Trecker-Kontrolle im Kreis Stade: Es wird immer erschreckender

Dieser Anhänger mit mehr als 13 Metern Länge ist selbstgebaut. Konsequenz: Weiterfahrt gestoppt. Foto: Polizei
Diese Großkontrolle kann Leben retten, hinterlässt aber auch Kopfschütteln: Spezialbeamte der Polizei haben in der Region landwirtschaftliche Fahrzeuge kontrolliert. Die Mängelliste ist erschreckend - teilweise in Marke Eigenbau sogar kriminell.
Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!
Stade/Lüneburg. Immer wieder kommt es zur Erntezeit zu Unfällen zwischen Auto- und Traktorfahrern. Die Liste der jüngsten Kollisionen ist im Norden in diesem Sommer wieder lang. Häufig sind ungeduldige Überholmanöver der Autofahrer schuld. Doch: Auch die Landwirte sorgen für Gefahren - nämlich dann, wenn ihre Arbeitsmaschinen ein erhebliches Sicherheitsrisiko darstellen.
Spezialbeamte der Polizeidirektion Lüneburg haben am Dienstag eine Schwerpunktkontrolle im gesamten Direktionsbereich durchgeführt. 22 Polizistinnen und Polizisten waren in den Landkreisen Stade, Harburg, Rotenburg, Heidekreis sowie Lüneburg/Lüchow-Dannenberg/Uelzen eingesetzt. 51 landwirtschaftliche Gespanne der Getreideernte seien kontrolliert worden, berichtet die Polizei. Die Bilanz? Erschreckend!
Polizei kontrolliert landwirtschaftliche Gespanne: 20 wegen Mängel stillgelegt
Beispiel gefällig: In Stade seien neun Trecker & Co. überprüft worden. Kein einziges Fahrzeug habe bestanden. An allen neun seien Mängel festgestellt worden.
Insgesamt erfüllten von den 51 auf den Straßen gestoppten Maschinen 47 (!) nicht die Anforderungen, um am Straßenverkehr teilnehmen zu dürfen. Die Beanstandungsquote lag somit bei insgesamt knapp über 92 Prozent. Zuletzt waren im April im Landkreis Rotenburg 34 von 40 landwirtschaftlichen Fahrzeugen (85 Prozent) durchgefallen.

22 Beamten waren in den Landkreisen unterwegs und stoppten Arbeitsmaschinen wie diesen Mähdrescher. Foto: Polizei
In 20 Fällen sei am Dienstag den Landwirten die Weiterfahrt untersagt worden. Gründe waren laut Polizei technische Mängel, Verstöße wegen nicht ausreichender Ladungssicherung und nicht vorliegende Betriebserlaubnisse. Festgestellt worden seien etwa durchgerostete Fahrzeugrahmen, nicht funktionstüchtige Bremsen, Reifenschäden oder lose Verschraubungen am Anhänger-Drehkranz. Die Gespanne mussten abgestellt werden.

Technische Mängel waren einer der Hauptgründe für die Beanstandungen. Foto: Polizei
Geländewagen mit Marke Eigenbau als Gespann unterwegs
Im Landkreis Rotenburg wurde ein Zug, bestehend aus Ackerschlepper und selbstgebautem Ballentransportwagen, kontrolliert. Es sei festgestellt worden, dass für den Anhänger keine Betriebserlaubnis bestand. Da die Abmessungen des Anhängers mit 13,60 Metern Länge und 2,67 Metern Breite die gesetzlich erlaubten Maße überschritten, sei auch nicht von einer künftigen Betriebserlaubnis auszugehen, so die Polizei deutlich. Die Weiterfahrt wurde untersagt.
Ein eher ungewöhnliches Gespann wurde im Heidekreis aus dem Verkehr gezogen, weil dieses mit etwa 60 km/h deutlich zu schnell fuhr. Hinter einem Geländewagen war ein üblicher landwirtschaftlicher Anhänger mit Auflaufbremse angekuppelt. Die passende Zugeinrichtung dafür hatte der Fahrzeughalter eigenständig an seinen Geländewagen montiert, dabei jedoch nicht bedacht, dass es dafür einer technischen Abnahme beziehungsweise Bauartgenehmigung bedarf, moniert die Polizei. Auch in diesem Fall galt: Weiterfahrt verboten.
Im Landkreis Harburg sei zudem ein Strafverfahren wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis gegen den Fahrer eines Treckers samt Güllewagen eingeleitet worden. Seine Führerscheinklasse CE sei nicht mehr gültig gewesen.
Blaulicht
Trecker-Unfall: 84-Jähriger verstorben
Landkreis Verden
Traktorfahrer rammt mehrere Bäume: Schwer verletzt
Die Polizei kündigt angesichts der erschreckenden Bilanz weitere Großkontrollen in der Land- und Forstwirtschaft an. „Die Kontrollen sind unerlässlich, um gezielte Aufklärung bei Fahrzeugführerinnen und Fahrzeugführern zu betreiben und allen Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmern eine sichere Teilnahme am Straßenverkehr zu gewährleisten“, sagt Julia Graefe von der Polizeidirektion Lüneburg. (tip)