Mieser Service, kein Zugriff aufs Konto: Aufpasser für Postbank bestellt

Die Deutsche Bank übernimmt die Daten von Postbank-Kunden. Dabei kommt es zu Problemen. Foto: dpa
Seit Monaten häufen sich die Beschwerden von Postbank-Kunden. Die Finanzaufsicht macht nach einer weiteren Rüge jetzt Druck auf die Konzernmutter Deutsche Bank. Was Kunden wissen müssen
Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!
Die Finanzaufsicht Bafin hat wegen der Probleme bei der Postbank einen Sonderbeauftragten für die Konzernmutter Deutsche Bank bestellt. Dieser soll überwachen, dass die Deutsche Bank die Einschränkungen im Kundenservice bei der Postbank und beim Baufinanzierer DSL Bank „zügig und vollständig beseitigt”, wie die Aufsicht mitteilte. „Die BaFin hat diese Maßnahme ergriffen, um die kollektiven Interessen von Verbraucherinnen und Verbrauchern zu schützen.”
Der Sonderbeauftragte werde seinen Fokus darauf richten, dass Aufträge von Kundinnen und Kunden in einer angemessenen Frist bearbeitet und bisher nicht bearbeitete Kundenaufträge rasch abgearbeitet würden. Die Aufsicht hatte das Institut bereits öffentlich gerügt.
Ein Sprecher der Deutschen Bank sagte, das Institut werde mit der Aufsicht und dem Sonderbeauftragten eng zusammenarbeiten, „um die Erwartungen unserer Aufsichtsbehörden und der von Unannehmlichkeiten betroffenen Kunden schnellstmöglich wieder zu erfüllen.” Die Deutsche Bank mache Fortschritte bei der Verbesserung der Bearbeitungszeiten bei der Postbank. Den Angaben zufolge wurden etwa 400 Mitarbeiter zusätzlich im Kundendienst eingesetzt. Im Oktober sollen schrittweise mehrere hundert weitere Vollzeitkräfte dafür hinzukommen.
Beschwerden im Zusammenhang mit IT-Umstellung
Die Beschwerden von Postbank-Kunden hatten sich in den vergangenen Monaten gehäuft, vor allem im Zusammenhang mit einer IT-Umstellung. Bei dieser waren seit Ostern 2022 Daten von zwölf Millionen Kundinnen und Kunden der Postbank sowie sieben Millionen Deutsche-Bank-Kunden in Deutschland auf einer gemeinsamen Plattform zusammengeführt worden. Probleme gab es zuletzt auch bei Konten, auf denen verschuldete Menschen Guthaben vor der Pfändung schützen können, sowie der Auszahlung von Baufinanzierungen bei der Tochter DSL.
Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hatte sich für die Probleme entschuldigt. „Es gibt an der Lage nichts zu beschönigen. Das ist insgesamt eine Situation, für die wir uns nur entschuldigen können”, sagte Sewing unlängst. Er erwarte, dass bei kritischen Themen wie Pfändungsschutzkonten im Laufe des Oktobers wieder Normalbetrieb erreicht sein werde. Einen ähnlichen Trend sehe er bei Darlehensauszahlungen. „Insgesamt, um alle Rückstände abzubauen, brauchen wir nicht nur das dritte Quartal, sondern auch das vierte Quartal”, sagte der Konzernchef.
Postbank-Ärger: Das können Kunden tun
Kunden mit Kontopfändungen raten die Verbraucherschützer dazu, bei Gericht den Erlass einer einstweiligen Verfügung zu beantragen und stellen ein Musterschreiben zur Verfügung. Auch eine Beschwerde bei der Bafin sei dringend geboten.
„Aus unserer Sicht macht sich die Deutsche Bank schadensersatzpflichtig, wenn sie die Zugriffsmöglichkeit auf Konten unterbricht und Kundenanträge verzögert oder nicht bearbeitet. Fordern Sie die Postbank daher schnellstmöglich und nachweisbar schriftlich zur Leistung auf. Viele Schadensersatzansprüche setzen voraus, dass der Schuldner zunächst in Verzug gesetzt wurde. Dies geschieht meist durch eine Mahnung“, heißt es von der Verbraucherzentrale Niedersachsen.
Führe eine Mahnung nicht zum gewünschten Erfolg, sollte eine Schiedsstelle, der Ombudsmann der privaten Banken, aufgesucht werden. Das Verfahren sei für Verbraucher kostenfrei. Falle das Schlichtungsverfahrens negativ aus, bleibe noch der Rechtsweg. (dpa)