23 Brände und vier Verletzte: Das war Silvester im Landkreis Stade

Ein Rettungswagen der Johanniter fährt mit Blaulicht zu einem Einsatzort. Die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdiensten geraten immer wieder in brenzlige Situationen. Foto: Boris Roessler/Deutsche Presse-Agentur GmbH/dpa
Die von den Rettern erhoffte ruhige Silvesternacht blieb im Kreis Stade aus. Allein der Rettungsdienst musste 56 Mal ausrücken, auch zu diversen Böller-Unfällen. Oft war Alkohol im Spiel.
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(Update am Sonntag, 1. Januar, 16.12 Uhr)
"Insgesamt hätten sich viele der Einsätze für Rettungsdienst, Feuerwehr und Polizei erübrigt, wenn die Menschen sich verantwortlicher im Hinblick auf Alkoholkonsum und Umgang mit Böllern verhalten hätten", so lautet die traurige Bilanz der Silvesternacht von Polizeisprecher Daniel Kraus.
Durch Feuerwerk am Auge verletzt
Der Rettungsdienst im Kreis Stade musste über den Jahreswechsel insgesamt 56 Einsätze abarbeiten. Die meisten Einsätze hätten sich nur aufgrund des übermäßigen Alkoholkonsums ergeben, betont Kraus. Durch fahrlässigen Umgang mit Böllern haben sich laut Polizei drei Personen verletzt. In Oldendorf hat sich ein Mann mit einem Böller im Gesicht verletzt. In Stade erlitt ein Mann eine Kopfplatzwunde nach dem Zünden einer Silvesterrakete. Beide wurden ins Elbe-Klinikum Stade eingeliefert. Eine 28jährige Frau wurde in Nottensdorf schwer am Auge verletzt und musste in das Universitätsklinikum nach Hamburg-Eppendorf gebracht werden.
Carport durch Böller in Brand geraten?
Die Feuerwehren hatten kreisweit insgesamt 23 Brände zu löschen. Dabei brannten überwiegend Müllcontainer und Mülltonnen, Zäune und Hecken sowie ein Sofa auf einer Straße. Teilweise gerieten die Sachen durch fahrlässigen Umgang mit Böllern und umgekippte Feuerwerksbatterien in Brand oder es brannten nur Reste von diesen Batterien. "Vielfach hätten sie durch die feiernden Menschen selbst gelöscht werden können", sagt der Polizeisprecher.
Vermutlich durch einen Böller geriet im Winterweg in Bargstedt gegen 22.15 Uhr an einem Mehrfamilienhaus ein Carport mit Abstellraum in Brand, teilt die Polizeiinspektion Stade mit. Das Carport wurde dabei stark beschädigt. Zwei Autos konnten durch die Bewohner des Hauses weggefahren werden, bevor sie Feuer fingen. Dabei wurden die beiden Autos jedoch beschädigt. Bei dem Versuch, die Flammen selbst zu löschen, erlitt ein 40-jähriger Hausbewohner eine leichte Verbrennung am Arm. Die alarmierte Feuerwehr konnte den Brand löschen. Es entstand ein Gesamtschaden von über 20.000 Euro.
Ein Zeuge konnte beobachten, wie aus einer Personengruppe ein Böller unter den Carport geschmissen wurde und unmittelbar danach das Feuer ausbrach. Die Polizei hat Ermittlungen wegen Brandstiftung aufgenommen. Weitere Zeugen werden gebeten, sich bei der Polizei Harsefeld unter der Telefonnummer 04164-888260 zu melden.
Zu einem weiteren Einsatz mussten die Harsefelder Kameraden in der Silvesternacht gegen 0.23 Uhr ausrücken. Im Mädesüßweg war eine Rakete auf das Dach eines Einfamilienhauses geschossen. Mit einer Wärmebildkamera suchten die Feuerwehrleute das Dach nach Glutnestern ab, konnten jedoch Entwarnung geben, wie Feuerwehrsprecher Günter Kachmann berichtet. Weiterhin war in der Straße Auf dem Klingenberg ein Baum in Brand geraten, der von der Freiwilligen Feuerwehr gelöscht wurde.

Kurioser Anblick: In der Straße "Auf dem Klingenberg" brannte ein Baumstumpf - und das, obwohl es den ganzen Tag geregnet hatte. Foto: Feuerwehr Harsefeld / Vallentin
Streit und Körperverletzung
Auch für die Polizei hätten sich insbesondere aufgrund von Alkoholisierung der Personen Einsätze in der Silvesternacht ergeben, berichtet Kraus. So schlichteten die Beamten insgesamt elf Streitigkeiten, u.a. aufgrund des Böllerns neben Reetdachhäusern. Vier Anzeigen wegen Körperverletzung und mehrere Anzeigen wegen Sachbeschädigung musste die Polizei aufnehmen.
Feuerwerksverbot in der Samtgemeinde Lühe „vielerorts missachtet“
Eigentlich herrscht an Silvester ein Feuerwerksverbot in der Samtgemeinde Lühe - doch in diesem Jahr wurde es „leider vielerorts missachtet“, wie Samtgemeinde-Bürgermeister Timo Gerke sagt. Ein Feuerwehreinsatz bereitet ihm besonders Sorgen.
Denn kurz vor 1 Uhr war vermeintlich eine brennende Raktete auf einem Reetdachhaus gelandet. Ein Nachbar hatte einen Lichtschein wahrgenommen und die Anwohner informiert, sagte der stellvertretende Gemeindebrandmeister, Jens Kleine. Die Feuerwehr wurde alarmiert. Jens Kleine war als einer der ersten Feuerwehrleute vor Ort. „Es war keine Rakete“, sagt er. Also Fehlalarm.
Samtgemeinde-Bürgermeister Timo Gerke ärgert sich dennoch: „Erschreckend, wie nah an Reetdachhäusern und Kirchen geballert wurde.“ Laut Kleine hatte sich das Feuerwerk vor allem auf die Siedlungen und Wohngebiete konzentriert. „An einigen Ecken war es schon viel“, sagt der Feuerwehrmann.
Nach Ansicht von Gerke wurde - trotz des Verbots - sogar viel mehr geböllert als gewöhnlich. „Nachgewiesene Zuwiderhandlungen werden durch die Verwaltung geahndet“, kündigt der Rathaus-Chef an. „Für 2023 muss es ein Konzept geben. Die Vorbereitung dafür startet ab Montag.“ (set/bat)