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Streit um Migrationspolitik

Bedford-Strohm: Demokratie braucht unabhängige Kirchen

Einer der wenigen Kirchenleute, der sich äußert: Heinrich Bedford-Strohm.

Einer der wenigen Kirchenleute, der sich äußert: Heinrich Bedford-Strohm. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Markus Söder fordert von den Kirchen, sich mit politischen Ansichten zurückzuhalten. Nun äußert sich dazu ein prominenter Kirchenmann - mit deutlichen Worten.

Von dpa Mittwoch, 12.02.2025, 07:00 Uhr

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München/Stendal. Der Vorsitzende des Weltkirchenrates, Heinrich Bedford-Strohm, betont nach den umstrittenen Forderungen von Markus Söder die Unabhängigkeit der Kirchen - und findet deutliche Worte. „Kirchen haben nicht die Aufgabe, den politisch Verantwortlichen nach dem Munde zu reden. Sie würden damit die Sache, für die sie stehen, im Kern verraten“, sagte er bei einem Gesprächsabend zum Thema „Flucht, Asyl und Migration“ in Stendal in Sachsen-Anhalt. 

„Die Rechte der Kirchen gar von ihrem Wohlverhalten gegenüber denen abhängig machen zu wollen, die die politische Macht haben, wäre geradezu absurd. Aus meiner Arbeit im Weltkirchenrat kenne ich solche Haltungen aus autokratisch regierten Ländern. In Demokratien haben sie keinen Platz“, sagte der frühere bayerische Landesbischof und langjährige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). 

„Gesellschaft braucht Kirchen, die sich öffentlich zu Wort melden“

Bayerns Ministerpräsident Söder (CSU) hatte den Kirchen nach Kritik am Kurs der Union in der Migrationspolitik mehr politische Zurückhaltung nahegelegt und in dem Zusammenhang unverhohlen darauf verwiesen, dass der Freistaat ja die Gehälter der Kirchen zahle - und dass die Union die einzige Partei sei, die noch an der Seite der Kirchen stehe.

Markus Söder bei einem kirchlichen Anlass - nämlich bei der Amtseinführung des Bamberger Erzbischofs Gössl. (Archivbild)

Markus Söder bei einem kirchlichen Anlass - nämlich bei der Amtseinführung des Bamberger Erzbischofs Gössl. (Archivbild) Foto: Daniel Vogl/dpa

„Wenn es in diesen Tagen Töne aus den Reihen der Politik gibt, die den Kirchen das Recht auf kritische Stellungnahmen zu Grundorientierungsfragen in den gegenwärtigen Debatten absprechen wollen, dann liegt da ein grundsätzliches Missverständnis vor“, betonte Bedford-Strohm. 

„Eine demokratische Gesellschaft braucht Kirchen, die sich öffentlich zu Wort melden, die sich besonders für die Schwachen und Verletzlichen einsetzen und die sich genau durch das Aussprechen von Wahrheiten, auch unbequemen Wahrheiten, am gesellschaftlichen Diskurs beteiligen und so zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beitragen.“

Bayern ohne Kirchtürme? Nicht vorstellbar. (Symbolbild)

Bayern ohne Kirchtürme? Nicht vorstellbar. (Symbolbild) Foto: Pia Bayer/dpa

Die Kirchen in Bayern verlieren Jahr für Jahr Mitglieder. (Symbolbild)

Die Kirchen in Bayern verlieren Jahr für Jahr Mitglieder. (Symbolbild) Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

J
Jochen Mextorf
13.02.202511:22 Uhr

Wie wäre es, wenn die Kirchen ihren Verpflichtungen im Hinblick auf missbrauchte Menschen großzügig nachkommen und auch das rechtswidrige Kirchen-Asyl beenden würden?

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