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Klagen gegen Lidl, Penny und Rewe – nur Edeka ist fein raus

Der Beitritt der Edeka-Gruppe hat dem Bonusprogramm Payback zwei Millionen neue Kundinnen und Kunden gebracht.

Der Beitritt der Edeka-Gruppe hat dem Bonusprogramm Payback zwei Millionen neue Kundinnen und Kunden gebracht. Foto: Sina Schuldt/dpa

Bonusprogramme im Supermarkt: Das große Wechselspiel rund um Payback und Co. verändert seit Jahresbeginn das Einkaufen. So fällt die Bilanz aus.

Von Redaktion Mittwoch, 12.03.2025, 07:02 Uhr

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Hamburg/Landkreis. Payback wird seine dominante Stellung als größtes deutsches Bonusprogramm in diesem Jahr erheblich ausbauen. Mit dem Beitritt der Edeka-Gruppe zum 1. Januar hat das Münchner Unternehmen die Zahl seiner aktiven Kundinnen und Kunden um zwei Millionen erhöht, von 31 auf 33 Millionen. Das sagte Geschäftsführer Bernhard Brugger der Deutschen Presse-Agentur. Die Hälfte der Bevölkerung über 16 Jahren sammle Payback-Punkte. Als weiterer Partner hinzukommen werden in diesem Jahr noch die Sparkassen. „Wir befinden uns tatsächlich im stärksten Jahr der gesamten Firmengeschichte“, sagte Brugger.

Rabattpunkte für 583 Millionen Euro

Payback wurde im März 2000 gegründet und feiert in diesen Tagen das 25. Firmenjubiläum. Die Tochter des US-Kreditkartenanbieters American Express kooperiert mit 700 Partnerunternehmen, bei denen die Kundinnen und Kunden Rabattpunkte sammeln und einlösen können. „Im Jahr 2024 haben unsere Kunden Punkte im Wert von 583 Millionen Euro gesammelt, und über Payback ist ein gepunkteter Umsatz von 39 Milliarden Euro gelaufen“, sagte Brugger. „Wir erwarten für dieses Jahr noch mal eine Steigerung.“ Umsatz- und Gewinn nennt das Unternehmen nicht.

Neue Zielmarke

Für Payback sei die Partnerschaft mit Edeka und Netto ein „Game Changer“, beide zusammen seien in Deutschland erheblich größer als die vorherigen Payback-Partner Rewe und Penny. „Bisher sind wir davon ausgegangen, dass bei 35 Millionen Payback-Kunden eine natürliche Sättigungsgrenze erreicht werden dürfte, heute würde ich diese Zahl sogar noch etwas weiter hochschieben“, sagte der Payback-Chef.

Der noch ausstehende Beitritt der Sparkassen soll nach Bruggers Worten ein weiterer Meilenstein für das Unternehmen werden. Einerseits können die Kunden künftig automatisch Payback-Punkte sammeln, wenn sie bei teilnehmenden Partnern mit der Sparkassenkarte bezahlen - im ersten Halbjahr 2024 waren nach Sparkassenangaben über 47 Millionen Karten im Umlauf. „Das zweite Element ist die Einbindung des lokalen Handels, wir wollen die S-Vorteilswelt der Sparkassen in das Ökosystem integrieren“ - die „Vorteilswelt“ ist das sparkasseneigene Bonusprogramm, welches mit Payback verknüpft werden soll.

Expertin: Vorteile von Supermarkt-Apps überschätzt

Viele Kunden in Deutschland nutzen die Apps von Supermärkten, Discountern oder Drogerien. Deren Nutzen wird Experten zufolge jedoch überschätzt. „Der Spar-Vorteil ist oft geringer als gedacht und Verbraucher zahlen für die Rabatte mit der Preisgabe umfangreicher persönlicher Daten“, sagt Christine Steffen von der Verbraucherzentrale. Die Werbeversprechen seien kritisch zu hinterfragen.

