Ekaterina B.: Polizist berichtet von der Bergung des Koffers
Den Mantel, den Ekaterina B. am Tag ihres Verschwindens trug, fand die Polizei in einem Müllcontainer. Von der Sicherung dieser und anderer Spuren hat ein Polizist vor dem Schwurgericht berichtet, das den Mord untersucht.
Von Thorsten Brockmann
Der Beamte, der vor dem Gericht in Bremen aussagt, gehört dem Erkennungsdienst der Kriminalpolizei an. Das sind diejenigen, die meist in weißen Overalls mit Kapuzen stecken, wenn es für sie etwas zu tun gibt. „Vollschutz“, sagt der Polizist. Um Spuren nicht zu verunreinigen.
Als der Koffer mit der Getöteten Ekaterina B. darin ans Weserufer spülte, da seien sie zu viert ausgerückt, um Fotos zu machen: Vom Fundort, von dem schwarzen Koffer selbst und vom Inhalt, ohne ihn zu bewegen oder zu verändern.
Schnell wird klar: Es sind menschliche Überreste im Koffer
Der Deckel war offen und die Folie eines der blauen „Pakete“ aufgeschnitten. Es sei schnell klar gewesen, dass „menschliche Leichenteile“ der Inhalt waren.
Um mögliche Spuren nicht zu zerstören, wurde der Koffer vorsichtig wieder verschlossen und erst dann mit vereinten Kräften die Böschung hochgezogen. Selbst der Bestatter, der den Koffer abholte, musste die weiße Schutzkleidung tragen. Die Fahrt ging erst zur Leichenhalle und dann gleich weiter zu den Rechtsmedizinern nach Hamburg.
Ekaterina B. war kaum vermisst, als der Beamte das erste Mal den Auftrag erhielt, das Wohnhaus der Familie in Wulsdorf zu untersuchen. Das Gericht zeigt Fotos eines vermüllten Autos, in dem ein Messer und ein Elektroschocker entdeckt worden waren.
An einem der vorangegangenen Verhandlungstage hatte der Angeklagte schon über seinen Verteidiger anmerken lassen, nie mit einem derartigen Wagen unterwegs gewesen zu sein. Die Kripo habe das Auto in einen derartigen Zustand versetzt. „Wir haben nichts verändert, weil anschließend noch ein Spürhund den Wagen absuchen sollte“, sagte der Polizist.
Suche nach Blutspuren im Haus
Der Erkennungsdienst war mehrfach im Einsatz, hat unter anderem den Rechtsmedizinern im Haus bei der Suche nach Blut und einem möglichen Tatort unterstützt. Dazu wurden alle Fenster des Hauses abgeklebt und eine chemische Substanz versprüht, die Blut dann bei Dunkelheit blau leuchten lässt. Auch das Bundeskriminalamt war eingebunden, Spuren auszuwerten.
Auf der letzten Aufnahme, die Ekaterina B. lebend zeigt, trug sie einen roséfarbenen Schal und einen weißen Mantel. Er war in einem Müllsack zusammen mit Handtüchern in einem Container entdeckt worden. Die Fotos vom Erkennungsdienst dokumentieren auch kleinste Flecken am Kleidungsstück. Blut sei es aber nicht gewesen, so der Polizist.
Der Prozess
- 15. Prozesstag: Überraschung: Die Schwiegermutter von Ekaterina B. will noch einmal im Mordprozess aussagen.
- 14. Prozesstag: „Das volle Programm“ bestellte der Angeklagte bei einem Fahrzeugreiniger. Doch die gründliche Reinigung des Wagens, mit dem mutmaßlich die Leiche von Ekaterina B. transportiert wurde, reichte nicht aus. Rechtsmediziner nahmen ihn genau unter die Lupe - und wurden fündig.
- 13. Prozesstag: Nun saßen Tante, Cousine und Großcousine des Angeklagten im Zeugenstand: Was hat seine Verwandtschaft über die Tat erfahren? Das Gericht interessierte sich vor allem für ein Telefongespräch.
- 12. Prozesstag: Musste die sechsjährige Tochter von Ekaterina B. zusehen, wie ihre Mutter getötet und zerstückelt wurde? Aussagen der Psychologin, die gleichzeitig die Vormundschaft für die Tochter hat, könnten darauf hindeuten.
- 11. Prozesstag: Ein Freund der Familie B. hat ausgesagt, schilderte seinen Eindruck vom Angeklagten und seiner Mutter. Dabei ging er wieder zum „Sie“ über und distanzierte sich merklich.
- 10. Prozesstag: Der Leichnam von Ekaterina B. ist „sehr professionell“ zerlegt worden - sagte ein Rechtsmediziner aus. Aber trotzdem wundert er sich über drei Verletzungen, für die er keine Erklärung hat.
- 9. Prozesstag: Plötzlich möchte Ekaterinas Schwiegermutter sich nicht mehr zum Mordfall äußern. Doch auch ihr Sohn steht im Fokus: Kommt der Angeklagte nach dem Geständnis seiner Mutter nun frei?
