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Missbrauch von Notruf-App wird für Feuerwehren im Kreis zum Ärgernis

Notruf-App Nora ist eine Ergänzung zu den Notrufnummern 110 und 112 von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten. Foto: dpa

Notruf-App Nora ist eine Ergänzung zu den Notrufnummern 110 und 112 von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten. Foto: dpa

Ein Feueralarm per Notruf-App löste in Kutenholz am Mittwoch einen Großeinsatz der Feuerwehr aus. Doch nirgends ließ sich ein Brand entdecken. Ein schlechter Scherz, der für den Verursacher mit Gefängnis enden kann.

Donnerstag, 25.05.2023, 10:18 Uhr

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Die Ortsfeuerwehren Kutenholz und Mulsum wurden am späten Mittwochnachmittag mit dem Stichwort „Feuer Mittel“ in die Hauptstraße nach Kutenholz alarmiert. "Doch nach kurzer Erkundung vor Ort und Rücksprache mit den Bewohnern konnte kein Feuer festgestellt worden", berichtet Lukas Klempahn, Sprecher der Freiwilligen Feuerwehren der Samtgemeinde Fredenbeck. 

Das Besondere: Der Notruf sei über die bundesweite App Nora abgesetzt worden. Die kostenlose App war vor allem für Menschen mit Hör- und Sprachbehinderungen programmiert worden. Mit ihr können aber auch „stille Notrufe“ in bedrohlichen Situationen ausgelöst werden, wenn der Hilfesuchende nicht sprechen kann.

Wird der Notruf gewählt, erkennt die App automatisch den Standort des Handys und übermittelt diesen mit einem Klick an die Leitstelle. Die App wird kostenlos in den App-Stores angeboten. Das nordrhein-westfälische Innenministerium hatte das bundesweite Projekt federführend übernommen.

Absichtlicher Fehlalarm per Notruf-App in Kutenholz 

Die Bewohner des Hauses in Kutenholz hätten laut Feuerwehr den Alarm nicht abgesetzt. Zuletzt hatte es bundesweit vermehrt Klagen über Missbrauch gegeben. Offenbar waren nun auch in Kutenholz „Scherzkekse“ am Werk - sehr zum Leidwesen der Ortsfeuerwehren. Grundsätzlich wird bei jedem Alarm über die Nora-App so vorgegangen, als ob es sich um eine echte Notlage handelt. 

"Wir möchten an dieser Stelle darauf hinweisen, dass der Missbrauch von Notrufen gemäß §145 StGB strafbar ist und mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft wird", teilt Klempahn mit. Durch mutwillige Fehlalarme seien Einsatzkräfte gebunden, die in dem Moment an anderer Stelle wirklich gebraucht werden könnten.

Missbrauch von barrierefreier Notruf-App Nora nimmt zu

Wer den falschen Alarm ausgelöst hat, bleibt zunächst unklar. Um einen Notruf mit Nora abzusetzen, müssen bis zu fünf Fragen zur konkreten Notsituation beantwortet werden - zum Beispiel: Sollen die Polizei oder die Feuerwehr alarmiert werden? Sind Menschen verletzt? Weitere Informationen wie zum Beispiel Vorerkrankungen können in der App gespeichert und mit dem Notruf an die Einsatzleitstellen gesendet werden. 

"Der Missbrauch der Notruf-App erfolgt häufig durch professionelle Manipulation und Verschleierungstechniken", hieß es zuletzt aus dem bayerischen Innenministerium. Dies geschehe oft durch absichtlich falsche Registrierungsdaten. Maßnahmen gegen den Missbrauch des Notrufs würden laufend geprüft, mögliche Lösungen müssten aber "auf ihre technische Umsetzbarkeit und sämtliche Folgewirkungen auf das Notruf-App-System und ihre Nutzer überprüft werden", teilte das NRW-Innenministerium mit.

Die Barrierefreiheit müsse aber im Fokus bleiben. Die Behörden tun sich schwer, die Regeln für die Registrierung zu verschärfen, um die Angabe falscher Daten zu verhindern. Die Registrierung sei bewusst einfach gehalten, "um vor allem Menschen mit Einschränkungen einen barrierefreien Zugang zum Notruf zu ermöglichen". Die Nora-App habe sich bewährt, den Betroffenen gebe sie "neue Sicherheit und ein neues Sicherheitsgefühl".

Die App "wegen der Aktivitäten skrupelloser und auch krimineller Störer einzuschränken, würde zu Lasten von Menschen mit Behinderungen gehen". Notrufmissbrauch sei zudem kein neues Phänomen, absichtliche Falschmeldungen seien auch beim klassischen Sprachnotruf ein Problem. (tip/dpa)

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