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Fußball-Bundesliga

Münchner Bremen-Blamage: Bayern-Boss lästert, Kimmich meckert

Harry Kane und der FC Bayern haben nunmehr sieben Punkte Rückstand auf Bayer Leverkusen.

Harry Kane und der FC Bayern haben nunmehr sieben Punkte Rückstand auf Bayer Leverkusen. Foto: Lukas Barth/dpa

Das Bremen-Spiel war so gar nicht nach dem Geschmack der Bayern-Bosse. Vorstandschef Dreesen bemängelt die Einstellung. Er stellt einen neuen Star in Aussicht. Die Reaktionen am Tag danach.

Von dpa Montag, 22.01.2024, 11:05 Uhr

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München. Nach dem schmerzhaften Rückschlag des FC Bayern München im Titelkampf der Fußball-Bundesliga hat Vorstandschef Jan-Christian Dreesen die Einstellung der Stars bemängelt. „An der Qualität der Mannschaft kann es nicht liegen. Zumal erst recht dann nicht, wenn wir vor wenigen Wochen noch vom Champions-League-Finale träumen und sprechen. Da wechselt sich die Einstellung wie das Wetter offensichtlich“, sagte Dreesen nach dem 0:1-Schock gegen Werder Bremen.

„Was heißt geschockt? Wir haben die ersten 70 Minuten einfach langweiligen Fußball gespielt“, monierte Dreesen am Sonntagabend. „Wir haben ein schlechtes Spiel gemacht. Wir haben nicht die Einstellung gezeigt, die man zeigen muss - egal gegen welchen Gegner.“

Bremen hatte durch ein Tor von Mitchell Weisel erstmals seit über eineinhalb Jahrzehnten wieder in München gewonnen. „Du musst halt arbeiten, beißen und dich anstrengen - auch wenn du vermeintlich das Spiel schon vorher im Sack hast“, sagte Dreesen, der im Mai Nachfolger von Oliver Kahn wurde.

Bayern muss Bayer nach Pleite gegen Werder ziehen lassen

In der Tabelle vergrößerte sich der Rückstand auf Bayer Leverkusen bei einem Spiel weniger auf dem Konto auf sieben Punkte. „Wir haben es nicht mehr in der eigenen Hand, auf der anderen Seite ist die Saison noch lang“, sagte der 56-jährige Dreesen. „Auch Leverkusen wird sicher das eine oder andere Spiel mit einer Schwäche haben.“ Bayern ist am Mittwoch im Nachholspiel gegen den 1. FC Union Berlin gefordert.

Nach der Verpflichtung von Innenverteidiger Eric Dier (Tottenham) suchen die Münchner noch einen Zugang für die rechte Abwehrseite. Man sei an dem einen oder anderen Spieler dran, sagte Dreesen. „Wir werden keinen Blödsinn machen und nichts Unvernünftiges machen.“ Kieran Trippier von Newcastle United und Nordi Mukiele von Paris Saint-Germain gelten als Kandidaten.

Neue Spieler für andere Positionen schloss Dreesen nicht aus. Er hält sie aber auch nicht für wahrscheinlich. „Im Fußball ist ja immer alles möglich, aber ich glaube, unser Fokus ist momentan auf dem Rechtsverteidiger“, sagte Dreesen.

Kimmich ärgert sich über Auswechslung

Nationalspieler Joshua Kimmich hat ebenfalls die Einstellung der Profis des FC Bayern hinterfragt. „Das darf uns eigentlich nicht passieren, dass ein Gegner hungriger ist als wir“, sagte der 28-Jährige nach der Niederlage gegen Bremen. „Generell muss man die Herangehensweise hinterfragen. Man hat nicht das Gefühl, dass wir wissen, um was es geht.“

Kimmich selbst stand in der Schlussphase zur eigenen Verwunderung nicht mehr auf dem Feld. Sichtlich unzufrieden verließ er den Platz bei seiner Auswechslung in der 64. Minute und wurde gegen Thomas Müller ausgetauscht. Leon Goretzka, der zeitgleich für den enttäuschenden Raphaël Guerreiro kam, übernahm alleine den Platz im defensiven Mittelfeld. Auch Goretzka verließ angesichts der Jokerrolle mit enttäuschter Miene die Allianz Arena.

„Natürlich will ich immer 90 Minuten auf dem Platz stehen“, sagte Kimmich über seine Auswechslung, nach der er schnurstracks Richtung Bank eilte, „gerade wenn wir hinten liegen ist es was anderes, als wenn man 3:0 führt.“

Auch Leroy Sané war nicht wirklich zufrieden, als er nach der Systemumstellung in der Schlussphase defensiver agieren musste. Nach der Überbringung der Systemkunde durch Joker Thomas Müller haderte der Offensivliebhaber Sané sichtlich mit seiner neuen Rolle. Das solle man nicht zu hoch hängen, sagte Trainer Thomas Tuchel.

Malle-Hit gibt Müller den Rest: Interview abgebrochen

Im überschwänglichen Bremer Siegesjubel standen die Bayern konsterniert auf dem Rasen. Der Schock im Bundesliga-Titelkampf traf die Münchner unvorbereitet und heftig. Und auch an Thomas Müller ging das nicht spurlos vorbei.

Im Interview hatte Müller plötzlich keine Lust mehr, zu reden. Die Bremer feierten ihren Sieg derart ausgelassen, dass Müller sein Interview abbrach.

Das Bayern-Urgestein war gerade dabei, in der sogenannten Mixed Zone Fragen zu beantworten, als der Werder-Verteidiger Niklas Stark um die Ecke bog. Er hörte lautstark den Malle-Hit „Dicht im Flieger“. Das war zu viel für Müller. Er hatte keine Lust mehr, das Interview fortzuführen.

Helmer: Traue den Bayern den Titel noch zu

Der frühere Bayern-Profi Thomas Helmer will sich noch nicht auf Bayer Leverkusen als Meister festlegen. „Zum einen ist es viel zu früh im Jahr, und zum anderen traue ich dem FC Bayern natürlich noch alles zu“, schrieb der ehemalige Bayern-Profi in seiner „Kicker“-Kolumne. „Der Auftritt gegen Werder am Sonntag war erschreckend, vielleicht auch eine Konsequenz der letzten, spielerisch eher ausbaufähigen Auftritte. Aber die Bayern sind immer noch die Bayern. Sie haben es ja auch im vergangenen Mai irgendwie noch geschafft.“

Für Fußball-Europameister Helmer sind die Leverkusener „mit Abstand die beste Mannschaft in dieser Saison, spielen den besten Fußball und haben noch keine Partie verloren. Allein den letzten Fakt kann man aus meiner Sicht gar nicht genug würdigen: Leverkusen hat in allen drei Wettbewerben kein einziges Spiel verloren – und wir haben fast Februar. Das ist absolut außergewöhnlich und sensationell.“

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