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Nach Streik

S-Bahnen erst Freitag im Normalbetrieb – Weitere Drohung

Auf der S-Bahnlinie 3 wurde es während des Warnstreiks in den Zügen sehr voll.

Auf der S-Bahnlinie 3 wurde es während des Warnstreiks in den Zügen sehr voll. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

Das erwartete Chaos auf der Schiene blieb am Donnerstag aus. Pendler und Schüler im Kreis Stade mussten umplanen - womöglich auch in den kommenden Wochen.

Von Redaktion Donnerstag, 16.11.2023, 18:30 Uhr

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Landkreis. Der Warnstreik der Lokführer-Gewerkschaft GDL hat den Bahnverkehr im Norden auch nach dem offiziellen Ende des Ausstandes am Donnerstagabend behindert. Der Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr werde bis zum Tagesende massiv beeinträchtigt sein, teilte DB Regio auf der Plattform X (früher Twitter) mit. Am Freitag sollen die Züge wieder nach Fahrplan verkehren.

Dafür sei es notwendig, im gesamten Fern- und in Teilen des Regionalverkehrs auch nach 18 Uhr nach dem Notfahrplan zu fahren, erklärte eine Bahnsprecherin. Nur so sei ein reibungsloser Betriebsstart am Freitagmorgen möglich.

Nach Bahnstreik: Normaler Betrieb am Freitag geplant

Im Nah- und S-Bahnverkehr konnten unmittelbar nach Streikende bereits wieder mehr Züge fahren. Der Betrieb gehe schrittweise vom Notfahrplan in das reguläre Zugangebot über. „Es wird jedoch weiterhin zu Ausfällen kommen“, sagte die Sprecherin. Das gelte auch für die S-Bahn Hamburg. Reisenden im Fernverkehr empfahl die Deutsche Bahn eine Sitzplatzreservierung, da auch nach dem Ende des GDL-Streiks mit mehr Andrang als sonst zu rechnen sei.

Gemäß der Ankündigung des Notfallfahrplans pendelten am Donnerstag auf der Stader S-Bahnlinie S3 die Bahnen zwischen Pinneberg und Neugraben sowie zwischen Neugraben und Stade.

Start Unterelbe hatte den Fahrplan für den Regionalzug RE5 zwischen Cuxhaven und Hamburg-Harburg ebenfalls angepasst, fuhr zum Teil verspätet stündlich. Ein Ersatzverkehr mit Bussen hatte aufgrund fehlender Buskapazitäten so kurzfristig nicht eingerichtet werden können, hieß es auf einer Infoseite der Bahn. Auf der RE5-Strecke waren aber zwischen Cadenberge und Stade drei Busse im Pendelverkehr eingerichtet.

Die 20-stündige Arbeitsniederlegung hatte im Norden nicht zu einem größeren Chaos an den Bahnhöfen geführt, weil sich die Fahrgäste lange genug darauf vorbereiten konnten. So hatten viele Menschen auf ihre geplanten Reisen verzichtet oder sie verschoben, wie es weiter hieß.

Der Betrieb bei Metronom und Enno laufe ohne große streikbedingte Auswirkungen, hieß es auf der Webseite des Unternehmens. Einen Schienenersatzverkehr gab es zwischen Bad Harzburg und Braunschweig. Aufgrund der Kollision eines ICEs mit einer Werkstattbahn bei Lauenbrück (Kreis Rotenburg) am Mittwoch kam es auf der Strecke Hamburg–Bremen weiter zu Verspätungen und Ausfällen.

Auch am Donnerstagabend kam es noch zu Zugausfällen.

Auch am Donnerstagabend kam es noch zu Zugausfällen. Foto: Bodo Marks/dpa

Im Güterverkehr sei mit Auswirkungen auch in den kommenden Tagen noch zu rechnen, teilte die Bahn schon vor dem Ende des Warnstreiks mit.

Auf den Straßen rund um Hamburg wurde es zu den Stoßzeiten am Donnerstag sehr voll.

Streikdrohung: Ungewissheit für Fahrgäste bleibt

Für die Fahrgäste geht die Ungewissheit auf der Schiene aber vorerst weiter. Neue Warnstreiks schloss GDL-Chef Claus Weselsky am Donnerstag jedenfalls nicht aus. „Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich das nicht“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Schwerin bei einer Gewerkschaftskundgebung. Möglicherweise rückt in den nächsten Tagen auch das Thema Urabstimmung stärker in den Blick. Immer wieder hatte Weselsky betont, sich frühzeitig rechtlich absichern und seine Mitglieder über unbefristete Streiks abstimmen lassen zu wollen.

Zwar hatte Weselsky mit Blick auf Streiks über die Weihnachtstage zuletzt beruhigende Signale gesendet: Die GDL habe noch nie über Weihnachten gestreikt, betonte er nach der ersten Verhandlungsrunde vergangene Woche. Gänzlich ausgeschlossen hat er die Möglichkeit bislang aber nicht.

Arbeitskampf geht weiter

Das nächste Treffen ist für kommende Woche terminiert. Ob beide Seiten daran festhalten, war zunächst unklar. „Das haben wir noch zu bewerten, das ist noch offen“, sagte Weselsky. „Ich kann das nicht vorwegnehmen, ich weiß nicht, was die Herren treibt“, ergänzte er mit Verweis auf die Arbeitgeberseite. „Ich kann nur darauf verweisen, dass wir Verhandlungen vereinbart haben.“

Die Gewerkschaft fordert unter anderem 555 Euro mehr pro Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie. Knackpunkt der Verhandlungen ist indes die Forderung der GDL nach einer Absenkung der Arbeitszeit von 38 auf 35 Wochenstunden für Schichtarbeiter bei vollem Lohnausgleich. Die Bahn lehnt das als unerfüllbar ab. Sie bietet bislang eine elfprozentige Entgelterhöhung bei einer Laufzeit von 32 Monaten und die von der GDL geforderte Inflationsausgleichsprämie. Von einer Einigung sind beide Seiten nach einer ersten Verhandlungsrunde vergangene Woche und dem ersten Arbeitskampf noch weit entfernt.

Für die Eskalation im Tarifkonflikt machten sich beide Seiten gegenseitig verantwortlich. Sowohl die GDL als auch die Bahn waren der jeweils anderen Partei vor, Absprachen nicht eingehalten zu haben. Die Stimmung vor weiteren möglichen Gesprächen ist denkbar schlecht. (dpa)

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