Zähl Pixel
Statistik

Arbeitsmarkt im Norden: So ist die Lage

Ein Mann verlässt die Agentur für Arbeit.

Ein Mann verlässt die Agentur für Arbeit.

In der kalten Jahreszeit nimmt die Beschäftigung in manchen Berufen ab. Ein Anstieg der Arbeitslosigkeit ist daher saisontypisch, so zum Start des Winters auch in Niedersachsen. Hamburgs Arbeitsagenturchef geht trotz Krisen von einem steigenden Arbeitskräftebedarf aus.

Dienstag, 03.01.2023, 16:55 Uhr

Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!

Der niedersächsische Arbeitsmarkt hat sich zum Jahresende 2022 etwas weniger stabil gezeigt - in Bremen hingegen konnten mehr Menschen eine neue Stelle finden. Die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit (BA) in Hannover gab am Dienstag die aktuellen Daten für den Nordwesten bekannt, sie reichen bis Mitte Dezember.

Demnach setzte sich in Niedersachsen der Trend einer insgesamt wieder zunehmenden Arbeitslosigkeit fort. Zuletzt waren hier knapp 239.000 Menschen ohne Job gemeldet, 1,7 Prozent mehr als im Monat davor. Die Quote stieg leicht um 0,1 Punkte auf 5,5 Prozent. Schon von Oktober auf November hatte es mehr Arbeitsuchende gegeben, ihre Zahl war um 0,3 Prozent gestiegen.

Weniger Arbeitslose in Bremen gemeldet

Anders sieht es in Bremen aus. Im kleinsten Bundesland wurden offiziell 1,3 Prozent weniger Arbeitslose registriert - entgegen dem oft üblichen Trend im Winter. Insgesamt waren es knapp 36.650. Die Quote ging um 0,2 Punkte auf 10 Prozent zurück. Eine Ursache für die verbesserte Lage seien neue Stellen in der Gastronomie, bei sonstigen Dienstleistungen und in der Verwaltung, erklärte die BA. Bereits im November hatte sich die herbsttypische Belebung auf dem Bremer Arbeitsmarkt teilweise länger als in Niedersachsen halten können.

Ein Sonderfaktor bleibt in der gesamten Region der Zuzug von Geflüchteten aus der Ukraine. Er ist laut der BA mit ein Grund dafür, dass die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Dezember 2021 besonders deutlich in Niedersachsen (plus 8,9 Prozent), unterm Strich aber auch in Bremen (plus 1,2 Prozent) anstieg. Diese Folgen des Krieges zeigten sich mittlerweile merklich. Nach Einschätzung der Experten kommt die Integration von Ukrainerinnen und Ukrainern in den Arbeitsmarkt voran. Insgesamt sei die Situation noch relativ robust.

Bedarf an Fachkräften ist hoch

Grundsätzlich nimmt in der kalten Jahreszeit die Beschäftigung in Außenberufen etwa auf dem Bau oder in der Landwirtschaft saisonal ab. Nach BA-Angaben werden manche Betriebe derzeit generell vorsichtiger bei Neueinstellungen. Dennoch besteht auch in Niedersachsen weiterhin ein hoher Bedarf an Arbeits- und Fachkräften. Derzeit gibt es mehr als 77.000 offene Stellen. In Bremen sind es über 8600.

BA-Regionalchef Johannes Pfeiffer sieht die Lücke bei qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als problematisch an: "Deutschland muss besser werden, Fachkräfte aus Drittstaaten zu gewinnen und zu halten, aber auch die inländischen Potenziale noch besser zu erschließen." Häufig brächten Bewerber hierzulande nicht die nötigen Qualifikationen mit - Angebote zur Weiterbildung seien deshalb umso wichtiger. Pfeiffer hatte jüngst auch auf Schwierigkeiten bei der Inklusion Schwerbehinderter in den Arbeitsmarkt hingewiesen. Dies bedeute eine verpasste Chance im Kampf gegen den Fachkräftemangel.

Zahl der Arbeitslosen in Hamburg im Dezember leicht gestiegen

Der Chef der Hamburger Agentur für Arbeit, Sönke Fock, rechnet trotz der Herausforderungen in diesem Jahr in der Hansestadt mit einer hohen Arbeits- und besonders Fachkräftenachfrage. "Damit wird die Gesamtbeschäftigung in Hamburg nicht nur hoch bleiben, sondern sogar steigen", prognostizierte Fock am Dienstag. Das sei die Chance für Arbeitssuchende aus der Region, aus Deutschland oder auch aus dem Ausland, sich auf freie Stellen in Hamburg zu bewerben.

