Hochwasser-Einsatz: Stader Feuerwehrleute helfen im Heidekreis

Gegen 18 Uhr machte sich die Feuerwehr-Kolonne auf den Weg. Foto: Vasel
62 Feuerwehrleute aus dem Landkreis Stade sind mit zehn Fahrzeugen auf dem Weg ins Hochwassergebiet. Die Freiwilligen werden heute Nacht in der Samtgemeinde Ahlden im Heidekreis im Einsatz sein. Die Solidarität mit den Flutopfern ist groß.
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Landkreis. Der stellvertretende Kreisbrandmeister Thorsten Hellwege lobte das Engagement der freiwilligen Feuerwehrleute. Diese hätten sich, so Henning Stegmann von der Feuerwehr Harsefeld, rasend schnell gemeldet. Er sagte: „Wir hätten auch mit drei Mal so viel Kameraden aufbrechen können. So groß war die Bereitschaft, den Menschen im Flutgebiet zu helfen“. Aus dem gesamten Landkreis Stade haben sich Ehrenamtliche für den Einsatz gemeldet. Vor dem Aufbruch in die Samtgemeinde Ahlden versorgte die DRK-Bereitschaft die Freiwilligen mit einer Mahlzeit, außerdem gab es Lunchpakete.

Die DRK-Bereitschaft versorgte die Feuerwehrleute vor ihrem Einsatz mit Würstchen und Lunchpaketen. Foto: Vasel
Gegen 18 Uhr setzte sich am Feuerwehrgerätehaus Apensen die Kolonne in Richtung Ahlden (Aller) in Bewegung. Die Stader Feuerwehrleute sollen dort vor allem zur Deichsicherung eingesetzt werden. Zwölf Stunden lang werden sie die Deiche verstärken und reparieren. Sie sind unter anderem mit vier HLF vor Ort, die zusammen bis zu 10.000 Liter pro Minute abpumpen können.

