GDL darf weiter streiken – Warnstreik am Flughafen Hamburg

Die GDL darf weiter streiken. Pendler müssen bis Mittwochmorgen mit erheblichen Einschränkungen im Bahnverkehr rechnen. Foto: dpa
Streiks und kein Ende: Die Bahn kassiert vor Gericht erneut eine Niederlage, die GDL darf weiter streiken. Und auch Fluggäste müssen sich wieder auf Einschränkungen einstellen: Verdi ruft zum Ausstand auf – kurz vor den Osterferien.
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Frankfurt/Main. (Update: 17.34 Uhr)
Der Streik der Lokführergewerkschaft GDL kann wie geplant bis Mittwochmorgen weitergehen. Die Deutsche Bahn scheiterte am Dienstag in Berufung vor dem Hessischen Landesarbeitsgericht. Bereits am Montagabend hatte das Arbeitsgericht Frankfurt eine einstweilige Verfügung gegen den Ausstand abgelehnt. Damit dauern die Behinderungen für Millionen Fahrgäste an.
Das Instrument des Wellenstreiks der GDL als Nadelstichtaktik sei zulässig, sagte der Vorsitzende Richter Michael Horcher. Er regte den Gang in eine formale Schlichtung an. Rechtsmittel gegen die Entscheidung vom Dienstag sind nicht möglich. Der Konzern versuchte im Konflikt schon einmal, einen Arbeitskampf der GDL juristisch zu verhindern, hatte dabei aber in zwei Instanzen ebenfalls keinen Erfolg.
24-Stunden-Ausstand
Bahnstreik bremst Pendler aus - Notfahrpläne bei S-Bahn und Start Unterelbe
Sechster GDL-Streik führt zu erheblichen Einschränkungen im Bahnverkehr
Der 24-stündige Streik der GDL im Personenverkehr lief am Dienstag um 2 Uhr an und führt zu erheblichen Einschränkungen im Fern-, Regional- und S-Bahnverkehr. Der Ausstand im Güterbetrieb hatte bereits am Montag um 18 Uhr begonnen. Es ist der sechste Arbeitskampf im seit Monaten schwelenden Tarifkonflikt. Knackpunkt ist die Forderung der Gewerkschaft nach einer 35-Stunden-Woche für Schichtarbeiter ohne finanzielle Einbußen.
Die Bahn hat abermals einen Notfahrplan auf die Beine gestellt, der im Fernverkehr ein Grundangebot von rund 20 Prozent sicherstellt. Im Regionalverkehr ist das Angebot je nach Region unterschiedlich. Fahrgäste werden gebeten, sich bei der Bahn über ihre Verbindungen zu informieren.
Streik im Güterverkehr: Lieferungen für die Industrie stehen still
Die GDL hatte den Streik am Sonntagabend angekündigt und damit deutlich kurzfristiger als die vorigen Arbeitskämpfe. Mit solchen „Wellenstreiks“ will Gewerkschaftschef Claus Weselsky den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen. Die Bahn sprach von einer Zumutung für Millionen von Reisende und die Wirtschaft. Sie kritisierte die „viel zu kurze Vorlaufzeit von nur 22 Stunden“ vor dem Streik im Güterverkehr scharf. Wegen des Ausstands stünden nun Lieferungen für die Industrie still.
Nach erneut gescheiterten Verhandlungen hatte die Bahn die Gewerkschaft Ende vergangener Woche zu weiteren Gesprächen aufgerufen. Die GDL knüpfte diese an die Bedingung, dass die Bahn ein neues Angebot vorlegen müsse. Das Ultimatum der Gewerkschaft an die Führung des Konzerns war am Sonntagabend gerade etwas über zwei Stunden abgelaufen, da kündigte die GDL den neuerlichen Streik an.
