Feuerwehreinsatz am Lühe-Sperrwerk - Wärter konnte Stemmtor nicht schließen

Das innere Stemmtor des Lühe-Sperrwerks in Grünendeich konnte wegen eines verhedderten Kirschnetzes nicht geschlossen werden. Foto: Feuerwehr
Die Hochwasser-Lage im Landkreis Stade ist immer noch angespannt - ausgerechnet jetzt musste die Feuerwehr zu einem Einsatz am Lühe-Sperrwerk in Grünendeich anrücken. Der Wärter konnte eines der Stemmtore nicht schließen. Das war passiert.
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Grünendeich. Am Freitagmittag gegen 12.50 Uhr wurde die Feuerwehr Grünendeich alarmiert, da das innere Stemmtor des Lühe-Sperrwerks wegen eines Fremdkörpers nicht geschlossen werden konnte. Der Sperrwerkswärter hatte zuvor vergeblich versucht, die Stemmtore wegen eines um ein Meter höheren Hochwassers zu schließen.
Zwei Feuerwehrleute in sogenannten Überlebensanzügen machten sich in einem Schlauchboot und Schneidewerkzeug auf den Wasserweg zum Tor, berichtet Feuerwehrsprecher Matthias Brandt. Als Übeltäter konnte die Feuerwehr ein altes Kirschnetz ausmachen, das sich im Tor-Bereich verheddert hatte. Das Netz konnte von den beiden Feuerwehrleuten kurzerhand abgeschnitten und entfernt werden, die Reste zogen sie mit Leinen aus dem Tor-Bereich, sagt Brandt weiter.
Aufgrund der aktuell angespannten Hochwasser- und Sturmflutlage im Landkreis sei das vollständige Öffnen und Schließen der Stemmtore jederzeit erforderlich. Auch wenn es sich bei dem verklemmten Stemmtor um das innere Tor gehandelt habe, so sei dieses doch als Reserve im Falle einer Sturmflut zur Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger notwendig, sagt Pressesprecher Brandt.

Zwei Feuerwehrmänner haben das verhedderte Netz aus dem Tor des Sperrwerks geschnitten. Foto: Buchmann
Hochwasser an Weihnachtstagen hält Kreis Stade in Atem
Über die Weihnachtsfeiertage hatte es mehr als 110 Feuerwehr-Einsätze wegen des Hochwassers gegeben. Keller liefen voll, Gärten standen unter Wasser. Drei Tage lang sorgten sich die Anwohner an der Oberen Lühe um ihr Hab und Gut.
Von Heiligabend bis zum 2. Weihnachtstag gab es keine Entwarnung nach Hochwasser-Alarm. Die Lühe-Anlieger setzen auf die Politik, sie fordern einen Wassermanagementplan - für Ober- und Unterlauf. Doch die Kommunalpolitiker müssten dicke Bretter bohren - in Hannover und in Stade. Schließlich stehen die Häuser auf und am Deich in einem amtlich festgesetzten Überschwemmungsgebiet.
Anwohner, Deichverband sowie Politik und Verwaltung fordern Konsequenzen: Oberdeichrichter Wilhelm Ulferts will im Januar mit Landrat Kai Seefried auch beim Land Niedersachsen Druck machen, eine Viertel-Ingenieursstelle für den Hochwasserentlastungspolder im Bullenbruch reiche nicht aus. Er will erreichen, dass 2024/2025 die Schöpfwerke gebaut und die zu niedrigen Deichstellen, etwa am Poggenpohl, vorgezogen werden. Langfristig, so der Oberdeichrichter, müsste mit dem geplanten neuen Lühe-Sperrwerk auch ein Spitzen-Schöpfwerk errichtet werden, so dass bei Starkregen und Sturmflut - bei geschlossenen Stemmtoren - in die Elbe gepumpt werden kann, um die Anlieger und Deiche zu entlasten.

Blick auf das Lühe-Sperrwerk. Foto: Buchmann