Die Feuerwehrleute versammeln sich vor dem Gerätehaus in Apensen. Foto: Vasel
Nach zwölf Stunden kommt die Ablösung: Weitere 60 Kräfte aus dem Landkreis Stade brechen morgen früh am Pfingstmarktplatz in Buxtehude mit neun Fahrzeugen in das überflutete Gebiet auf.
Auch Stader DLRG im Einsatz
Fast 24 Stunden waren die Retter der DLRG von Mittwoch auf Donnerstag im Einsatz. Etwa 30 Einsatzkräfte halfen in der Samtgemeinde Ahlden sowie in Hodenhagen. Sie übernahmen die Sicherstellung der Wasserrettung und Absicherung der vor Ort eingesetzten Einheiten der Feuerwehren und des THW.
Großeinsatz an der Aller
Am Sonnabendnachmittag meldeten die Samtgemeinde Ahlden, die Samtgemeindefeuerwehr und der Heidekreis einen Pegelstand der Aller von 4,37 Metern. Es sei damit zu rechnen, dass der derzeitige Hochwasserstand noch etwa drei Wochen anhalten wird und danach langsam absinkt.
Aktuell sind an der Aller etwa 335 Einsatzkräfte im Einsatz, bestehend aus jeweils fünfzig Kräften der Ortsfeuerwehren aus der Samtgemeinde sowie aus überörtlichen Feuerwehrbereitschaften, 100 vom THW, 120 von der DLRG und 15 Einsatzkräfte vom ASB.
Vereinzelt leichte Entspannung bei Hochwasserlage in Niedersachsen
Bei der Hochwasserlage in Niedersachsen zeichnet sich mancherorts eine leichte Entspannung ab. In anderen Regionen bleibt die Lage hingegen kritisch. Zahlreiche Menschen können weiterhin nicht in ihre Wohnungen zurück. Viele Helfer sind nach wie vor im Dauereinsatz.
Auf Fotos zeigten sich am Sonnabend ganz unterschiedliche Bilder. Von einer Straße zum Ort Jeversen im Landkreis Celle, welche über die Aller führt, schauten nur noch die Leitpfosten aus dem Wasser. Zahlreiche Straßen in der Region seien weiterhin gesperrt, hieß es von der Kreisverwaltung. Im Ort Hollen im Landkreis Leer, wo an den Weihnachtstagen Deiche brachen, waren auf Bildern hingegen gesunkene Pegelstände zu sehen. Sandsäcke lagen auf Deichkronen, die nicht mehr vom Wasser umschlossen waren.
Mögliche Evakuierung wird vorbereitet
In der Stadt Oldenburg wurde eine mögliche Evakuierung vorbereitet. Die Deiche seien unverändert einem hohen Druck ausgesetzt, teilte die Stadt am Samstag mit. Pegelstände würden höchstens marginal sinken. Bisher seien die Deiche allerdings trocken und stabil. „Es handelt sich hierbei um eine Vorsichtsmaßnahme - eine konkrete Evakuierung ist derzeit nicht vorgesehen“, hieß es in einer Mitteilung.
Etwas weiter südlich am Fluss Hunte war weiterhin ein Hubschrauber der Bundespolizei in Hatten im Einsatz, um Deiche mit besonders großen Sandsäcken zu sichern. Das sollte am Abend erledigt sein, so dass Menschen einer vorsorglich geräumten Siedlung vermutlich ab Sonntag wieder in ihre Häuser könnten.
Auch in Winsen dürfen manche Menschen bisher nicht in ihre Häuser - einige haben es dennoch getan und wurden von der Feuerwehr zurückgeholt. Die Stadt hat daher ein Betretungsverbot erlassen. Auch in der Gemeinde Lilienthal in der Nähe von Bremen können rund 500 Menschen weiterhin nicht in ihre Häuser zurück. Die Evakuierungen in der Gemeinde dauerten an, wann Menschen zurück in ihre Häuser könnten, sei noch nicht absehbar, sagte eine Gemeindesprecherin. Auf einer neu eingerichteten Internetplattform konnten Bürgerinnen und Bürger dort Hilfe suchen oder anbieten.
Hochwasser erreicht neue Höchstwerte
Das Hochwasser hat an mehreren Pegeln in Niedersachsen neue Höchstwerte gebracht. An der Weser etwa überschritt der Wasserstand am Samstagmorgen bei Drakenburg mit 835 Zentimetern den bisherigen Höchstwert aus 1981 um einen Zentimeter, wie der Überregionale Hochwasserdienst am Samstag mitteilte. „Der Scheitel ist aber bereits erreicht worden und die Wasserstände am Pegel sinken leicht“, hieß es.
Zahlreiche Pegelstände sind weiterhin über der höchsten Meldestufe, wie es in einem Lagebericht des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) am Samstagvormittag hieß. Der am Freitag im Harz gefallene Niederschlag sorge für einen Wiederanstieg der Wasserstände in den Oberläufen der Leine und Oker sowie in deren Zuflüssen. Mehrere Pegelstände hätten jedoch bereits ihren Scheitel erreicht und würden wieder sinken.
Laut NLWKN würden die Pegelstände in den Mittel- und Unterläufen der Aller, Leine und Oker vorerst auf dem derzeitigen Niveau verbleiben. Auch in anderen Flussgebieten wie denen der Hunte und Wümme sei die Lage weiter sehr angespannt. Es sei aber davon auszugehen, dass die Wasserstände dort leicht sinken oder auf dem Niveau bleiben würden.
Der Landkreis Celle sowie die Stadt Meppen sprachen am Samstag von leicht sinkenden Pegelständen. Weiterhin sei aber die höchste Meldestufe an den Pegeln überschritten, so dass unverändert größere Überschwemmungen drohten, hieß es vom Landkreis Celle. „Wir müssen aber weiter wachsam bleiben und die Lage genau verfolgen“, sagte Landrat Axel Flader (CDU).
Innenministerium sieht Land gut aufgestellt mit Helfern
Das Land sieht sich in der Hochwasserlage gut aufgestellt mit Rettungskräften. Man gehe davon aus, dass man die Lage auch über Silvester mit eigenen Kräften bewältigen könne, sagte ein Sprecher des Innenministeriums der Deutschen Presse-Agentur.
Die Lage bleibe mancherorts angespannt - etwa im Nordwesten im Raum Oldenburg sowie in den Landkreisen Celle, Vechta und Osterholz. Im Südosten des Landes hat sich die Hochwasserlage dem Sprecher zufolge teilweise entspannt.
THW im Einsatz zur Deichsicherung
Das Technische Hilfswerk (THW) stellt sich auf einen Einsatz in den Hochwasser-Gebieten bis in die erste Januar-Woche hinein ein. „Es ist ganz klar, dass das über den Jahreswechsel andauern wird“, sagte die THW-Präsidentin Sabine Lackner der dpa in Berlin. „Was uns hoch besorgt, ist der Zustand der Deiche.“ Auch Wasserretter der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft DLRG sind im Einsatz, um die Deiche zu sichern.
Größere Niederschlagsmengen voraussichtlich am Dienstag
Weiterer Regen ist in den Hochwassergebieten am Samstag nicht zu erwarten. Das sagte ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Im Tagesverlauf soll es demnach abseits der Küste in Niedersachsen nur vereinzelt und in geringen Mengen zu Schauern kommen. Zwischen Sonntag und Montag kommt es im Land voraussichtlich verbreitet wieder zu Niederschlägen. Diese Menge werde aber nicht zu einem Anstieg der Pegelstände führen, sagte der Meteorologe. Erst von Dienstag an würden wieder größere Niederschlagsmengen erwartet.
Wassermenge aus Freizeitpark abgepumpt
Im Serengeti-Park in Hodenhagen hat sich die kritische Hochwasserlage leicht entspannt. Pumpen auf dem Gelände hätten es geschafft, große Wassermengen hinter den Deich Richtung Meiße zu drücken, sagte eine Sprecherin des Freizeitparks nördlich von Hannover. Auch im Tierhaus der Antilopen und Giraffen sei das Wasser merklich gesunken und wieder aus dem Gebäude hinausgeflossen. (bv/set/dpa)

Gegen 18 Uhr machte sich die Feuerwehr-Kolonne auf den Weg. Foto: Vasel