „Der Mehrverbrauch liegt aber unter 2 Prozent“, stellt Linge klar. Aber: Es kommt immer auf den Einzelfall an, den Motor, die zurückgelegte Strecke und die Fahrweise. (dpa/tip)