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„Bedienen Kundenwünsche“: Bäcker mit nächster Sorge

Laut Bäckerverband wird von vielen Kunden nach wie vor lieber bar gezahlt.

Laut Bäckerverband wird von vielen Kunden nach wie vor lieber bar gezahlt. Foto: Jens Kalaene/dpa

Nicht nur, dass das Bäckerhandwerk mit Inflation, Insolvenzen und Personalmangel zu kämpfen hat, jetzt rückt das Bezahlen in den Fokus. Es geht auch um weite Wege.

Von Redaktion Donnerstag, 22.08.2024, 13:32 Uhr

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Berlin/Landkreis. Die Nachfrage nach bargeldlosem Bezahlen steigt, und immer mehr Handwerksbetriebe bieten entsprechende Bezahlmöglichkeiten an. Und doch bleibt Bargeld für viele (ältere) Kundengruppen unverzichtbar, wie ein neues Themenpapier der Bundesbank belegt. Der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks steht bargeldlosem Bezahlen offen gegenüber, stellt aber gleichzeitig fest, dass viele Kunden nach wie vor erwarten, auch künftig beim Bäcker bar bezahlen zu können.

Zugleich nehmen Berichte zu, dass sich immer mehr Banken aus dem Geschäft mit Bargeld zurückziehen, Bankfilialen schließen, Geldautomaten verschwinden und das Einzahlen von Bargeldeinnahmen schwieriger und teurer wird.

Friedemann Berg, Hauptgeschäftsführer des Bäckerverbands, sieht diese Entwicklung mit Sorge: „Besonders kleine und mittelständische Betriebe sehen sich mit Problemen in diesem Bereich konfrontiert. Deshalb ist es uns wichtig, hier auf Verbesserungen zu dringen und den Zugang zu Bargeld in Deutschland zu erhalten und sicherzustellen.“

Bargeld: Was der Bäckerverband jetzt fordert

Der Verband ist Mitbegründer des Zusammenschlusses „Bargeld zählt! e.V.“. „Für viele Betriebe ist Bargeld mehr als nur eine Zahlungsoption – es ist ein Stück Alltagssicherheit. Bei Stromausfällen, Hackerangriffen auf den unbaren Zahlungsverkehr oder Softwarestörungen kann mit Bargeld weiter eingekauft und bezahlt werden“, mahnt Friedemann Berg. „Vor allem aber: Das Bäckerhandwerk bedient Kundenwünsche. Wir stellen fest, dass viele Kunden nach wie vor mit Bargeld zahlen und erwarten, auch künftig beim Bäcker bar bezahlen zu können.“

Der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks fordert, dass der Zugang zu Bargeld sichergestellt und das Einzahlen möglich bleiben – in angemessener Entfernung, sowohl für die Menschen als auch für Betriebe. Die Gebühren für den Umgang mit Bargeld sollten per Gesetz gedeckelt werden. Für Betriebe wären maximal 0,05 Prozent der jeweiligen Geldsumme angemessen.

Bundesbank: Menschen zahlen seltener mit Bargeld

Im vergangenen Jahr wurden zwar immer noch 51 Prozent der Zahlvorgänge in Deutschland mit Scheinen und Münzen abgewickelt, wie die Bundesbank berichtet. Das waren aber erneut 7 Prozentpunkte weniger als bei der Vorgängerstudie aus dem Jahr 2021.

Im Kommen sind weiterhin Zahlungen mit der Debit-Karte, deren Anteil um 5 Punkte auf 27 Prozent wuchs, sowie mobile Bezahlverfahren über Smartphones, die um 4 Punkte auf 6 Prozent aller Vorgänge angestiegen sind. Gemessen am Umsatz hat die Debitkarte mit 32 Prozent das Bargeld (26 Prozent) erstmals überflügelt. Die Karten werden tendenziell also bei größeren Beträgen angewendet.

Bei freier Wahl des Zahlungsmittels würden sogar 44 Prozent der Befragten die Debit-Karte bevorzugen. Die Akzeptanz bargeldloser Zahlungsmittel sei gestiegen, denn bei 80 Prozent aller Zahlungen vor Ort wäre eine Bezahlung per Karte oder mit dem Smartphone möglich gewesen. Das entsprach 20 Prozentpunkten mehr als im Jahr 2021.

„Rückkehr zum alten Zahlungsverhalten eher unwahrscheinlich“

Laut Bundesbankvorstand Burkhard Balz zeigt die Studie aber auch, dass die Akzeptanz unbarer Zahlungsmittel weiterhin ausbaufähig sei. Fast ein Fünftel der Befragten berichtete von Fällen, in denen das Zahlen mit einer Karte oder einem anderen mobilen Verfahren nicht möglich gewesen sei.

Vor allem in der Corona-Pandemie hatten die Verbraucher in Deutschland beim Bezahlen häufiger zur Karte gegriffen als zuvor, blieben bislang aber hinter anderen westlichen Ländern zurück. Eine Rückkehr zum alten Zahlungsverhalten - noch 2017 betrug der Bar-Anteil 74 Prozent - scheint dennoch eher unwahrscheinlich.

Die Menschen wollen aber mehrheitlich am Bargeld festhalten, an dem laut der Umfrage vor allem der Schutz der Privatsphäre geschätzt wird. Für bargeldlose Zahlungsmittel sprechen hingegen einfache Nutzung und Schnelligkeit.

63 Prozent wünschten sich, dass Bargeld in 15 Jahren weiter so genutzt wird wie bisher. Realistisch erschien das aber nur 39 Prozent der Befragten. Knapp die Hälfte (48 Prozent) erwartet, dass Bargeld im Jahr 2038 aus dem Alltag verschwunden ist. (tip/dpa)

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