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Gesundheitsrisiko auch im Kreis Stade? Diese Gefahr lauert in Kellern

Die Radon-Konzentration im Boden ist regional unterschiedlich.

Die Radon-Konzentration im Boden ist regional unterschiedlich. Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa-tmn

Radon ist ein krebserregendes Gas, das aus dem Boden über Risse und Fugen in Kellerräume gelangen kann. Eine Karte zeigt jetzt das Risiko im Kreis Stade. Doch damit ist es nicht getan.

Von Redaktion Samstag, 13.01.2024, 16:41 Uhr

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Landkreis/Salzgitter. Für mehr Wissen zur gesundheitsschädlichen Wirkung des radioaktiven Gases Radon haben Forscher und Experten eine bundesweite Karte erstellt - und werben für Messungen im eigenen Zuhause. Die Übersicht des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) zeige die durchschnittliche Radon-Konzentration, der Menschen in ihren Wohnungen schätzungsweise ausgesetzt seien, teilte die Behörde aus dem niedersächsischen Salzgitter mit. Effektiv gegen Radon vorgehen lasse sich aber nur, wenn man das genaue Vorkommen zuhause kenne, sagte BfS-Präsidentin Inge Paulini.

Das Problem sei, dass man Radon weder sehen noch riechen oder schmecken könne, schreiben die Strahlenschützer weiter. In geringen Mengen sei das Gas in jedem Gebäude vorhanden. Und: „Erhöhte Radon-Werte stellen ein ernst zu nehmendes Gesundheitsrisiko dar, denn dieser Innenraumschadstoff gehört – nach dem Rauchen – zu den häufigsten Ursachen von Lungenkrebs.“

So hoch ist die Radon-Gefahr im Landkreis Stade

Neuen Berechnungen des BfS zufolge liegt die bundesweit durchschnittliche Radon-Konzentration bei rund 65 Becquerel pro Kubikmeter (Bq/m3). Aus der neuen Karte lasse sich ablesen, ob der Durchschnittswert in der eigenen Stadt oder Gemeinde über oder unter diesem Mittelwert liege. Regionale Schwankungen reichen demnach von unter 35 im westlichen Niedersachsen bis weit über 150 in vielen Mittelgebirgs- und Gebirgsregionen.

Im Landkreis Stade wird laut Karte mehrheitlich eine Radon-Konzentration von 35 bis 55 Becquerel pro Kubikmeter angenommen.

Radon

Radon Foto: Bundesamt für Strahlenschutz

Prognosen zufolge seien etwa 10,5 Millionen Menschen einer Radon-Konzentration in Wohnungen von über 100 Becquerel pro Kubikmeter ausgesetzt, heißt es weiter. Bei knapp 2 Millionen davon überstiegen die Radon-Konzentrationen sogar den Wert von 300 Becquerel pro Kubikmeter. Vereinzelt seien Konzentrationen von mehr als 1000 Becquerel pro Kubikmeter möglich - dies sei jedoch selten.

Radon: Eigene Messungen in Kellerräumen durchführen

„Die teils sehr niedrigen Durchschnittswerte bedeuten nicht, dass in der eigenen Gemeinde keine erhöhten Radon-Werte auftreten können“, sagte Paulini. Es gebe keine Schwelle, unterhalb der Radon mit Sicherheit ungefährlich ist, sagte sie und warb für eigene Messungen.

Geeignete Messgeräte könnten bei spezialisierten Laboren per Post bestellt und selbst aufgestellt werden. Nach Ablauf der Messzeit von drei bis zwölf Monaten würden die Geräte an das Labor zurückgeschickt, das dann über die Ergebnisse informiere. Die Kosten liegen nach Angaben der Behörde bei 30 bis 50 Euro.

Ein Radonexposimeter führt Messungen durch.

Ein Radonexposimeter führt Messungen durch. Foto: Uli Deck/dpa

Das BfS führt online eine Liste anerkannter Anbieter.

Gesundheitsgefahr: Radon aus Kellerräumen lüften

In manchen Kellern ist das Lüften besonders wichtig, um die Gesundheit zu schützen. Denn das als krebserregend geltende Gas Radon im Boden kann über Risse und Fugen in das Gebäude eindringen und sich im Untergeschoss anreichern.

Wer in Gebieten mit hohem Radon-Vorkommen lebt, sollte in Geschossen mit Erdkontakt häufiger lüften - und zwar so, dass bereits nach wenigen Minuten die gesamte Innenraumluft ausgetauscht ist. Das gelingt mit Querlüften, indem man gegenüberliegende Fenster gleichzeitig öffnet, rät das Strahlenschutzamt.

Ob Radon auch wirklich in den Keller eindringen kann, hängt vom baulichen Zustand des Hauses ab und zum Beispiel davon, ob es eine durchgehende Bodenplatte gibt. Laut dem BfS sind etwa Gebäude eher betroffen, die vor 1960 errichtet wurden und keine moderne Feuchteisolation besitzen. Gibt es Spalten, Risse, Natursteingewölbe, offene Kellerböden, nicht abgedichtete Leitungsdurchführungen, Verbindungen zu unterirdischen Hohlräumen, durch die offensichtlich Bodenluft in das Gebäude eindringen kann?

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Was macht Radon so gefährlich?

Radon ist laut dem Bundesamt nach Rauchen die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs. Man kann das Gas nicht sehen, riechen oder schmecken. Und es entsteht im Erdreich und kann von dort über Risse, Fugen oder Rohrdurchführungen in Innenräume gelangen und sich dort in gefährlichen Konzentrationen anreichern. Das ist vor allem möglich in Bereichen des Hauses, die Bodenkontakt haben - wie eben dem Keller. (dpa/tmn/tip)

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Jochen Mextorf
14.01.202414:12 Uhr

Alles halb so wild. Wenden wir uns dem Microplastik in den Mineralwasserflaschen zu. Das hat mehr Alarmpotenzial.

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