Geiseldrama um Stader Mädchen: Flughafen-Zufahrten werden jetzt massiv geschützt

Betonbarrieren sichern eine Einfahrt zum Flugfeld am Nordtor des Hamburger Flughafens. Foto: Christian Charisius/dpa
Ein Vater aus Buxtehude durchbricht mit seinem Auto die Zufahrt am Hamburger Flughafen und rast auf das Vorfeld. Ein Geiseldrama beginnt. Jetzt folgte die Reaktion.
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Hamburg. Knapp sechs Wochen nach dem Eindringen eines Geiselnehmers aus Buxtehude mit seiner entführten Tochter auf den Hamburger Flughafen gibt es neue bauliche Sicherheitsvorkehrungen an den Zufahrten. Dazu zählen Betonbarrieren und mobile Rammschutzanlagen, wie eine Flughafensprecherin erklärte. Einige Ausfahrten seien auch verlegt worden.
In den kommenden Wochen sollen dauerhafte Verstärkungen die Sofortmaßnahmen ablösen. Geplant ist die Installation von massiven Schutzanlagen wie stählerne Falttore und hydraulisch versenkbare Stahlpoller. Der Flughafen investiert dafür über eine Million Euro.
Buxtehuder entführt vierjährige Tochter aus Stade
Die Umbauten sollen verhindern, dass Fahrzeuge mit Gewalt in das Gelände des Airports eindringen können. Am 4. November hatte ein 35-Jähriger mit einem Mietwagen eine aus mehreren Schranken bestehende Absperrung durchbrochen und war auf das Vorfeld des Flughafens gerast. Im Auto saß auch dessen vierjährige Tochter. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft gab er drei Schüsse aus einer Pistole ab, warf zwei Brandsätze und drohte mit einer Bombe, die sich später als Attrappe herausstellte.
Hintergrund der Tat war ein Sorgerechtsstreit: Der Mann wollte die gemeinsame Ausreise mit seiner zuvor aus der Wohnung seiner Ex-Frau in Stade entführten gemeinsamen Tochter in die Türkei erzwingen. Erst nach rund 18-stündigen Verhandlungen hatte sich der Geiselnehmer ergeben. Der Vorfall und der Polizeieinsatz sind am Donnerstag (17 Uhr) auch Thema einer Sitzung des Innenausschusses der Bürgerschaft.
Auch Klima-Kleber kamen aufs Flughafen-Gelände
Airport-Chef Michael Eggenschwiler hatte nach dem Zwischenfall bauliche Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit angekündigt. Bereits nach dem Eindringen von Klimaaktivisten im vergangenen Juli seien neue Kameras und eine Zaunsensorik installiert worden. Diese würden zurzeit getestet, erklärte die Flughafensprecherin.
Zehn Mitglieder der Gruppe Letzte Generation hatten am 13. Juli den Zaun aufgeschnitten und waren mit Fahrrädern in Richtung Rollfeld gefahren. Vier hatten sich laut Bundespolizei auf Zubringerwegen nahe den Start- und Landebahnen festgeklebt.
Auskunft vor dem Innen- und Wirtschaftsausschusses der Hamburgischen Bürgerschaft gaben am Donnerstag auch die Staatsräte Andreas Rieckhof aus der für den Flughafen zuständigen Wirtschaftsbehörde und Thomas Schuster, der den an Corona erkrankten Innensenator Andy Grote (SPD) vertrat. Außerdem sprachen Hamburgs neuer Polizeipräsident Falk Schnabel und Matthias Tresp, Leiter der Schutzpolizei und Einsatzführer bei der Geiselnahme vor sechs Wochen. Alle zeigten sich glücklich, dass die Geiselnahme unblutig beendet und das von dem Täter entführte Kind unversehrt befreit werden konnte.
Obwohl der Hamburger Flughafen allen gesetzlichen Sicherheitsanforderungen entsprochen habe, sei durch die Tat deutlich geworden, dass die Standards immer wieder neu bewertet werden müssten, sagte Eggenschwiler.
Schuster zufolge hat die Innenministerkonferenz den Bund nach dem Vorfall aufgefordert, bundeseinheitliche Regelungen zu prüfen, mit dem ein Eindringen auf Flughafengelände künftig verhindert werden könne. „Ziel ist es, vom Bund eine Leitlinie zu bekommen, welches Sicherheitsniveau in Zukunft anzustreben ist“, sagte Rieckhof.