Mordprozess

Ekaterina B.: Polizist berichtet von der Bergung des Koffers

Den Mantel, den Ekaterina B. am Tag ihres Verschwindens trug, fand die Polizei in einem Müllcontainer. Von der Sicherung dieser und anderer Spuren hat ein Polizist vor dem Schwurgericht berichtet, das den Mord untersucht.

Mittwoch, 07.12.2022, 06:30 Uhr
<p>Die Mitarbeiter des Erkennungsdienstes tragen bei ihrer Arbeit häufig weiße Ganzkörper-Overalls, um selbst keine Spuren zu hinterlassen.</p>
<p>Foto: privat</p>

<p>Die Mitarbeiter des Erkennungsdienstes tragen bei ihrer Arbeit häufig weiße Ganzkörper-Overalls, um selbst keine Spuren zu hinterlassen.</p> <p>Foto: privat</p>

Von Thorsten Brockmann

Der Beamte, der vor dem Gericht in Bremen aussagt, gehört dem Erkennungsdienst der Kriminalpolizei an. Das sind diejenigen, die meist in weißen Overalls mit Kapuzen stecken, wenn es für sie etwas zu tun gibt. „Vollschutz“, sagt der Polizist. Um Spuren nicht zu verunreinigen.

Als der Koffer mit der Getöteten Ekaterina B. darin ans Weserufer spülte, da seien sie zu viert ausgerückt, um Fotos zu machen: Vom Fundort, von dem schwarzen Koffer selbst und vom Inhalt, ohne ihn zu bewegen oder zu verändern.

Schnell wird klar: Es sind menschliche Überreste im Koffer

Der Deckel war offen und die Folie eines der blauen „Pakete“ aufgeschnitten. Es sei schnell klar gewesen, dass „menschliche Leichenteile“ der Inhalt waren.

Um mögliche Spuren nicht zu zerstören, wurde der Koffer vorsichtig wieder verschlossen und erst dann mit vereinten Kräften die Böschung hochgezogen. Selbst der Bestatter, der den Koffer abholte, musste die weiße Schutzkleidung tragen. Die Fahrt ging erst zur Leichenhalle und dann gleich weiter zu den Rechtsmedizinern nach Hamburg.

Ekaterina B. war kaum vermisst, als der Beamte das erste Mal den Auftrag erhielt, das Wohnhaus der Familie in Wulsdorf zu untersuchen. Das Gericht zeigt Fotos eines vermüllten Autos, in dem ein Messer und ein Elektroschocker entdeckt worden waren.

An einem der vorangegangenen Verhandlungstage hatte der Angeklagte schon über seinen Verteidiger anmerken lassen, nie mit einem derartigen Wagen unterwegs gewesen zu sein. Die Kripo habe das Auto in einen derartigen Zustand versetzt. „Wir haben nichts verändert, weil anschließend noch ein Spürhund den Wagen absuchen sollte“, sagte der Polizist.

Suche nach Blutspuren im Haus

Der Erkennungsdienst war mehrfach im Einsatz, hat unter anderem den Rechtsmedizinern im Haus bei der Suche nach Blut und einem möglichen Tatort unterstützt. Dazu wurden alle Fenster des Hauses abgeklebt und eine chemische Substanz versprüht, die Blut dann bei Dunkelheit blau leuchten lässt. Auch das Bundeskriminalamt war eingebunden, Spuren auszuwerten.

Auf der letzten Aufnahme, die Ekaterina B. lebend zeigt, trug sie einen roséfarbenen Schal und einen weißen Mantel. Er war in einem Müllsack zusammen mit Handtüchern in einem Container entdeckt worden. Die Fotos vom Erkennungsdienst dokumentieren auch kleinste Flecken am Kleidungsstück. Blut sei es aber nicht gewesen, so der Polizist.

Der Prozess

Die Vorgeschichte

  • Seit dem 4. Februar 2022 gilt Ekaterina offiziell als vermisst. Zwei Wochen später sucht die Polizei mit Spürhunden nach der 32-Jährigen. Auch eine private Initiative mit bis zu 400 Freiwilligen hilft bei der Suche. Der Fall erregt immer mehr Aufmerksamkeit.
  • Zahlreiche Freiwillige machen sich erneut auf die Suche nach der vermissten Mutter aus Bremerhaven. Vergeblich - nach etwa drei Stunden wird die Aktion abgebrochen. Noch immer fehlt von Ekaterina jede Spur. Die Polizei sucht in Hundertschaft verstärkt im Waldboden, doch sie findet wieder nichts.
  • Der Fall Ekaterina B. erreicht nun auch das Fernsehen. In der Sendung „Aktenzeichen XY - ungelöst“ nehmen Ermittler Hinweise der Bevölkerung auf.
  • Traurige Neuigkeiten bringen Licht ins Dunkel. Am Weserdeich wird ein schwarzer Reisekoffer angespült. Darin befindet sich die Leiche von Ekaterina B. Ihr Ehemann wird verdächtigt, sie getötet und zerstückelt zu haben.
  • Viele Menschen kommen an den Weserdeich, um ihre Anteilnahme zu zeigen. Kerzen und Blumen schmücken die Stelle, an die der Koffer angespült wurde.
  • Ekaterina B. hinterlässt eine fünf Jahre alte Tochter. Ihre Großmutter aus Russland möchte das Kind zu sich nehmen. Ihr Ehemann schweigt weiterhin.
  • Drei Monate nach ihrem Tod streiten sich die Angehörigen von Ekaterina und das Jugendamt Bremerhaven um das Sorgerecht ihrer fünfjährigen Tochter. Die Behörden wollen, dass das Kind in Bremerhaven bleibt.
  • Die Ermittlungen sind beendet, die Staatsanwaltschaft hat Klage eingereicht. Dem Ehemann wird vorgeworfen, die 32-Jährige getötet zu haben.
  • Ekaterinas Mutter Svetlana Bolgova reist nach Bremerhaven, um ihr Enkelkind zu sehen. Sie kämpft weiter um das Sorgerecht des fünf Jahre alten Kindes.
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