- 8. Prozesstag: Nach dem überraschenden Geständnis der Mutter des Angeklagten, sie getötet zu haben, gab es beim Prozesstag am Dienstag die nächste unerwartete Nachricht: Es gab einen neuen Fund in der Geeste.
- Überraschende Wende am 7. Prozesstag: Die Schwiegermutter gesteht die Tötung von Ekaterina B. Doch war sie es wirklich? Ihre Schilderung ist verstörend. Und die Frage bleibt: War es so – oder will sie ihren Sohn retten? Nach ihrem Geständnis wird die Schwiegermutter nicht verhaftet. Doch warum ist das so? Der renommierte Strafverteidiger Alexander Ukat ordnet die Situation ein.
- 6. Prozesstag: Die Handydaten des angeklagten Ehemanns von Ekaterina B. wurden ausgewertet: Der Ehemann googlete, wie man einen Körper in Säure auflöst. Doch damit nicht genug: Die Polizei glaubt, auf dem Handy des Mannes noch mehr Indizien dafür gefunden zu haben, dass er der Mörder ist.
- 5. Prozesstag: Die Polizei hat über Wochen den Chat von Mordopfer Ekaterina B. mit ihrem Freund in Russland ausgewertet. Daraus geht hervor, wie es Ekaterina in den Stunden vor ihrem Tod ging. Der mutmaßliche Mörder von Ekaterina B. bekommt regelmäßig Besuch im Gefängnis: von seiner Mutter. Auch davor hatten die beiden ein gutes Verhältnis und sie unterhielten sich oft über Ekaterina. „Tu ihr nichts“, warnte ihn seine Mutter.
- 4. Prozesstag: Als Ekaterina B. verschwunden war, da sei ihr Ehemann „einfach ein bisschen zu gleichgültig“ gewesen. Das hat eine Familienhelferin stutzig werden lassen. Ihre Aussage war es, die die Polizei zur Überzeugung gelangen ließ: Da stimmt was nicht.
- 3. Prozesstag: Im Mittelpunkt stand erneut die Befragung ihres damals 45-jährigen Ehemanns durch die Polizei. Wurde Ekaterina wegen einer Affäre mit einem Piloten ermordet? Der Angeklagte stellte während des Verhandlungstages seine Ehe dar.
- 2. Prozesstag: Die Kriminalpolizei hatte die Vernehmung des Mannes am 11. Februar aufgenommen. Nun mussten die Prozessbeteiligten das mehrstündige Video ertragen. Seit seiner Festnahme soll der 46-Jährige nichts zu den Vorwürfen gesagt haben. Einen Monat davor war das noch anders, wie das Video beweist.
- 1. Prozesstag: Im Landgericht Bremen beginnt der Prozess. Am ersten Tag wurde die Anklage verlesen. Dem Ehemann der 32-Jährigen wird vor Gericht vorgeworfen, seine Frau ermordet zu haben. Vor dem Prozessauftakt kommen schreckliche Details ans Licht.
Die Vorgeschichte
- Seit dem 4. Februar 2022 gilt Ekaterina offiziell als vermisst. Zwei Wochen später sucht die Polizei mit Spürhunden nach der 32-Jährigen. Auch eine private Initiative mit bis zu 400 Freiwilligen hilft bei der Suche. Der Fall erregt immer mehr Aufmerksamkeit.
- Zahlreiche Freiwillige machen sich erneut auf die Suche nach der vermissten Mutter aus Bremerhaven. Vergeblich - nach etwa drei Stunden wird die Aktion abgebrochen. Noch immer fehlt von Ekaterina jede Spur. Die Polizei sucht in Hundertschaft verstärkt im Waldboden, doch sie findet wieder nichts.
- Der Fall Ekaterina B. erreicht nun auch das Fernsehen. In der Sendung „Aktenzeichen XY - ungelöst“ nehmen Ermittler Hinweise der Bevölkerung auf.
- Traurige Neuigkeiten bringen Licht ins Dunkel. Am Weserdeich wird ein schwarzer Reisekoffer angespült. Darin befindet sich die Leiche von Ekaterina B. Ihr Ehemann wird verdächtigt, sie getötet und zerstückelt zu haben.
- Viele Menschen kommen an den Weserdeich, um ihre Anteilnahme zu zeigen. Kerzen und Blumen schmücken die Stelle, an die der Koffer angespült wurde.
- Ekaterina B. hinterlässt eine fünf Jahre alte Tochter. Ihre Großmutter aus Russland möchte das Kind zu sich nehmen. Ihr Ehemann schweigt weiterhin.
- Drei Monate nach ihrem Tod streiten sich die Angehörigen von Ekaterina und das Jugendamt Bremerhaven um das Sorgerecht ihrer fünfjährigen Tochter. Die Behörden wollen, dass das Kind in Bremerhaven bleibt.
- Die Ermittlungen sind beendet, die Staatsanwaltschaft hat Klage eingereicht. Dem Ehemann wird vorgeworfen, die 32-Jährige getötet zu haben.
- Ekaterinas Mutter Svetlana Bolgova reist nach Bremerhaven, um ihr Enkelkind zu sehen. Sie kämpft weiter um das Sorgerecht des fünf Jahre alten Kindes.