EWE kündigt an: Das passiert mit den Strom- und Gaspreisen im Winter

ARCHIV - 07.09.2017, Niedersachsen, Oldenburg: Ein Logo des Energieversorgers EWE leuchtet (Langzeitbelichtung mit Bewegungsunschärfe). Am 25.04.2019 legt der Vorstand die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr vor. Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa
Die EWE hält die Preise für Strom und Gas stabil, spricht aber eine deutliche Warnung aus. Auch die Stadtwerke Buxtehude wollen sich nun erklären: Steigen die Preise zum 1. Januar wieder?
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Landkreis. Der zuletzt wegen verspäteter Jahresrechnungen in die Schlagzeilen geratene Energieversorger EWE will die Preise für Strom und Erdgas in seinen Grundversorgungstarifen während der Wintermonate unverändert lassen. Das teilte das Oldenburger Unternehmen am Donnerstag mit.
Für die Kilowattstunde Strom müssen Verbraucher demnach weiter 36,97 Cent berappen. Hinzu kommt der jährliche Grundpreis in Höhe von 199,55 Euro.
Erdgaskunden bezahlen aktuell 13,92 Cent pro Kilowattstunde bei einem jährlichen Grundpreis von 182,28 Euro.
„Einige Preisbestandteile wie die Netzentgelte und die CO2-Steuer auf Erdgas sind gestiegen, andere dafür gesunken. Die Bezugskosten sind noch nicht wieder auf dem Niveau von vor der Krise. Wir sind daher froh, dass wir die Preise für unsere Kundinnen und Kunden in der Grundversorgung in der aktuellen Heizperiode stabil halten können“, erläutert Oliver Bolay, Geschäftsführer EWE Vertrieb. Es gibt aber einen Haken.
EWE: Preissteigerung bei Strom und Gas könnten dennoch kommen
So erklärte das Unternehmen weiter, dass es womöglich doch noch zu Preissteigerungen kommen könnte. Grund dafür wäre eine Entscheidung der Bundesregierung.
„Die Bundesregierung möchte bekanntlich die im Herbst 2022 beschlossene und noch bis Ende März 2024 geltende Senkung der Umsatzsteuer auf Erdgas und Wärme von 19 auf aktuell sieben Prozent vorzeitig zum Jahreswechsel rückgängig machen“, sagte Bolay weiter.
Wenn Bundestag und Bundesrat diesem Vorhaben zustimmten, stiege der Bruttopreis für alle Erdgas- und Wärmekundinnen und -kunden entsprechend, hieß es.
Wirren um Umsatzsteuer: Kritik an Bundesregierung
EWE-Marktvorstand Christian Friege übte Kritik: „Wir sehen eine vorzeitige Rückanpassung der Umsatzsteuer kritisch und plädieren weiterhin dafür, dass sie wie geplant bis Ende März auf dem heutigen Niveau verbleibt. Die Energiekrise ist noch nicht vollständig vorbei, Energie nach wie vor kostenintensiv, das Leben teuer geworden.“ Auch die Kurzfristigkeit der noch ausstehenden Entscheidung wird kritisiert. Friege: „Es wäre ausreichend Zeit gewesen, solche Beschlüsse rechtzeitig zu fassen. Die Bundespolitik schickt die gesamte Branche ohne Not in eine prekäre Situation und sorgt so für weitere Belastungen und Irritationen bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern.“
Energieversorger
T Verspätete EWE-Rechnungen: Ausmaß noch viel größer
Preiserhöhungen zum 1. Januar? Wie reagieren die Stadtwerke
Erwartet werden Preiserhöhungen zum 1. Januar 2024. Die Stadtwerke Buxtehude wollen über ihre Preisgestaltung in der kommenden Woche informieren.
Die Bremer SWB ist da schon einen Schritt weiter, dort steigen die Preise für Gas, Wasser und Strom von Januar an. Aufgrund der gestiegenen Netznutzungsentgelte hebt die SWB den Verbrauchspreis beim Strom von 35,76 Cent/Kilowattstunde (kWh) auf 36,27 Cent/kWh an. Der monatliche Grundpreis steigt von 9,47 auf 10,33 Euro. Für einen Beispielhaushalt mit einer durchschnittlichen Jahresverbrauchsmenge von bisher 1600 kWh würden laut Angaben von SWB die monatlichen Stromkosten um etwa 1,54 Euro steigen.
Beim Gas hebt die SWB den Preis pro kWh von 9,68 Cent auf 11,12 Cent sowie den monatlichen Grundpreis von 13,32 Euro auf 13,86 Euro an.
Strompreise: Ist ein Anbieterwechsel sinnvoll
Die Strompreise für Neukunden sind nach Angaben der Energieberatung der Verbraucherzentrale deutlich gesunken. Derzeit böten die günstigsten Energieversorger Strom für weniger als 30 Cent pro Kilowattstunde an.
Nach den Preiserhöhungen im vergangenen Jahr kann ein Anbieterwechsel also lohnenswert sein. Dabei seien diese Tipps zu beachten:
- So geben Vergleichsportale eine gute Orientierung. Da dort aber nicht immer aller Anbieter zu finden seien, lohne es sich auch, mit Freunden und Bekannten über deren Erfahrungen zu reden.
