BMW-Fahrer kracht gegen Lkw – Polizeikontrolle offenbart Missstände

Der BMW-Fahrer war mit der Beifahrerseite mit dem Lkw auf gerader Strecke kollidiert. Foto: Freiwillige Feuerwehren SG Selsingen
Die Polizei in der Region winkt den Güterverkehr heraus. Erschreckend: Auch bei gefährlicher Ladung nehmen es viele nicht genau. Auf der L122 kollidiert ein Autofahrer mit einem Sattelzug.
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Am Dienstagmittag ist ein Autofahrer bei einem Unfall auf der Landesstraße 122 im Landkreis Rotenburg leicht verletzt worden. Der Mann habe dabei laut Feuerwehr großes Glück im Unglück gehabt. Der BMW-Fahrer war am Ortsausgang in Rhadereistedt mit dem entgegenkommenden Laster seitlich zusammengestoßen. Die Ursache des Unfalls konnte die Feuerwehr nicht benennen.
Der BMW-Fahrer sei in seinem erheblich beschädigten Wagen zunächst eingeschlossen, aber nicht eingeklemmt worden. Alarmiert wurden neben dem Rettungswagen aus Zeven und dem Notarzt aus Bremervörde die Feuerwehren aus Rhadereistedt, Rhade, Zeven sowie der Einsatzleitwagen aus Selsingen.
Noch vor Eintreffen der Einsatzkräfte habe sich der leicht verletzte Mann befreien können, so die Feuerwehr weiter. Der Lkw-Fahrer blieb unverletzt.
Während der Bergungsarbeiten war die L122 komplett gesperrt. Die Polizei ermittelt zum Unfallhergang.
Lkw- und Transporter kontrolliert: Fast alle wurden beanstandet
Einsatzkräfte des Polizeikommissariats Schiffdorf haben am Montag, 10. März, zusammen mit der Verfügungseinheit der Polizeiinspektion Cuxhaven Kontrollen im Bereich des gewerblichen Güterverkehrs im Stader Nachbarkreis durchgeführt. Kontrollorte waren vor allem die Bundesstraßen 437, 71 und 6 sowie die Landesstraße 134.

Kontrollorte waren vor allem die Bundesstraßen 437, 71 und 6 sowie die Landesstraße 134. Foto: Polizeiinspektion Cuxhaven
Bei den Kontrollen wurden insgesamt 27 Fahrzeuge kontrolliert. Es wurden diverse Verstöße festgestellt, darunter ein Fahren ohne Fahrerlaubnis, bei dem der Fahrer eine Totalfälschung vorlegte. Ein weiterer Fahrer war zur Aufenthaltsermittlung ausgeschrieben. Das bedeutet, dass verschiedene Verfolgungsbehörden bereits erfolglos versucht hatten, die Person zu kontaktieren, sodass sie ausgeschrieben werden musste.
Des Weiteren wurden mehr als 20 Verstöße gegen Lenk- und Ruhezeiten festgestellt. Damit sind nahezu alle herausgewunkenen Fahrzeuge beanstandet worden.
Bei nächtlichen Kontrollen noch sehr viel höhere Trefferquote
Im internationalen Lkw-Verkehr haben die Missachtung von Arbeitszeitvorschriften und Manipulationen der Kontroll- und Sicherheitssysteme nach Einschätzung von Verkehrspolizisten ein bedenkliches Ausmaß erreicht. „Wenn wir nachts kontrollieren, schlägt uns Kriminalität entgegen, die man teilweise schon als sehr organisiert betrachten muss“, berichtete jüngst Verkehrspolizist Stefan Pfeiffer. Die Ermittler gehen bundesweit davon aus, dass es in etlichen Fällen nicht einzelne schwarze Schafe unter den Fahrern sind, die manipulieren, sondern deren Arbeitgeber. Beanstandet werden demnach in vielen Fällen die Lkw ausländischer Speditionen.
„Es fängt bei Fahrzeugführern an, die weder im Besitz einer Fahrerlaubnis noch einer Arbeitserlaubnis sind, die teilweise mit komplett gefälschten Unterlagen unterwegs sind“, sagte der Polizeidirektor der Deutschen Presse-Agentur.
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Die in den Lkw eingebauten digitalen Kontrollgeräte würden mit einem technischen Aufwand manipuliert, „dass das mit Sicherheit nicht von den Fahrern ausgeht. Man versucht, ganze Lkw-Flotten zu manipulieren.“ Speditionen, die sich an die Vorschriften halten, kämpfen mit höheren Kosten: „Selbstverständlich entstehen hierdurch Wettbewerbsnachteile für rechtstreue Unternehmen“, sagt Frank Huster, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Spedition und Logistik (DSLV) in Berlin.
Lkw: Gefährliche Container treten aus
Die Kontrolle im Landkreis Cuxhaven ist längst kein Einzelfall - das zeigt eine weitere Kontrolle vom vergangenen Donnerstag: Die Regionale Kontrollgruppe der Polizeidirektion Lüneburg überprüfte dabei Gefahrgut- und Abfalltransporte auf der Autobahn 7 im Landkreis Harburg auf der Rastanlage „Seevetal“.
Elf spezialisierte Polizeibeamte kontrollierten bei der rund sechsstündigen Aktion 22 Fahrzeuge, wovon sie neun bemängelten. Die Beanstandungsquote lag somit bei rund 41 Prozent. Mitarbeiter des Gewerbeaufsichtsamts sowie der Polizei Hamburg unterstützten bei der Kontrolle der Gefahrgut- und Abfalltransporte. Sie „zogen“ die zu überprüfenden Fahrzeuge aus dem fließenden Verkehr.
Besonders ins Auge gefallen war den Beamten ein Lkw mit Schüttgut-Containern, aus denen gefährliche Abfälle austraten. Zudem wurde eine falsche UN-Nummer sowie der falsche Abfallschlüssel verwendet. Die Kontrollkräfte leiteten gegen die Verantwortlichen diverse Ordnungswidrigkeitsverfahren sowie ein Strafverfahren aufgrund des Gefahrgutaustritts ein. Nachdem der Fahrer die Leckage vor Ort beseitigte, durfte er zur Verbrennungsanlage nach Hamburg weiterfahren.
Bei der Kontrolle eines weiteren Gefahrguttransportes wurde gegen einen 23-jährigen Fahrer ein Strafverfahren wegen illegalen Aufenthalts eingeleitet.
Auch in Zukunft sind diverse Kontrollen durch die Regionale Kontrollgruppe der Polizeidirektion Lüneburg auch im Landkreis Stade geplant. „Die Beanstandungsquote zeigt, dass Kontrollen dieser Art wichtig sind, um die Verkehrssicherheit auf den Straßen zu erhöhen“, so Sprecherin Isabel Rehmer. (pm/skw/tip/dpa)