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Neues Konzept

Das fordern Bürger im Landkreis für den Verkehr – Kritik an Stader Bahnhof

Damit Bus und Bahn besser harmonieren, wie hier am Stader Bahnhof, laufen derzeit im Hintergrund viele technische Neuerungen. Foto: KVG

Damit Bus und Bahn besser harmonieren, wie hier am Stader Bahnhof, laufen derzeit im Hintergrund viele technische Neuerungen. Foto: KVG

Der Landkreis will die Verkehrswende anpacken. Das neue Konzept sollen Bürger vor Ort mitgestalten. Jetzt gab es erste Vorschläge - und auch an Kritik wurde nicht gespart. Besonders Bahn und Bahnhof sind immer wieder im Fokus von Problemen.

Dienstag, 19.09.2023, 07:15 Uhr

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Ob der Ausbau des Radwegenetzes, die Taktung und Tarifstruktur des öffentlichen Personennahverkehrs oder die Kommunikationspolitik der Verkehrsunternehmen: Viele Themen kamen beim ersten Mobilitätsfrühstück des Landkreises Stade zur Sprache. Am Sonnabend konnten Bürger im Kreishaus ihre Ideen einbringen.

„Wie kann die Verkehrswende hier vor Ort gelingen?“ Diese Frage stand über der von Moderatorin Dr. Marie-Luise Braun geführten Diskussion. Zwei Stunden lang brachten Bürger ihre Vorschläge zu ganz verschiedenen Aspekten ein.

Ein Schwerpunkt war das Thema öffentlicher Nahverkehr. Kritik gab es für die Verspätungen und Ausfälle im Zugverkehr und die teilweise fehlende Information der Nutzer. Außerdem wurde mehrfach der schlechte Zustand des Stader Bahnhofs angesprochen. Der Tenor: Öffentliche Verkehrsmittel würden nur genutzt, wenn sie ein angenehmes Umfeld bieten und Sicherheit vermitteln.

Stader Bahnhof hat viele Baustellen

Der Stader Bahnhof steht seit Jahren in der Kritik. Er ist an vielen Stellen baufällig, die Aufenthaltsqualität tendiert gegen null. Außerdem gilt der Bahnhof als Hotspot für Straftaten. Viele Bürger fühlen sich dort vor allem in den Abendstunden nicht mehr sicher.

Klaus Müller, Sprecher des Fahrgastbeirats Stade, hatte erst kürzlich auf die Unzufriedenheit der S-Bahn-Nutzer im Landkreis aufmerksam gemacht. Viele stiegen wegen der gefühlten Unpünktlichkeit wieder aufs Auto um - obwohl die S-Bahn ihr Pünktlichkeitsziel mit 94,5 Prozent im vergangenen Jahr erreicht hat.

„Das kann ich leider nachvollziehen“, zeigt der Sprecher des Fahrgastbeirates Verständnis dafür. Die neuen Displays zur Streckeninformation lobt Müller aber ausdrücklich. Trotzdem sei die Information vor allem bei Gründen und Dauer der Verspätung noch verbesserungswürdig.

Um den ÖPNV attraktiver zu machen, hatten die Bürger auch einige Ideen. Vorgeschlagen wurden kombinierte Tickets bei Kulturveranstaltungen, so dass die Besucher kostenlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen können.

Außerdem gab es Optimierungsvorschlage für das Tarifsystem und die Parkplatzsituation in der Stader Innenstadt. Lob gab es für das Engagement der Bürgerbusvereine, die allerdings mehr Unterstützung bräuchten. Ebenfalls positiv hervorgehoben wurde das Angebot des Anruf-Sammel-Taxis.

Schüler entwickeln App für Radwege-Schäden

Vertreter der Initiative „Stade fährt Rad“, die sich seit einigen Jahren für verbesserte Bedingungen für den Radverkehr starkmacht, forderten durchgehende Radwegenetze: Radwege an Hauptverkehrsstraßen könnten dafür ebenso genutzt werden wie verkehrsarme Nebenstraßen und Wirtschaftswege. Wichtig sei, dass Radfahrer sicher und auf möglichst direktem Weg unterwegs sein können.

Die jüngeren Teilnehmer wurden mit ihren Ideen sogar sehr konkret: Eine Schülergruppe des Stader Vincent-Lübeck-Gymnasiums stellte ihre neue Social-Media-Plattform „Stade-Bike“ vor. Dort werden unter anderem Schäden an Radwegen dokumentiert und an die Behörden gemeldet.

Die Politik des Landkreises brachte die Ausschreibung für das neue Verkehrskonzept jüngst auf den Weg. Es soll unter Beteiligung der Bevölkerung erarbeitet werden. „Wir sind hier nicht in der Großstadt - auch die Verkehre im ländlichen Raum müssen angemessen berücksichtigt werden“, unterstrich der Erste Kreisrat Thorsten Heinze.

Die gesammelten Vorschläge und Ideen werden in den kommenden Wochen von der Klimaschutzbeauftragen Birgit Weißenborn und der Verkehrsplanerin Julia Flügge geprüft und an Verkehrsunternehmen, Straßenbaubehörden sowie Planer weitergegeben.

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