Anti-Terror-Konzept fehlt: Umwelthilfe kritisiert Stader LNG-Pläne

Die Fläche vor dem Industriepark Stade-Bützfleth ist Teil der zukünftigen Hafenerweiterung für das geplante Import-Terminal für Flüssigerdgas. Foto: dpa
Die Naturschützer warnen vor bislang nicht berücksichtigten Risiken - für Mensch und Natur. Dabei seien gleich mehrere Punkte außer Acht gelassen worden.
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Die Deutsche Umwelthilfe fordert, der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) müsse zum Schutz von Mensch und Natur den jetzt vorgelegten LNG-Plänen im Stader Seehafen eine Absage erteilen. Anlass sei laut Umweltschützern ein Änderungsantrag der Niedersächsischen Hafenbehörde NPorts, der eine Vergrößerung des Anlegers vorsehe: Wie berichtet entsteht neben dem landseitigen LNG-Terminal für den Import von Flüssigerdgas zusätzlich ein schwimmendes Terminal (FSRU) in Bützfleth.
Dadurch würden sich die ohnehin bestehenden Risiken des LNG-Projekts für Schifffahrt, Naturschutzgebiete und lokale Bevölkerung weiter erhöhen, warnt die DUH. „Auch in Stade wird Schnelligkeit über Sicherheit gestellt: Obwohl der Anleger nun um 15 Meter Richtung Fahrwasser vergrößert werden soll, fehlt in den Unterlagen weiterhin jegliche Betrachtung darüber, was das für die Sicherheit der Schifffahrt auf der ohnehin bereits stark befahrenen und eingeengten Unterelbe heißt. Das gefährdet gleichzeitig umliegende Naturschutzgebiete und die lokale Bevölkerung", sagte Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH.
Eine Gasmangellage bestehe weder für diesen noch für den kommenden Winter, sind sich die Umweltschützer sicher. Eile bei der Genehmigung sei deshalb nicht geboten.
Müller-Kraenner: "Diese überdimensionierte Planung muss ein Ende haben. Wir fordern eine Denkpause beim LNG-Ausbau und stattdessen mehr Anstrengungen für den Ausbau der erneuerbaren Energien und Energieeffizienz.“
Keine Abschätzung der Folgen
Die DHU hat bereits gegen die Betriebserlaubnis des schwimmenden LNG-Terminals in Wilhelmshaven Widerspruch eingelegt. Dort fürchten die Umweltschützer, das Einleiten von mit Bioziden behandeltem Abwasser ins Meer - so die Vorwürfe.
Gegen die Stader LNG-Pläne protestiert die DHU dabei bereits seit 2021. Der Vorwurf damals: Das geplante Flüssigerdgas-Terminal sei eines der fossilen Großprojekte, das mit dem Import von Fracking-Gas aus den USA die deutschen Klimaziele gefährde.
Nun werden neue Vorwürfe laut. In den von NPorts eingereichten Unterlagen fehle eine Gesamtbetrachtung der Klima- und Umweltauswirkungen von Hafenanlage, den Terminals und Anschlussleitung, die für eine realistische Einordnung des Störfallrisikos notwendig sei. Laut DHU fehlten etwa Konzepte für den Fall einer Havarie, den Einsatz von Schleppern sowie ein Anti-Terror-Konzept. Die LNG-Anlagen zählten im Bund neu zu den Einrichtungen der kritischen Infrastruktur, die besonders geschützt werden müssten.
"Trotz der erheblichen Bedenken genehmigte das NLWKN bereits vor Ablauf der Einwendungsfrist erste Baumaßnahmen für den Anleger", klagt die DHU und meint: „Auf rechtswidrige Weise spaltet er ein eigentlich in seiner Gesamtheit zu betrachtendes Projekt willkürlich auf.“ (dpa/tip)