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IHK Elbe-Weser

Note 3,7: Innenstädte und Ortskerne in der Region abgestraft

Beim Shoppen ist die Region im Vergleich immer noch der Innenstadt-Besuchsgrund Nummer eins.

Beim Shoppen ist die Region im Vergleich immer noch der Innenstadt-Besuchsgrund Nummer eins. Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

Die „Zentrenstudie Niedersachsen“ gibt den Zentren im Elbe-Weser-Dreieck lediglich die Note 3,7. Die Hälfte der Befragten sagt, sie wollen die Innenstädte zukünftig weniger bis gar nicht mehr besuchen.

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Von Sabine Lohmann
Sonntag, 22.12.2024, 10:00 Uhr

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Landkreis. „Unsere Innenstädte und Ortskerne stehen vor großen Herausforderungen. Besonders die Themen Erreichbarkeit und Mobilitätsangebote werden von den Besuchern kritischer bewertet als anderswo. Auch dem Thema Aufenthaltsqualität durch sogenannte ‚third places‘, also konsumfreie Räume, sollten wir zukünftig mehr Beachtung zukommen lassen, um wieder Lust auf Innenstadt zu machen“, kommentiert Christoph von Speßhardt, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Elbe-Weser, die regionalen Ergebnisse in einer Pressemitteilung. Die „Zentrenstudie Niedersachsen“ wurde von der IHK Niedersachsen und dem Handelsverband Niedersachsen-Bremen beauftragt und vom Kommunalberatungsbüro Cima aus Hannover realisiert.

Die Häufigkeit der Innenstadtbesuche im Elbe-Weser-Dreieck geht kontinuierlich zurück. 53 Prozent der Befragten gaben an, die Innenstädte zukünftig weniger bis gar nicht mehr besuchen zu wollen. Hinderungsgründe: die Erreichbarkeit mit Pkw und Fahrrad, das Angebot an innerstädtischen Parkplätzen und E-Ladesäulen für E-Bikes sowie die Nutzungsvielfalt.

Shoppen ist Innenstadt-Besuchsgrund Nummer eins

Laut IHK gibt es aber auch Bereiche, wo der Elbe-Weser-Raum landesweit die Nase vorn hat. So ist das Shoppen im Vergleich zu anderen deutschen Regionen immer noch der Innenstadt-Besuchsgrund Nummer eins. Auch wird hier mit rund 199 Euro je Besuch am meisten Geld im Landesvergleich ausgegeben. Der niedersächsische Durchschnittswert liegt laut Studie bei 170 Euro.

Ebenfalls gut bewertet wird das Angebot an inhabergeführten Geschäften sowie an internationaler Gastronomie. „Zwei wichtige Zugpferde, um sich von anderen Innenstädten und der vielerorts eingekehrten Uniformität in Fußgängerzonen abzuheben“, sagt Handels- und Stadtentwicklungsreferentin Kathrin Wiellowicz. Beim politischen und gesellschaftlichen Diskurs über die Belebung der Innenstädte „müssen wir im Dialog bleiben“. Gewünscht wird, dass Politik und Verwaltungen gemeinsam mit der Wirtschaft an runden Tischen erörtern, „wie wir unseren Zentren wieder mehr Vielfalt und Frequenz einhauchen“. Die Einbeziehung der Immobilieneigentümer sei dabei unerlässlich.

Die IHK Elbe-Weser empfiehlt die Schaffung eines eigenständigen Förderprogramms für Gewerbevereine auf Landesebene. Das würde laut Wiellowicz die Motivation und das Engagement der Gewerbetreibenden für den eigenen Standort maßgeblich erhöhen.

Besorgt wegen Billigwaren aus Asien

Hauptgeschäftsführer von Speßhardt appelliert in Richtung Berlin und Brüssel, in den Abbau bürokratischer Hindernisse sowie in faire Wettbewerbsbedingungen zu investieren. Die Konkurrenz aus Asien wird mit Sorge beobachtet. „Unsere Handelsunternehmen müssen sich nach deutschem Recht an unzählige Umwelt- und Produktsicherheitsvorgaben halten, während asiatische Direktvertriebsmodelle wie Shein und Temu diese fast vollständig umgehen und den hiesigen Markt mit Billigwaren überfluten, die den europäischen Sicherheits- und Umweltstandards kaum bis gar nicht genügen. Ein internationales Level Playing Field in diesem Bereich ist dringend geboten, um die aktuelle Schieflage aufzulösen.“

Die Zentrenstudie samt Handlungsempfehlungen der IHK gibt es zum Download unter www.ihk.de/elbeweser/zentren.

Weitere Infos bei Kathrin Wiellowicz von der IHK Elbe-Weser, unter 04141/ 524142 oder kathrin.wiellowicz@elbeweser.ihk.de. (sal)

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