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Feuerwehreinsatz: Unbekannte sprengen Geldautomat in der Elbgaustraße

Musterbanknoten liegen vor einem Geldautomat, der zu Testzwecken durch das LKA gesprengt wurde.

Musterbanknoten liegen vor einem Geldautomat, der zu Testzwecken durch das LKA gesprengt wurde. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Symbolbild

Unbekannte haben am frühen Dienstagmorgen einen Geldautomaten in der Hamburger Elbgaustraße gesprengt. In Harsefeld sogte im Dezember die Sprengung der Deutschen-Bank-Filiale deutschlandweit für Schlagzeilen.

Von dpa Dienstag, 14.05.2024, 08:26 Uhr

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Hamburg. Unbekannte haben am frühen Dienstagmorgen einen Geldautomaten in Hamburg gesprengt. Wie viel Bargeld die noch unbekannten Täter aus dem Automaten in der Elbgaustraße erbeuteten, sei bisher nicht bekannt, teilte die Polizei am Dienstag mit.

Die Feuerwehr löschte den qualmenden Geldautomaten. Die Höhe des entstandenen Sachschadens steht den Angaben zufolge bisher nicht fest. Das Landeskriminalamt ermittelt.

Hamburg: Sprengung von zwei Geldautomaten läuft schief

Erst Anfang April haben Unbekannte mit dem erfolglosen Versuch, zwei Geldautomaten aufzusprengen in Hamburg-Lurup einen Großeinsatz von Polizei und Feuerwehr ausgelöst.

Zwar seien die Automaten durch kleinere Detonationen beschädigt worden, „an Bargeld gelangten die Täter jedoch nicht“, teilte die Polizei mit. Da zunächst noch weiterer Sprengstoff vermutet wurde, sperrte die Polizei den Bereich um die Postbankfiliale beim Lurup-Center weiträumig ab. Auch die viel befahrene Luruper Hauptstraße war zwischen Eckhoffplatz und Lüttkamp bis zum Nachmittag gesperrt.

Nach Sprengung: Bank-Filiale in Harsefeld für immer geschlossen

Nachdem im vergangenen Jahr in Harsefeld ein Geldautomat der Deutschen Bank gesprengt wurde, hat die Deutsche Bank jüngst mitgeteilt, dass die Filiale an der Harsefelder Marktstraße nicht wieder eröffnet wird.

Am 16. Dezember sprengten die Räuber einen Geldautomaten. Durch die Explosion wurde auch der zweite Automat vollständig zerstört. Mehrere Zehntausend Euro lagen in Scheinen auf der Straße. Zeugen sahen die Täter sogar noch flüchten. Doch eine Fahndung blieb damals erfolglos.

Das Innere der Bankfiliale glich einem Trümmerfeld. Bis heute versperren Sperrholz-Platten die Sicht auf den Teil der Filiale, in dem die gesprengten Automaten standen.

39 Automatensprengungen in Niedersachsen

In Niedersachsen ist die Zahl der Geldautomaten-Sprengungen rückläufig. Das teilt das Landeskriminalamt mit. Im Jahr 2023 kam es zu mehreren Täterfestnahmen in Niedersachsen und dank der Ermittlungen niedersächsischer Behörden wurden auch Täter im benachbarten Ausland festgenommen. Trotz des aktuellen Trends ist die Anzahl von 39 Sprengungen in 2023 nach wie vor besorgniserregend hoch. Hierbei ist anzumerken, dass die Fallzahlen im Bundesgebiet weniger stark rückläufig sind als dies in Niedersachsen der Fall ist.

Raiffeisenbank baut Automaten ab

Im Landkreis Wesermarsch wollen einige Banken das Risiko jetzt nicht mehr tragen. So bekommen etwa die Kunden der Raiffeisenbank Butjadingen-Abbehausen in Waddens, Stollhamm und Eckwarden künftig kein Geld mehr aus dem Automaten. Die Angst vor Sprengstoff-Attacken ist dort mittlerweile zu groß. Auch die Sparkasse Rotenburg Osterholz und die Volksbank im Elbe-Weser-Dreieck prüfen die Sicherheit ihrer Automaten-Standorte sehr genau.

