Wegen Lebensgefahr: Veterinärämter durchkämmen Kioske

Für die Chips in der Grab-Verpackung gibt es einen Verkaufsstopp. Foto: Doreen Garud/dpa
Der „Hot Chip Challenge“ wird der Garaus gemacht. Für die bei Mutproben Jugendlicher beliebten scharfen Chips wird mittlerweile ein Verkaufsverbot durchgesetzt. So fällt eine erste Bilanz aus.
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Landkreis/Landkreis Cuxhaven. Wegen der akuten Gesundheitsgefahr ist die „Hot Chip Challenge“, die in den sozialen Medien kursierte, inzwischen niedersachsenweit quasi verboten: Die Chips dürfen nicht mehr verkauft werden. Wie die Landwirtschaftsministerium in Hannover bestätigt, seien die Kommunen per Erlass aufgefordert worden, den Verkauf der Chips zu unterbinden. Zuvor waren bereits einige Chargen aus dem Verkehr gezogen worden.
Derzeit führen Lebensmittelkontrolleure in den Veterinärämtern Kontrollen von Kiosken, Tankstellen und Supermärkten in der Region durch. Im Landkreis Cuxhaven sind jüngst 75 Packungen der extrem scharf gewürzten Tortilla-Chips in mehreren Geschäften sichergestellt worden. Darüber hinaus haben nach Angaben der Behörde „diverse Betreibende diese Chips bereits eigenständig an ihre Lieferfirmen zurückgeschickt“.
Erbrechen und Ohnmacht: Klinikeinweisungen wegen scharfen Chips
Ein sehr hoher Schärfegrad, wie bei den unter „Hot Chip Challenge“ vermarkteten Produkten, kann gesundheitliche Folgen haben. Dazu zählen Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Bluthochdruck, brennende Augen und gereizte Schleimhäute. Der Verzehr führte bereits zu ärztlichen Noteinsätzen. Speziell Kinder reagieren dabei besonders empfindlich auf scharfe Chili-Produkte.
In dem Produkt waren zuvor stark schwankende und teilweise extrem hohe Gehalte an Capsaicin festgestellt worden. Der Stoff stammt aus Chilischoten. Gegen das starke Brennen im Mund durch Capsaicin hilft Wasser nicht. Da der Stoff aber fettlöslich ist, können Milch und Milchprodukte das Brennen lindern. Auch stärkehaltige Lebensmittel wie Reis oder Brot können - in Kombination mit Speiseölen oder -fetten - der Schärfe etwas entgegensetzen.
Hot Chips im Online-Versand frei bestellbar
Die Chips führten zu einem Rückruf bestimmter Chargen. Nun folgt der nächste Schritt des Verkaufsverbots - chargenunabhängig.
Auch der Hersteller liefert das umstrittene Produkt nicht mehr nach Deutschland. Die Verpackung der „Hot Chip Challenge“ in der Form eines Sarges enthält einen einzigen extrem scharfen Tortillachip - sowie Latexhandschuhe zum Anfassen. Die tschechische Herstellerfirma hat in der Vergangenheit immer wieder betont, dass alle gesetzlichen Anforderungen erfüllt würden.
Zuvor hatte bereits das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gewarnt. „In der Vergangenheit wurden immer wieder Fälle bekannt, bei denen unerwünschte Wirkungen wie Schleimhautreizungen, Übelkeit, Erbrechen und Bluthochdruck beobachtet wurden“, teilte das Institut mit. Das BfR empfiehlt, Produkte mit Gehalten von mehr als 100 Milligramm Capsaicin pro Kilogramm Lebensmittel zu kennzeichnen und die Verpackungen mit kindersicheren Verschlüssen zu versehen.
Das Problem: Die Chips sind auch bei örtlichen Supermärkten und natürlich auch bei Online-Versandhändlern in unterschiedlichsten Ausführungen erhältlich.
Die Verbraucherzentrale macht auf ein weiteres Risiko aufmerksam: Wer sich mit Resten von Chili-Pulver an den Händen in die Augen fasst, muss dort mit starken Reizungen rechnen. (tip)
Hinweise zum Verkauf der „Hot Chip Challenge“-Chips nimmt die Lebensmittelüberwachung des Landkreises Stade per E-Mail an veterinaerwesen@landkreis-stade.de entgegen.