Airbus: Wie Stade und Buxtehude vom A321XLR-Hochlauf profitieren

In Finkenwerder ist gerade erst eine 9600 Quadratmeter große Ausrüstungsmontagehalle für den A321XLR entstanden. Foto: Ulrich Perrey/dpa
Mit seinem neuen Modell A321XLR ist Airbus konkurrenzlos. Der große US-Rivale Boeing hat kein vergleichbares Flugzeug im Angebot. Weil die Nachfrage groß ist, stockt Airbus seine Kapazität für das Modell auf - und schafft Arbeitsplätze.
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Von Thomas Kaufner und Wolfgang Stephan
Der weltgrößte Flugzeughersteller Airbus hat am Mittwoch in seinem Hamburger Werk in Finkenwerder eine neue Montagehalle für das Modell A321XLR eröffnet. Das Flugzeug ist mit derzeit fast 570 Bestellungen eines der wichtigsten Projekte von Airbus. Der Standort Hamburg im Stadtteil Finkenwerder, nach Toulouse der zweitgrößte bei Airbus, „ist maßgeblich an der Entwicklung und Fertigung der A321XLR beteiligt“, sagte der Chef der zivilen Flugzeugproduktion von Airbus in Deutschland, André Walter.
„Mit unserer neuen hochmodernen Ausrüstungsmontagehalle bauen wir nun die Kapazitäten zur Herstellung von A321-Flugzeugrümpfen aus und leisten einen wesentlichen Beitrag zur Unterstützung unseres Ratenhochlaufs“, fügte Walter hinzu. „Zugleich setzen wir ein starkes Zeichen zur Bedeutung von Hamburg im Airbus-Verbund.“ Airbus sitzt auf vollen Auftragsbüchern für seinen Verkaufsschlager, die A320-Familie. Bis spätestens 2026 will Airbus die Produktion auf den Rekordwert von monatlich 75 Maschinen der Reihe hochfahren. Für dieses Jahr sind insgesamt 720 Maschinen geplant. Für Januar bis Juli summieren sich die Auslieferungen bislang auf 381 Flugzeuge.

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD, links) mit André Walter in Finkenwerder. Foto: dpa
Bis zu 400 Beschäftigte sollen in der neuen Halle arbeiten. Airbus wird auch personell weiter aufrüsten: 1300 zusätzliche Stellen sollen zeitnah besetzt werden.
Für die Nordwerke von Airbus wird der Flieger eine große Bedeutung haben. Im Stader Werk wird, wie bei allen Airbustypen, das Seitenleitwerk produziert, aus Buxtehude kommen die Kabinensysteme, aus Nordenham die Rumpfschalen, Teile der Flügel aus Bremen und Kleinteile aus Varel.
Airbus eröffnet neue Produktionshalle für das neue Modell A321XLR
Das neue Modell mit einem Mittelgang wird mit einem in die Rumpfstruktur integrierten Zusatztank gefertigt. Der Airbus-Jet soll dank dieses Tanks und eines optionalen weiteren Tanks auf eine Reichweite von bis zu 8700 Kilometern kommen, 15 Prozent mehr als die bisherigen Mittelstreckenjets. Damit kann die Maschine etwa Strecken über den Atlantik bewältigen. In einer typischen Zwei-Klassen-Konfiguration soll sie Platz für 180 bis 220 Passagiere bieten.
Zum Vergleich: Der A321 Neo fliegt 6850 Kilometer weit, die Version A321 LR (Long Range) 7400 Kilometer. Mit dem Modell sollen sich auch solche Langstreckenflüge rechnen, auf denen die Ticketnachfrage für die sonst eingesetzten Großraumjets nicht ausreicht. Von Hamburg wären demnach Chicago, New York, Calgary oder auch Flughäfen in Indien mit einem spritsparenden Flieger zu erreichen.
Konkurrent Boeing aus den USA hat kein Modell mit einer ähnlichen Kapazität und Reichweite im Angebot. Ihren Erstflug hatte die A321XLR im Juni des vorigen Jahres absolviert. Die Auslieferung der ersten Maschine ist für das zweite Quartal 2024 vorgesehen.

Ein Airbus A321XLR steht während eines Medientermins auf dem Airbus-Standort Finkenwerder zu sehen.
Was der A321XLR bietet
„Mit dem A321XLR wird im Werk Finkenwerder das neue Flaggschiff der A320-Familie montiert, das in Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und Reichweite neue Maßstäbe setzt“, sagte Hamburgs Erster Bürgermeister, Peter Tschentscher (SPD). „Der Produktionsstart in der neuen Ausrüstungsmontagehalle ist ein wichtiges Projekt für den Luftfahrtstandort Hamburg, dem drittgrößten Zentrum der zivilen Luftfahrtindustrie weltweit.“ Die Koordinatorin der Bundesregierung für die Deutsche Luft- und Raumfahrt, Anna Christmann (Grüne), nannte die Investition in die A321XLR-Ausrüstungsmontage in Hamburg einen „wichtigen Schritt hin zur Transformation der Luftfahrt Richtung Klimaneutralität“.
Die neue Ausrüstungsmontagehalle H259 mit 9600 Quadratmetern Produktionsfläche dient laut Airbus der Ausrüstung der hinteren, in Hamburg gebauten Flugzeugrümpfe der A321XLR. Die fast 24 Meter langen Rumpf-Bauteile werden auf einer automatisierten Linie mit acht Stationen mit allen elektrischen und mechanischen Systemen sowie weiteren Elementen wie Fenstern, Fußbodenplatten und Außenantennen ausgestattet. „Jede Rumpfsektion wird direkt im Anschluss an die Installation der Systeme ausgiebig getestet“, heißt es. „Anschließend werden die Rumpfsektionen an die Endmontagelinie in Hamburg übergeben.“ (dpa/mar)

André Walter, Chef der zivilen Flugzeugproduktion von Airbus in Deutschland spricht vor geladenen Gästen. Foto: dpa