Viele Banken - so auch die Raiffeisenbank- rüsten ihre Geldautomaten ständig nach, um sie sicherer zu machen. Doch das führt laut den Raiba-Vorständen Peter Beck und Markus Graf nur dazu, dass Täter, die es auf das Geld abgesehen haben, umso brutaler vorgehen. Sie setzen immer stärkeren Sprengstoff ein. Das birgt die Gefahr, dass sie nicht nur den Automaten knacken, sondern gleich das gesamte Gebäude, in dem er sich befindet, mit in die Luft sprengen.

Risiko ist zu hoch

Das Risiko, dass dabei Menschen zu Schaden kommen, wollen und können die beiden Vorstände der Raiffeisenbank nicht länger tragen und ziehen die Konsequenzen aus der potenziellen Gefahrenlage. Sie folgen damit auch, wie die Vorstände sagen, dem Drängen von Ermittlungsbehörden und der Politik.

Das Geld dort ist inzwischen aus den Automaten entnommen - es ist also keine Beute mehr zu machen. Schritt für Schritt sollen die drei SB-Stellen nun zurückgebaut werden.

Täter setzen stärkeren Sprengstoff ein

Auch wenn die Zahl der Übergriffe laut LKA rückläufig ist, besteht bei den Taten oftmals eine größere Gefahr, eben weil die Täter sich den veränderten Bedingungen anpassen und inzwischen auch stärkeren Sprengstoff einsetzen. Das ist insbesondere bei Automaten riskant, die an Wohngebäuden angebracht sind oder die sich in Altbauten befinden.

Für die Sparkasse Rotenburg Osterholz trifft das auf insgesamt zehn Standorte zu, teilt Axel Seidenschwarz, Bereichsleiter Vorstandsstab der Sparkasse Rotenburg Osterholz auf Anfrage mit.

Jeder Standort wird genau geprüft

Dabei handel es sich sowohl um eigene SB-Stellen als auch um eigene personenbesetzte Geschäftsstellen, die ebenfalls wohnwirtschaftlich genutzt werden, so Seidenschwarz. Insgesamt betreibt die Sparkasse Rotenburg Osterholz aktuell 28 reine SB-Standorte mit insgesamt 30 Geldautomaten. Außerdem gibt es 19 personenbesetzte Standorte (Geschäftsstellen + Zentrale) mit insgesamt 40 Geldautomaten.

Der Bestand an Geldautomaten werde kontinuierlich kontrolliert, so Seidenschwarz. Berücksichtigt werden dabei mehrere Aspekte. So gehe es um wirtschaftliche Gesichtspunkte und darum, für die Menschen im Geschäftsgebiet eine möglichst flächendeckende Geldversorgung sicherzustellen.

Sicherheit ist wichtig

„Ganz wichtig bei der Bewertung ist auch der Aspekt der Sicherheit“, teilt der Sparkassen-Bereichsleiter mit. Um der zunehmenden Brutalität der Täter zu begegnen, führe man regelmäßig Gefährdungsprüfungen durch. „Es ist immer eine Bewertung des Einzelfalls, um über die Zukunft eines Standorts zu entscheiden.“ Dabei werde es sowohl Standorte geben, die sicherheitstechnisch weiter aufgerüstet werden, als auch Standorte, die angesichts alternativer Möglichkeiten, sich mit Bargeld zu versorgen oder aus Gründen der Sicherheit, perspektivisch infrage stehen, so Seidenschwarz.

Bei der Volksbank im Elbe-Weser-Dreieck stehen sieben von insgesamt 25 Standorten besonders im Fokus. Das teilt Thomas Wilkens, der verantwortliche Leiter für IT und Facility (Anlangen) mit. Bei diesen Standorten handelt es sich um Geschäftsstellen, die mit Mietwohnungen zusammenhängen.

Zudem macht auch die Nähe zur Autobahn den Standort eines Geldautomaten für Kriminelle attraktiv. Je besser der Geldautomat erreichbar ist, desto eher rückt er ins Blickfeld der Kriminellen, da sie auf einen optimalen Fluchtweg achten, heißt es denn auch in einer Mitteilung des LKA.

Die Volksbank hat zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen eingeführt, wie verstärkte Tresore oder ein Geldfärbesystem. Zudem werden potenziell kritische Geschäftsstellen in der Nacht zwischen 23 und 5 Uhr abgeschlossen. „Bislang hat es noch keinen einzigen Angriff auf unsere Geldautomaten gegeben“, stellt Müller-Wilkens klar.