Luftsicherheitskräfte an mehreren Flughäfen streiken kurz vor den Ferien
Die Gewerkschaft Verdi ruft die Luftsicherheitskräfte an mehreren deutschen Flughäfen erneut zu einem Warnstreik auf. Der ganztägige Ausstand am Donnerstag betrifft die Airports Berlin, Hamburg, Köln, Stuttgart und Karlsruhe/Baden Baden, wie Verdi am Dienstag in Berlin mitteilte. Die Gewerkschaft rief Beschäftigte in der Fluggastkontrolle, in der Personen- und Warenkontrolle, der Frachtkontrolle und in Servicebereichen dazu auf, die Arbeit niederzulegen.
Bei den Tarifverhandlungen der Luftsicherheit geht es um die Arbeitsbedingungen von rund 25.000 Beschäftigten privater Sicherheitsdienstleister. Sie kontrollieren im Auftrag der Bundespolizei Passagiere, Personal und Gepäck an den Zugängen zum Sicherheitsbereich.
Warnstreik: Hamburger Flughafen streicht alle Abflüge
Wegen des Warnstreiks bei der Sicherheitskontrolle hat der Flughafen Hamburg für Donnerstag alle Starts mit Passagieren abgesagt. Betroffen seien 141 geplante Abflüge, teilte der Airport am Dienstagabend mit. Fluggäste wurden gebeten, sich mit ihrer Fluggesellschaft in Verbindung zu setzen und nicht zum Flughafen zu kommen. Zudem sei davon auszugehen, dass die Nachwirkungen des Streiks auch noch am Freitag – und damit zum Ferienstart in Hamburg – zu spüren sein werden.
Zwar könnten Flugzeuge am Donnerstag landen. „Dennoch kann es auch bei den Ankünften am Hamburg Airport aufgrund des Verdi-Streiks ganztägig zu Flugstreichungen und deutlichen Verzögerungen kommen“, hieß es in der Mitteilung. Wegen des Streiks sei am Mittwoch und Donnerstag auch kein Vorabend-Check-In möglich. Ursprünglich waren für Donnerstag 286 Flüge - 141 Abflüge und 145 Ankünfte - mit insgesamt rund 40.000 Passagieren geplant.
Zur ganztägigen Arbeitsniederlegung hat Verdi die Beschäftigten im Sicherheitsbereich aufgerufen. Betroffen sind neben der Fluggastkontrolle auch Kontrollen von Waren und Fracht und in Servicebereichen, teilte die Gewerkschaft mit. Die Beschäftigten sollen ihre Arbeit ab Mittwochabend, 22 Uhr, bis Donnerstag, 22 Uhr, ruhen lassen. Außerdem ist am Donnerstagvormittag eine Kundgebung vor dem Terminal 2 geplant.
Sechste Verhandlung am 20. März
In dem Tarifkonflikt sind bislang fünf Verhandlungsrunden ohne Ergebnis geblieben. Verdi fordert bei einer Laufzeit von zwölf Monaten eine Stundenlohnerhöhung um 2,80 Euro mit schneller einsetzenden Mehrarbeitszuschlägen ab der ersten Überstunde.
Die Arbeitgeber vom Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) haben nach eigenen Angaben 2,70 Euro in drei Stufen angeboten bei einer Laufzeit von 24 Monaten. Neben dem Inflationsausgleich bedeute dies auch einen Reallohnzuwachs, hatte BDLS-Verhandlungsführer Frank Haindl erklärt. Eine sechste Verhandlung ist für den 20. März verabredet.
In der Im Luftverkehr schwelen gleich mehrere Tarifkonflikte
Im Luftverkehr in Deutschland ist dies nur eine von mehreren Tarifauseinandersetzungen derzeit. Die meisten betreffen die Lufthansa und ihre Passagiere.
Ungelöst ist unter anderem der Konflikt mit Verdi beim Lufthansa-Bodenpersonal und mit der Flugbegleitergewerkschaft Ufo beim Kabinenpersonal. (dpa)