Warntag: So schalten Sie Cell Broadcast auf Ihrem Smartphone ein
Die krasseste Verfehlung der Ausbaupflichten stammt vom Neueinsteiger 1&1. Foto: dpa
An diesem Donnerstag ist Warntag: Neben dem Sirenalarm im Ort soll auch alle Handynutzer eine Textmeldung erhalten. So stellen Sie sicher, dass der Dienst bei Ihnen aktiviert ist.
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Bundesweit gibt es am Donnerstag, 8. Dezember, um 11 Uhr auf allen möglichen Kanälen eine Probewarnung für Krisen, Katastrophen und Notfälle. Und es kommt erstmals ein Warnsystem zum Einsatz, das über die Mobilfunknetze läuft: Cell Broadcast. Man erhält als Warnung eine Textmeldung, begleitet von einem Alarmton. Zusätzlich könnte das Handy vibrieren, das Display blinken.
Der Service funktioniert ohne App. Er ist eine Ergänzung zu Warn-Apps wie Nina oder Katwarn oder zu Warnungen über stationäre Sirenen im Ort, die an diesem Donnerstag ebenfalls ertönen sollen.
Um Warnnachrichten zu erhalten, müssen Handys zudem eingeschaltet sein und dürften sich nicht im Flugmodus befinden.
Cell Broadcast: Testwarnungen auf Android-Handys einschalten
Auf iPhones sind Warnmeldungen zwar automatisch aktiv, wenn mindestens iOS 15.6.1 installiert ist, erklärt der IT-Branchenverband Bitkom. Der Empfang der Warnungen lässt sich aber je nach Warnstufe unter "Einstellungen/Mitteilungen/Offizielle Warnmeldungen" an- und abschalten.
Ist dieser Schalter nicht aktiv, passiert am Warntag nichts.
Android-Smartphones sind dem Bitkom zufolge ab Betriebssystem-Version 11 fit für Cell Broadcast. Auch hier sind die Warnungen standardmäßig aktiv, Testwarnungen müssen aber in aller Regel auch erst eingeschaltet werden.
Das Ein- und Ausschalten von Warnungen ist bei vielen Herstellern wie Samsung über die Benachrichtigungseinstellungen möglich. Ansonsten kommt man meist zum Ziel, wenn man unter "Einstellungen" Notfallbenachrichtigungen ins Suchfeld eintippt.
Ob Warnungen per Cell Broadcast für ältere Android-Versionen vielleicht manuell aktiviert werden können, muss man beim Hersteller erfragen. Bei Samsung ist dies beispielsweise möglich. Geht es nicht, können Smartphone-Besitzerinnen und -Besitzer grundsätzlich auch auf die Warn-Apps Nina oder Katwarn zurückgreifen. Diese finden Sie etwa im Play Store (Android).
Warnstufe 1 immer aktiv
Von der Möglichkeit, Cell-Broadcast-Warnungen zu deaktivieren, gibt es übrigens eine Ausnahme: Meldungen mit der höchsten Warnstufe (Warnstufe 1) können nicht ausgeschaltet werden, erklärt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Sie tauchen deshalb sowohl bei iOS als auch bei Android in der Auswahl gar nicht erst auf.
Eine über Cell Broadcast versendete Warnung für einen bestimmten geografischen Bereich erreicht - anders als bei einer SMS - jedes empfangsbereite Gerät, das sich in diesem Bereich in einer Funkzelle befindet. Dies ist ähnlich beim Radioempfang.
Cell Broadcast ist datenschutzkonform
Cell Broadcast ist dem BBK zufolge datenschutzkonform: Für die Aussendung der Nachrichten würden keine personenbezogenen Daten erhoben oder verarbeitet.
Die Warnmeldung werde "an alle empfangsbereiten Mobilfunkendgeräte ausgesendet, ohne dass der Absender der Warnmeldung die Mobilfunknummer oder andere Daten der Empfänger kennt oder erfassen kann", so das Bundesamt. In vielen europäischen Ländern wird das Verfahren bereits genutzt.
Ein Bildschirm mit dem Modularen Warnsystem ist auf einem Display beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz zu sehen.
Bundesamt für Bevölkerungsschutz appelliert zum Mitmachen
Das BBK richtete eine Appell zum Mitmachen an die Menschen in Deutschland. BBK-Präsident Ralph Tiesler bat alle Handynutzer, bis Donnerstag die für den Empfang von Warnnachrichten über das neue Cell-Broadcast-System notwendigen Updates durchzuführen.
Wie wichtig die Warnung im Ernstfall sein kann, hatte sich etwa während der Starkregen-Katastrophe im Sommer 2021 auf tragische Weise gezeigt. Damals waren einige Menschen in Nordrhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz nicht rechtzeitig vor den herannahenden Fluten gewarnt worden. Teilweise wurde zu spät evakuiert, teils weigerten sich Bewohner, ihre Häuser zu verlassen, da sie das Ausmaß der Katastrophe unterschätzten.
Probealarm 2020 „fehlgeschlagen”
Beim ersten bundesweiten Warntag am 10. September 2020 war einiges schief gelaufen. Unter anderem kam die Meldung der Warn-Apps Nina und Katwarn erst mit einer guten halben Stunde Verspätung auf den Smartphones an. Wäre es tatsächlich ein Ernstfall gewesen, hätten viele Bürger nichts mitbekommen. Das Bundesinnenministerium hatte den Probealarm deshalb damals als „fehlgeschlagen” bezeichnet. Ein ursprünglich für September 2021 geplanter Warntag war abgesagt worden. Zur Begründung hieß es damals, das BBK baue erst noch eine „umfassende Testlandschaft auf”.
„Das BBK ist auf diesen Warntag sehr gut vorbereitet”, sagte Juliane Seifert, Staatssekretärin im Bundesinnenministerium, am Montag in Berlin. Tiesler forderte die Bürgerinnen und Bürger auf, seiner Behörde nach der Probewarnung online zu melden, ob und auf welchem Wege sie eine Warnung empfangen haben. Dadurch könne jeder zum Gelingen des Probealarms beitragen, sagte er. (dpa/tmn)