Das rät die Polizei den Banken, um Geldautomaten zu schützen

Volksbank und Sparkasse halten an ihren Standorten für Geldautomaten in Landkreis Cuxhaven und der Stadt Bremerhaven fest. Sie orientieren sich an Sicherheitsempfehlungen des Landeskriminalamts.

Bargeld weckt Begehrlichkeiten, auch in Zeiten von zunehmend bargeldlosem Zahlungsverkehr. Banken und Sparkassen investieren verstärkt in die Sicherung der Geldautomaten. Denn immer wieder berichtet die Polizei von kriminellen Anschlägen. „Die Täter handeln skrupellos“, sagt Stephan Hertz, Sprecher der Polizeiinspektion Cuxhaven. Statt Gas wird zunehmend Sprengstoff eingesetzt, um an die Scheine zu gelangen. Weder auf das Gebäude noch auf Menschen in der Nachbarschaft nehmen die Kriminellen dabei Rücksicht, wie dutzende Taten bundesweit gezeigt haben.

Fälle im Kreis Cuxhaven liegen schon länger zurück

Bremerhaven und Landkreis Cuxhaven sind bislang von solchen kriminellen Anschlägen verschont geblieben. Der Polizei sind keine Taten oder Versuche bekannt. Im Gegensatz dazu erinnert Frank Lorenz, Polizei-Pressesprecher von Bremerhaven, an zwei Fälle von Geldautomaten-Überfällen, die schon länger zurückliegen. In beiden Fällen entstand hoher Sachschaden, wie aus den Polizeiberichten hervorgeht, allerdings wurde kein Geld erbeutet.

Die unbekannten Täter versuchten den Geldautomaten im Fischereihafen 2016 gewaltsam aufzubrechen. Als ihnen dies nicht gelang, versuchten sie die Leichtbauwand zu zerschlagen. Der Geldautomat gehörte der OLB. Diesen Standort gibt es mittlerweile nicht mehr.

2018 war die Santander-Bank mit dem Standort an der Lloydstraße betroffen. „Durch einen lauten Knall wurden Anwohner in der Nacht zum Montag in der Lloydstraße aus dem Schlaf geschreckt. Danach brannte ein Geldautomat im Kundenbereich eines Geldinstituts“, heißt es im Polizeibericht von damals.

Um die Geldautomaten vor den Zugriffen der Räuber zu schützen, kooperieren die Volksbank im Elbe-Weser-Dreieck und die Weser-Elbe-Sparkasse mit den polizeilichen Behörden. Wie eine Recherche der „Nordsee-Zeitung“ ergab, richten die Geldinstitute ihre Risikoanalysen nach Empfehlungen des Landeskriminalamtes (LKA) aus. Durch die Prävention sollen Sprengungen verhindert oder der Tatanreiz nachhaltig reduziert werden, so das LKA.

Doch die Herausforderung bleibt bestehen, dass auch die Täterseite ihrerseits auf Sicherungsmaßnahmen der Geldinstitute reagiert.

Wie viel Anteil am Rückgang der Sprengungen haben die Sicherheitsmaßnahmen der Geldinstitute?

Zusätzlich zu den Täterfestnahmen haben Banken in letzter Zeit verstärkte Bemühungen unternommen, das Sicherheitsniveau an Geldautomatenstandorten durch verbesserte Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen zu erhöhen.

Seit 2022 wurde in Niedersachsen das Vorgehen zur Bekämpfung der Sprengung von Geldautomaten durch die Entwicklung eines umfassenden „ganzheitlichen Bekämpfungskonzepts“ intensiviert. Die Erfahrungen aus der Vergangenheit haben allerdings auch gezeigt, dass es immer mal wieder zu Schwankungen in diesem Phänomenbereich kommt.

Wie gut ist die Zusammenarbeit zwischen den Geldinstituten und dem LKA?

Bereits seit längerer Zeit arbeiten die Banken und Sparkassen mit den Sicherheitsbehörden zusammen, um Tatmöglichkeiten zu reduzieren. Seit mehreren Jahren schon tauschen sich die Betreiber der Geldautomaten mit der Polizei über Sicherungsmaßnahmen an den Geldautomatenstandorten aus.

