Nach Trecker-Kontrollen: Auch Lkw-Verkehr liefert fatale Ergebnisse

Für den Transport dieses Raupenbaggers hatte der Lkw-Fahrer keinerlei Genehmigung. Foto: Polizei
Gravierende Mängel, Überladungen: Bei einer Großkontrolle an der A1 fallen 91 Fahrzeuge negativ auf. Die Polizei reagiert.
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Landkreis Harburg. Die erschreckende Bilanz der Großkontrollen bei landwirtschaftlichen Gespannen auf den Land- und Kreisstraße in und um Stade hallen noch nach, da zeigt eine weitere Polizeiaktion: Auch Berufskraftfahrer und ihre Firmen nehmen es offenbar nicht so genau mit der Verkehrssicherheit ihrer Fahrzeuge.
Wie die Polizeidirektion Lüneburg mitteilt, ist am Donnerstag am A1-Rastplatz Stellheide im Landkreis Harburg der gewerbliche Güterverkehr kontrolliert worden. Rund 50 Spezialbeamte der Polizei zogen sechs Stunden lang in beiden Autobahnrichtungen Fahrzeuge aus dem fließenden Verkehr.
Gemeinsam mit Zoll und Gewerbeaufsicht seien 151 Laster und Maschinentransporte kontrolliert worden. Die Bilanz? Besorgniserregend.
Insgesamt 91 Fahrzeuge seien wegen Mängeln beanstandet worden. Dies entspricht einer Quote von rund 60 Prozent. Zum Vergleich: bei den Trecker-Kontrollen zuletzt waren teilweise bis zu 90 Prozent der Gespanne - auch im Landkreis Stade - bemängelt worden.
Lkw-Kontrolle an A1: 22 Fahrer dürfen nicht weiterfahren
22 Fahrern sei am Donnerstag an der A1 die Weiterfahrt untersagt worden. Meist aufgrund erheblicher technischer Mängel sowie Überladungen“, sagt Polizeisprecher Laurits Penske.
Besonders ins Auge gefallen war den Beamten ein Raupenbagger mit einem Gesamtgewicht von 63 Tonnen. Der Fahrer konnte keinerlei Genehmigungen vorweisen, sodass ihm bis zur Einholung der erforderlichen Dokumente der Transport untersagt wurde.
Bei der Überprüfung eines Lkw-Fahrers wurde ein Atemalkoholwert von 1,12 Promille festgestellt. Der Mann sei bereits beim Aussteigen durch einen unsicheren Gang aufgefallen. Ihm wurde den Angaben zufolge eine Blutprobe entnommen. Der Führerschein wurde sichergestellt.

Auch Zoll und Gewerbeaufsicht kontrollierten gemeinsam mit der Polizei an der A1. Foto: Polizei
Die Polizei mahnt: Auch in Zukunft seien diverse Kontrollen durch die Regionale Kontrollgruppe der Polizeidirektion Lüneburg in den Kreisen Lüneburg, Harburg, Stade und Rotenburg geplant. Die Notwendigkeit zeige die hohe Beanstandungsquote.
Zoll überprüft Spediteure an A1 auf Schwarzarbeit
Bereits zuvor hatte die Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) des Hauptzollamts Bremen eine Schwerpunktkontrolle auf dem A1-Rastplatz Hatzte bei Sittensen durchgeführt. Lkw und Kuriertransporter seien rund um Bremen aus dem Verkehr gezogen worden. Bei mehr als 50 Prüfungen seien sieben Fahrer und Firmen unter Verdacht geraten. Darunter waren den Angaben zufolge mögliche Vergehen zum Nicht-Einhalten des Mindeslohns, Leistungsmissbrauch zulasten der Agentur für Arbeit sowie illegale Beschäftigung von Fahrern aus einem Nicht-EU-Staat.
„Die Finanzkontrolle Schwarzarbeit des Hauptzollamts Bremen prüft regelmäßig die Branchen, die aufgrund des brancheninternen hohen Kostendrucks besonders anfällig für Schwarzarbeit sind. Hierzu gehört auch die Speditions-, Transport- und Logistikbranche“, erläutert Volker von Maurich, Sprecher des Hauptzollamts Bremen und stellt klar: „Schwarzarbeit schädigt unseren Sozialstaat, führt zu Steuermindereinnahmen und gefährdet Arbeitsplätze. Schwarzarbeit ist kein Kavaliersdelikt, sondern Wirtschaftskriminalität. Der Zoll bekämpft daher konsequent Schwarzarbeit.“
Allianz: Gefahr durch Last- und Lieferverkehr in den Städten
Eine bessere Sicherheitsausstattung von Lkw und Lieferwagen könnte nach einer Analyse der Allianz-Verkehrsforscher den Unfalltod vieler Fußgänger und Radfahrer verhindern. Ein Drittel der Unfälle zwischen Lastwagen und Fußgängern wäre vermeidbar, wenn alle Lastwagen mit bereits verfügbaren Assistenzsystemen ausgestattet wären, argumentieren die Fachleute des Allianz Zentrums für Technik (AZT) in ihrer neuen Untersuchung.
Maßgeblich zu Unfällen mit Lkw trägt demnach das schlechte Sichtfeld der Fahrer bei, Abhilfe schaffen könnten aktiv bremsende Abbiegeassistenten. Bei Lieferwagen und Kleintransportern ist den Angaben zufolge vor allem das Rückwärtsfahren riskant, aber ähnlich wie bei Lkw sind auch Unfälle beim Rechtsabbiegen häufig. Lieferwagen sind laut Allianz im Vergleich zu anderen Fahrzeugen überdurchschnittlich häufig an Unfällen beteiligt.
Die Allianz stellte ihren alljährlichen „Autotag“ im AZT in diesem Jahr unter den Titel „Groß gegen Klein“. Grundlage der AZT-Auswertung war die Detailanalyse von 700 innerörtlichen Lkw- und Lieferwagenunfällen der vergangenen Jahre mit verletzten oder toten Fußgängern, Rad- und Motorradfahrern. Dabei trifft die Schuld keineswegs immer nur die Lastwagenfahrer: Bei einem Drittel der Lkw-Unfälle waren demnach die verunglückten Fußgänger mitverantwortlich, bei den Fahrradfahrern waren es 20 Prozent. (pm/tip/dpa)