Hochwasser-Drama: Im Serengeti-Park liegen Narkosepfeile bereit
Flächen vom Serengeti-Park sind teilweise von Wasser überflutet. Die ersten Tiere sind evakuiert worden. Foto: Philipp Schulze/dpa
Nachdem bereits Affen aus dem hüfthohen Wasser im Zoo gerettet werden mussten, sind nun die Gehege der Giraffen und Antilopen bedroht. Die Helfer bereiten weitere Evakuierungen vor. So ist die Lage vor Ort.
Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!
Hodenhagen. Mit einem Notfallplan bereitet sich der Serengeti-Park Hodenhagen auf weitere Evakuierungen von Tieren wegen des Hochwassers vor. Sorgen bereite vor allem das von Wasser umschlossene Haus der Antilopen und Giraffen, sagte eine Sprecherin des Tierparks nördlich von Hannover am Freitag. „Diese Tiere müssten für eine Evakuierung narkotisiert werden, das ist ein großes Risiko.“ Für den Notfall werde auch überlegt, wie die Tiere unter Narkose überhaupt durch die Wassermassen transportiert werden könnten. Mit Lastwagen und Pritschen seien die Wege dorthin nicht mehr befahrbar.
Das Haus der Antilopen und Giraffen werde derzeit mit Sandsäcken geschützt, berichtete die Sprecherin. Außerdem hätten Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks (THW) in der Nacht dort eine weitere Wasserpumpe eingerichtet. So sei das Wasser um die Stallung zuletzt um drei Zentimeter gesunken, auch im Haus selbst befinde sich weniger Wasser. Mitarbeiter des Tierparks hatten zuletzt Stroh am Boden verteilt, um das eindringende Wasser abzufangen.
Sorgen bereitet vor allem das von Wasser umschlossene Haus der Antilopen und Giraffen. Foto: Philipp Schulze/dpa
Der Strom auf dem Gelände musste abgeschaltet werden
Noch am Donnerstag hatten Tierpfleger und das THW drei Husarenaffen aus ihrem Gehege gerettet. Sie konnten das Haus nur zu Fuß erreichen. „Das Wasser stand hüfthoch“, sagte die Sprecherin des Tierparks. Sie fingen die Tiere ein und trugen sie einzeln in großen Kunststoffboxen durch das Wasser. Zuvor wurden bereits Lemuren, Varis, Präriehunde und Erdmännchen evakuiert und in andere Stallungen auf dem Gelände gebracht.
Weite Teile des Geländes sind nach Parkangaben überflutet und teilweise gar nicht oder nur noch mit Unimogs oder Traktoren zu erreichen. Im Nordosten des Geländes sind unter anderem Verwaltungs- und Versorgungsgebäude, Restaurants, Shops und ein Teil der Lodges von Wassermassen umschlossen. „Dort sind glücklicherweise die wenigsten Tiere untergebracht“, sagte die Sprecherin.

Weite Teile des Geländes sind weiterhin nicht befahrbar. Foto: -/Serengeti-Park-Hodenhagen/dpa
Für das ganze Gelände musste der Strom abgestellt werden. Nun behilft sich der Park mit mehreren Notstromaggregaten, um die Stallungen beheizen und Trinkwasser aufbereiten zu können. Park-Mitarbeiter sowie Einsatzkräfte von Feuerwehr und THW schütteten provisorische Dämme auf, um die Stallungen der Tiere abzusichern. „Wir hoffen inständig, dass die Dämme die Wassermassen halten“, sagte die Sprecherin.
An den Tierpark grenzt der Fluss Meiße, der über die Ufer getreten ist. Darüber hinaus gibt es auf dem Gelände einige Wasserläufe und Seen, die wegen des hochdrückenden Grundwassers übergelaufen sind. In dem Park leben unter anderem Löwen, Nashörner, Tiger und Elefanten.
Landesbranddirektor: Örtliche Verschiebung bei Hochwasserlage
Bei der Hochwasserlage in Niedersachsen zeichnet sich eine örtliche Verschiebung ab. Es gehe derzeit etwa vom Harz Richtung der Landkreise Celle und Oldenburg, sagte Landesbranddirektor Dieter Rohrberg am Freitag in Hannover. Der am Freitagmorgen gemessene Pegelstand überstieg in zahlreichen Gebieten weiterhin die höchste Meldestufe.
Befürchtungen einer Sturmflut hätten sich bislang nicht bestätigt, sagte Rohrberg. Die Hochwassersituation sei regional unterschiedlich, für ganz Niedersachsen könne noch keine Entwarnung gegeben werden. Innenministerin Daniela Behrens (SPD) sagte, die Schwerpunkte des Hochwassers hätten sich in den vergangenen Tagen mit den Wassermassen vom Südosten in den Nordwesten des Landes verschoben.
In sechs Landkreisen sowie der Stadt Oldenburg sei weiterhin ein sogenanntes außergewöhnliches Ereignis festgestellt worden. Dabei geht es laut Rohrberg um die Landkreise Celle, Oldenburg, Emsland, Osterholz, Verden sowie den Heidekreis. In den Landkreisen Hildesheim und Northeim sei es hingegen mittlerweile aufgehoben worden. Durch das sogenannte außergewöhnliche Ereignis können Landkreise beispielsweise einfacher auf Hilfskräfte zugreifen.
Steigende Pegelstände an der Weser möglich
Flussabwärts der Weser würden die Pegelstände noch weiter ansteigen. Insbesondere im unteren Verlauf der Mittelweser könne daher noch nicht von einer Entspannung gesprochen werden.
Angesichts erwarteter Regenfälle rechnet Innenministerin Behrens mit einer verschärften Hochwasserlage in manchen Regionen in den kommenden Tagen. „Wir haben die Wetterprognose, dass es weiterhin Regen geben wird die nächsten Tage und dass es auch Sturm geben wird, und das ist natürlich für die Lage jetzt nicht gerade entspannt, sondern verschärft sie an der ein oder anderen Stelle sogar noch“, sagte Behrens in einem Deutschlandfunk-Interview.
Hubschrauber von Bundespolizei und Marine helfen bei Deichsicherung
Mit je einem Hubschrauber sind die Bundespolizei und die Marine im vom Hochwasser betroffenen Hatte bei Oldenburg im Einsatz. „Das Land Niedersachsen hat einen unserer Hubschrauber angefragt“, sagte eine Sprecherin der Bundespolizei. Die beiden Helikopter bringen besonders große Sandsäcke zu den Deichen, um diese zu sichern, wie ein Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr sagte. Hatte liegt am Fluss Hunte.
Rund 10 000 Sandsäcke pro Tag füllen Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und Mitarbeitende des Bauhofs seit Weihnachten in Lingen (Emsland). „Für die Sicherung der kritischen Infrastruktur und aufgeweichter Dämme werden immer noch tausende Sandsäcke benötigt“, teilte die Stadt am Freitag mit. Um die Produktion von Sandsäcken zu beschleunigen, wurde nun eine weitere Sandabfüllanlage in den Emslandhallen in Betrieb genommen. Die Pegelstände der Ems fallen nach Angaben der Stadt derzeit leicht.