Erhebungen zum Sicherheitsstand der Geldautomaten machen deutlich, dass viele der Sicherheitsmaßnahmen bereits umgesetzt wurden oder in der Planung sind. Dennoch ist davon auszugehen, dass mit Hochdruck weiter daran gearbeitet werden muss, dass alle Geldautomaten die entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen erhalten.

Worauf sind die abnehmenden Fallzahlen in Niedersachsen zurückzuführen?

Ob es sich bei der rückläufigen Entwicklung der Fallzahlen in 2023 im Phänomenbereich der Geldautomaten-Sprengungen um eine normale Fallzahlenschwankung handelt oder die Maßnahmen zur Bekämpfung des Phänomens in Niedersachsen erste Auswirkungen zeigen, kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht gesagt werden.

Grundsätzlich bleibt abzuwarten, wie anhaltend diese Entwicklung ist und ob sich die Tätergruppierungen langfristig auf andere Gebiete konzentrieren. Es werden weiterhin intensive Anstrengungen aller Akteure erforderlich sein, um dieses Phänomen nachhaltig zu bekämpfen.

Wie sehen die Empfehlungen des LKA für Banken konkret aus?

Grundsätzlich stellt jeder aufgestellte Geldausgabeautomat einen Risikostandort dar. Zur Verhinderung von Geldautomatensprengungen gibt es wesentliche und von der Polizei als wirksam eingeschätzte Präventionsmaßnahmen.

Diese sind unterteilt in Maßnahmen am Aufstellort und Maßnahmen am Geldautomaten. Nicht jede Maßnahme eignet sich hierbei in gleichem Maße für jeden Aufstellort, sodass eine sinnvoll abgestimmte Kombination notwendiger Sicherungsmaßnahmen sich je nach Aufstellort unterscheiden kann und immer individuell zu betrachten ist. Die Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen hängt von dem erarbeiteten Sicherheitskonzept ab, bei dem Kreditinstitute und Polizei regelmäßig zusammenwirken.

Wie kann ein Geldautomat konkret geschützt werden?

Eine wirksame Kombination aus Präventionsmaßnahmen zur Verhinderung von Geldautomatensprengungen könnten zum Beispiel folgende Maßnahmen enthalten:

  • Mechanische Sicherungen am Gebäude, aber auch am Geldautomaten, zu deren Überwindung der Täter möglichst viel Zeit brauchen soll.
  • Installation einer Einbruchmeldeanlage mit Aufschaltung bei einer Service-Leitstelle oder der Polizei.
  • Installation von Vernebelungstechniken und hochauflösenden Überwachungskameras mit Aufschaltung an eine 24/7-Einsatzzentrale.
  • Einsatz von Banknoten-Neutralisationsverfahren (zum Beispiel Einfärbetechnik) und sichtbare Kennzeichnung entsprechender Technik.

Gehen die Empfehlungen noch weiter?

Weitere Maßnahmen sind flankierend in Betracht zu ziehen:

  • Anzahl der durch die Geldinstitute aufgestellten Geldautomatenanlagen verringern.
  • Bargeldbestand in den einzelnen Geldautomatenanlagen reduzieren.
  • Wechsel von sogenannten Frontloadern auf Rearloader beziehungsweise Implementierung moderner Pavillonlösungen.
  • Etablierung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs.

Wer ist für die Empfehlungen an die Geldinstitute verantwortlich?

Es handelt sich um bundeseinheitliche Maßnahmen der Polizei für Betreiber von Geldautomaten, die durch eine Projektgruppe der Kommission Polizeiliche Kriminalprävention unter Beteiligung der Dachverbände der Kreditwirtschaft erarbeitet und seit 2019 an die Kreditinstitute herangetragen werden. Die Umsetzung dieser Empfehlungen ist nicht verpflichtend, sondern obliegt den jeweiligen Betreibern der Geldausgabeautomaten.

Polizeiliche Empfehlungen beziehen sich in diesem Zusammenhang darüber hinaus auf die Gebäudesituation, die Schließung des Selbstbedienungsbereiches zur tatrelevanten Zeit (23 bis 6 Uhr) und die Sicherung des Versorgungsraumes (der Raum, von dem aus der Geldautomat aufgefüllt wird). (set)