Im Dezember stieg die Zahl der Arbeitslosen jedoch leicht. Im Vergleich zum November erhöhte sie sich um 0,9 Prozent auf 74 719. Im Vergleich zum Dezember 2021 betrug das Plus 5,3 Prozent. Die Quote lag zum Jahresende wie im Oktober und November bei 6,9 Prozent und damit 0,3 Punkte über dem Wert vom Dezember 2021.

Mehr als 5000 Ukrainer in Hamburg arbeitslos gemeldet

Auch in Hamburg wirkt sich der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und die damit verbundene hohe Zahl von Flüchtlingen auf die Arbeitsmarktstatistik aus. "Ende Dezember waren 5286 Ukrainerinnen und Ukrainer arbeitslos gemeldet", sagte Fock. Sie erhielten Hilfe zum Lebensunterhalt, Sprachkurse, berufliche Integrationsangebote und Zugang zum Hamburger Arbeitsmarkt.

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg nach jüngsten Daten vom Oktober auf 1,06 Millionen. "Ein Plus von 31.400 oder 3,1 Prozent innerhalb eines Jahres, das erneut deutlich über dem bundesdurchschnittlichen Anstieg von 1,5 Prozent liegt", sagte Fock.

Besonders aufgestockt worden seien die Belegschaften in den Bereichen Immobilien, freiberufliche, wissenschaftliche, technische Dienstleistungen sowie Information und Kommunikation. Aber auch das Gastgewerbe sei nicht mehr weit vom Vor-Corona-Niveau entfernt. Einen minimalen Rückgang um 100 Beschäftigte verzeichneten laut Fock Banken und Versicherungen.

In diesem Monat war Hamburgs Arbeitslosenzahl auf dem Tiefstand

Mit 69.803 Arbeitslosen zählte die Arbeitsagentur im Mai 2022 die geringste Zahl an Frauen und Männern ohne Job - nach dem coronabedingten Höchstwert von 91.140 im Juli 2020. Durch den Ukraine-Krieg sei die Arbeitslosigkeit wieder gestiegen. "Im Jahr 2022 lag die durchschnittliche Arbeitslosigkeit damit pro Monat bei 73.800, deutlich unter dem Wert von 80.400 im Jahr 2021", sagte Fock.

Nicht zufrieden zeigte sich der Agenturchef mit dem Ausbildungsmarkt, der auch im vergangenen Jahr hinter der Vor-Corona-Zeit zurückgeblieben sei. So seien 2019 mehr als 14.000 Ausbildungsverträge unterzeichnet worden. Im vergangenen Jahr seien es nur gut 11 600 gewesen. Von den knapp 9800 gemeldeten freien Ausbildungsplätzen seien fast 1100 unbesetzt geblieben.

Arbeitsagenturchef macht Schulabgängern ein Versprechen

Mit Blick auf die für dieses Jahr gemeldeten 6500 freien Ausbildungsplätze versprach Fock allen Schulabgängerinnen und -abgängern, die eine Ausbildung beginnen möchten, dass sie zum Herbst auch tatsächlich einen Platz erhalten. Voraussetzung sei, dass sich Interessierte bis Ende Februar mit ihrem Halbjahreszeugnis meldeten.

Fock appellierte auch an Eltern, Verwandte, Pädagogen, Sporttrainer und Erzieher, für eine Ausbildung zu werben. "Auch Abiturienten sollten einmal in die Welt fantastischer und anspruchsvoller Ausbildungsberufe sowie dualer Studiengänge eintauchen, die ihnen hiesige Unternehmen bieten", sagte Fock. (dpa)

Weitere Artikel

Regen in Niedersachsen und Bremen: Temperaturen bis 20 Grad

Das Wochenende startet am Samstag in Niedersachsen und Bremen mit herbstlichem Wetter. Tagsüber erwartet der Deutsche Wetterdienst (DWD) viele Wolken und anhaltender Regen. Im Süden von Niedersachsen kommt zeitweise in Regenpausen die Sonne raus. Für die Küstenregionen (...).

Zahl gesprengter Geldautomaten geht deutlich zurück

Noch immer werden in Niedersachsen regelmäßig Geldautomaten gesprengt - allerdings mit sinkender Tendenz im Vergleich zu früheren Jahren. Bei den Taten besteht wegen einer veränderten Vorgehensweise oftmals eine größere Gefahr.