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Flüssigerdgas

Startschuss für LNG-Terminal in Stade gefallen

Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies, N-Ports-Chef Holger Banik und Umwelt- und Energieminister Christian Meyer (von links) in Stade. Foto: Strüning

Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies, N-Ports-Chef Holger Banik und Umwelt- und Energieminister Christian Meyer (von links) in Stade. Foto: Strüning

Die Arbeiten an Stades Energiehafen laufen bereits, heute wurde der Baustart offiziell: Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies und Umwelt- und Energieminister Christian Meyer haben den ersten Rammschlag für den Bau der Hafenanlage gesetzt.

Freitag, 20.01.2023, 10:15 Uhr

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(Update um 12.25 Uhr)

Baubeginn für Niedersachsens zweiten LNG-Anleger in Stade: Symbolisch setzten der niedersächsische Energieminister Christian Meyer (Grüne) und Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) am Freitag den ersten Rammschlag für den Hafenausbau durch die Hafengesellschaft Niedersachsen Ports (N-Ports), eine 100-prozentige Tochter des Landes.

Die Fertigstellung des Anlegers an der Elbe für die schwimmende Regasifizierungsanlage (FSRU) ist bis zum Winter 2023/24 geplant. Wie bereits die im Dezember in Betrieb genommene FSRU „Esperanza“ in Wilhelmshaven soll auch die Anlage in Stade jährlich mindestens fünf Milliarden Kubikmeter Erdgas ins Netz einspeisen, etwa zehn Prozent der in 2021 aus Russland gelieferten Menge.

„Hafenausbau in Stade ist eine Zukunftsinvestition“

„Stade ist ein weiterer Baustein, um kurzfristig unabhängig in der Energieversorgung zu werden“, sagte Umwelt- und Energieminister Christian Meyer während der Veranstaltung. Die gesamte Anlage werde "Green Gas Ready", da hier in Zukunft auch grüne, klimaneutrale Gase anlandeten. „Der von Bund und Land unterstützte Hafenausbau in Stade ist daher eine echte Zukunftsinvestition.“

Meyer plädierte dafür, "den Turbo bei den Erneuerbaren Energien starten". Je schneller der Import grüner Gase ermöglicht werde, desto eher würden die Klimaziele und eine saubere und unabhängige Energieversorgung erreicht.

Zahlreiche Medienvertreter waren im Seehafen Stade vor Ort.

Zahlreiche Medienvertreter waren im Seehafen Stade vor Ort.

Lies: LNG-Terminals gewährleisten Energie-Versorgungssicherheit

Niedersachsens Wirtschafts- und Hafenminister Olaf Lies verwies angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine auf die Notwendigkeit, Flüssiggas zu importieren. „Wir brauchen diese Terminals, um die Energie-Versorgungssicherheit der deutschen Wirtschaft und genauso der Haushalte zu gewährleisten.“

Man könne sich nicht darauf verlassen, dass auch der kommende Winter mild werde. „Um hier sicher und gut aufgestellt zu sein, brauchen wir dringend auch diese zusätzliche Importkapazität. Parallel schaffen wir hier auch die Voraussetzung für den Import grüner Gase. So kann diese Infrastruktur zum Sprungbrett für die Energiewende werden.“

Hafenbau kostet 300 Millionen Euro

N-Ports spricht von einem herausfordernden Großprojekt mit energiepolitischer Tragweite, das mit einem Investitionsvolumen von bis zu 300 Millionen Euro die größte Maßnahme in der Geschichte der Hafengesellschaft darstellt. Ursprünglich war von 200 Millionen Euro, dann von 250 Millionen Euro ausgegangen worden.

In Stade soll - zwischen Industriehafen und Stadersand - ein Schiffsliegeplatz mit einer Länge von 660 Metern für Gastanker entstehen. Zuerst soll ab Ende des Jahres eine der fünf vom Bund gecharterten FSRU (Floating Storage and Regasification Units) stationiert werden und Gas ins deutsche Netz einspeisen. Die FSRU nimmt das tiefgekühlte Gas an, das als LNG per Schiff nach Stade transportiert wird, und wandelt es von der flüssigen in die Gasform um. Dieser Vorgang wird Regasifizierung genannt.

Ab Anfang 2027 soll der Hafen dann als Anlandepunkt für den geplanten Hanseatic Energy Hub (HEH) dienen, über den perspektivisch auch wasserstoffbasierte Energieträger importiert werden sollen. Diesen Zeitplan bestätigte HEH in der vergangenen Woche.

Es besteht vom Hafen Bützfleth eine kurze Netzanbindung (2,5 km) an das Fernleitungsnetz der „Gasunie“. Bis 2026 ist eine weitere 25 Kilometer lange Netzanbindung geplant, damit größere Mengen klimaneutraler Gase in das Ferngasnetz eingespeist werden können.

Flüssigerdgas soll ausbleibende russische Gaslieferungen kompensieren

Anfang Juni 2022 hatte N-Ports für den Hafenausbau die Unterlagen zum Planfeststellungsverfahren eingereicht. Die Genehmigung für vorbereitende Baumaßnahmen wurde bereits Mitte September erteilt. Zum Planfeststellungsverfahren gab es knapp 50 Einwendungen, die vom NLWKN geprüft wurden.

Deutschland setzt unter anderem auf Flüssigerdgas (LNG), um ausbleibende russische Gaslieferungen nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs zu ersetzen. Es baut dafür im Eiltempo eine eigene Infrastruktur auf. Die Bundesregierung hat insgesamt Charterverträge für fünf schwimmende LNG-Terminals unterzeichnet.

Kürzlich ist in Lubmin das zweite Terminal in Betrieb gegangen, ebenfalls heute wird das nächste im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel eröffnet. In Niedersachsen wird es neben Stade eine weitere FSRU in Wilhelmshaven geben. Auch dort ist bereits ein festes Terminal geplant. Insgesamt will Deutschland im Winter 2023/24 bis zu einem Drittel des bisherigen Gasbedarfs über die schwimmenden LNG-Terminals decken. (vdb/pm/mit dpa)

Der Industriehafen Stade, der für das geplante Import-Terminal für Flüssigerdgas zukünftig erweitert werden soll. Foto: dpa

Der Industriehafen Stade, der für das geplante Import-Terminal für Flüssigerdgas zukünftig erweitert werden soll. Foto: dpa

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