Kunden sparten bei den Rabatten demnach nicht automatisch Geld. Ein Produkt im Sonderangebot könnte mitunter immer noch teurer als vergleichbare Produkte anderer Marken sein. Besonders Mengenrabatte verleiteten dazu, mehr zu kaufen als nötig. Verbraucher sollten sich nicht von vermeintlichen Mega-Angeboten blenden lassen, empfahl Datenschutzexpertin Steffen.

Viele große Handelsunternehmen in Deutschland setzen inzwischen auf Bonusprogramme in deren Apps. Die Vorteile können Kunden jedoch nur nutzen, wenn sie sich registrieren.

Viele große Handelsunternehmen in Deutschland setzen inzwischen auf Bonusprogramme in deren Apps. Die Vorteile können Kunden jedoch nur nutzen, wenn sie sich registrieren. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Die Ersparnis sei zudem nicht immer eindeutig. Kunden könnten prüfen, ob es sich wirklich um ein Schnäppchen handelt. Händler seien verpflichtet, bei Ermäßigungen auch den niedrigsten Preis der letzten 30 Tage anzugeben. Die Reduzierung müsse sich darauf beziehen. „So soll verhindert werden, dass Preise erst heraufgesetzt werden, um dann mit einem vermeintlichen Rabatt werben zu können.“

„Je mehr Anbieter über ihre Kunden wissen, desto schwieriger“

Die Handelsunternehmen nutzten die Apps, um das Einkaufsverhalten der Kunden zu untersuchen, individuell zugeschnittene Werbung auszuspielen und Kaufentscheidungen zu beeinflussen, warnen Verbraucherschützer.

„Dabei kommen psychologische Tricks zum Einsatz, wie zeitlich befristete Angebote oder vermeintlich begrenzte Kontingente“, so Steffen. „Je mehr Anbieter über ihre Kunden wissen, desto schwieriger ist es, sich diesem Einfluss zu entziehen.“

Die Verbraucherzentrale NRW rät, die Datenschutzeinstellungen anzupassen. Kunden könnten in den Apps etwa den Zugriff auf ihren Standort unterbinden oder der Personalisierung widersprechen. Zudem sei es möglich, beim Anbieter zu erfragen, welche personenbezogenen Daten verarbeitet werden.

Klagen gegen Lidl, Penny und Rewe

In den Apps gehen Kunden und Händler ein Tauschgeschäft ein: Den Kunden winken exklusive Vorteile, wenn sie sich registrieren. Teils sind dann zusätzliche Artikel im Sonderangebot, teils gibt es einen Extra-Rabatt auf reduzierte Produkte. Die Firmen erhalten dafür - im besten Fall - treuere Kunden und deren Daten. Die helfen ihnen, zu verstehen, was die Käufer wollen.

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Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg klagte zuletzt gegen mehrere Handelsunternehmen. Bei Lidl und Penny wird kritisiert, dass in der Werbung teilweise ausschließlich der Preis für App-Nutzer angezeigt worden ist und nicht der für andere Kunden. Bei Rewe stört man sich daran, dass bei Artikeln in der App zwar der Bonus angegeben ist, den Käufer erhalten, allerdings nicht der Preis.

Geändertes Einkaufsverhalten in der Krise

Die anhaltende Wirtschaftskrise lässt sich nach Worten des Managers am Einkaufsverhalten der Kundschaft ablesen: „Wir sehen ganz deutlich, dass die Kunden mehr auf Coupons und Rabatte achten“, sagte Brugger. „95 Prozent aller gesammelten Punkte werden auch eingelöst, das ist sehr hoch bei einem Bonusprogramm.“ Beim Lebensmittelhandel finde teilweise eine Verschiebung zu etwas günstigeren Produkten und zu Eigenmarken statt. „Für Belohn-Momente wird aber immer noch Geld ausgegeben: Reisen, Tickets und Konzerte, genauso edle Weine.“

Tatsächliche Kaufzurückhaltung beobachtet Payback „bei allen Themen, die mehr in die Bedarfsweckung als in die Bedarfsdeckung gehen“, sagte Brugger. Als Beispiele nannte er Möbel und Mode. „Bei bestimmten Freizeitaktivitäten, Food-Lieferdiensten und Restaurantbesuchen wird mehr gespart.“

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