- Darüber hinaus böten viele Anbieter verschiedene Tarife an. Bedeutet: Verbraucherinnen und Verbraucher können mit einem Tarifwechsel den Anbieter behalten und dennoch zugleich Geld sparen.
- Zudem solle man sich möglichst zunächst nur für ein Jahr binden und einen Tarif mit Preisgarantie wählen. So entgehe man einer möglichen ersten Preiserhöhung nach wenigen Monaten. Bei neuen Verträgen sollten Verbraucher sich keinesfalls länger als ein Jahr binden. Da der Strompreis weiter in Bewegung ist, empfiehlt die Verbraucherzentrale monatlich kündbare Verträge.
- Aber vorsichtig: Anbieter mit dem niedrigsten Preis sind keine gute Wahl. Eine möglicherweise nicht kostendeckende Kalkulation dahinter könnte zu Preiserhöhungen während der Laufzeit führen.
- In keinem Fall sollten Stromkunden Vorauszahlungen leisten. Denn bei einer möglichen Insolvenz des Anbieters könnte das Geld schnell weg sein.
- Neben einem günstigen Strompreis bestimmt laut Energieberatung auch der Stromverbrauch die Kosten für Verbraucherinnen und Verbraucher. So sei es wichtig, den eigenen Energieverbrauch zu kennen, um die Entwicklung bestimmen und Geld sparen zu können.
EU-Länder wollen Verbraucher vor ausufernden Strompreisen schützen
Die EU-Länder wollen Verbraucher besser vor ausufernden Strompreisen schützen. Die Energieminister einigten sich jüngst nach monatelangen Verhandlungen auf eine gemeinsame Position zu Vorschlägen für eine Reform des europäischen Strommarkts. „Ziel der Reform ist es, die Strompreise unabhängiger von den schwankenden Preisen für fossile Brennstoffe zu machen, die Verbraucher vor Preisspitzen zu schützen, den Einsatz erneuerbarer Energien zu beschleunigen und den Verbraucherschutz zu verbessern“, teilten die Länder mit. Die Einigung ermöglicht nun Gespräche mit dem Europaparlament, um die Reform abzuschließen.
Der Kompromiss sieht vor, Verbraucherinnen und Verbraucher vor stark schwankenden Preisen zu schützen, wie sie etwa während der Energiekrise im vergangenen Jahr vorkamen. Daneben sollen sie sowie die Industrie von einer günstigeren Stromproduktion profitieren. Zudem ist geplant, dass Privatleute ein Recht auf Festpreisverträge als auch auf Verträge mit dynamischen Preisen haben, wie aus der Mitteilung hervorgeht. Weiterhin sollen etwa schutzbedürftige Kunden besser davor bewahrt werden, dass ihnen der Strom abgedreht wird.
Im Mittelpunkt der Bemühungen stehen neue langfristige Verträge zwischen Regierungen und Stromerzeugern, sogenannte Contracts for Difference (CfDs). Mit diesen Differenzverträgen garantieren die Staaten Stromerzeugern einen Mindestpreis für Strom, wenn sie neue Investitionen tätigen. Gelten soll dies für Investitionen in erneuerbare Energien und in Kernkraft. Fällt der Marktpreis unter einen vereinbarten Preis, springt der Staat ein und gleicht die Differenz aus. Liegt der Preis höher, geht der Überschuss an den Staat. Auf diese Weise sollen Anreize für die heimische Erzeugung von sauberem Strom geschaffen werden.
Deutschland und Frankreich über Kreuz
Die Positionen der Länder gingen lange teils weit auseinander. Dabei standen sich vor allem Deutschland und Frankreich gegenüber. Berlin befürchtete, dass eine Bestimmung in der neuen Verordnung, die Subventionen für Atomstrom zulässt, den Wettbewerb in der EU letztlich zum Vorteil von Ländern mit einer großen Atomstromproduktion wie Frankreich verzerren könnte.
Der nun gefundene Kompromiss siehe vor, dass langfristige Verträge über subventionierte Energiepreise auch für bestehende Kernkraftwerke möglich sein sollen, jedoch den Regeln der Europäischen Kommission für staatliche Beihilfen unterliegen, sagte EU-Energiekommissarin Kadri Simson. Die Kommission werde sicherstellen, dass es nicht zu unangemessenen Wettbewerbsverzerrungen komme, so Simson.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte, Europa habe Handlungsfähigkeit bewiesen. „Die Einigung verbessert den Zugang von Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie Industrie zu günstigen Strompreisen in ganz Europa.“ Das Krisenjahr 2022 habe gezeigt, dass der europäische Strommarkt grundsätzlich funktioniere. Trotz großer Belastungen sei es geschafft worden, die Stromversorgung in einer der größten Stromkrisen der europäischen Geschichte zu gewährleisten. „Mit dem neuen Strommarktdesign stärken wir das Stromsystem jetzt weiter.“ (dpa/Karpstein/tip)