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Energie

EWE erhöht die Preise: Strom und Gas werden spürbar teurer

Strom und Gas werden bei der EWE im Grundversorgungstarif ab April spürbar teurer.

Strom und Gas werden bei der EWE im Grundversorgungstarif ab April spürbar teurer. Foto: dpa

Der drittgrößte Energieversorger im Landkreis Stade prescht erneut vor: Vor allem Gaskunden müssen tiefer in die Tasche greifen. Welche Tarife wann steigen.

Von Redaktion Mittwoch, 07.02.2024, 10:35 Uhr

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Landkreis/Oldenburg. Der Oldenburger Versorger EWE erhöht die Strom- und Gaspreise. Zum 1. April hebe man für Kunden in der Grundversorgung die Preise an, kündigte das Unternehmen am Dienstag an. Betroffen seien insgesamt 210.000 Strom- und 105.000 Gaskunden. Im Landkreis Stade ist die EWE nach den Stadtwerken Stade und Buxtehude der drittgrößte Energieversorger.

Die Mehrkosten beim Strom bezifferte EWE für einen Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von 2800 Kilowattstunden auf 62 Euro pro Jahr, beim Gas seien es bei einem Durchschnittshaushalt mit einem Verbrauch von 17.500 Kilowattstunden Erdgas 455 Euro Aufschlag pro Jahr.


EWE-Strompreis
(Grundversorgung/1. April):

  • 38,95 Cent pro Kilowattstunde brutto (+1,98 Cent)
  • 206,29 Euro jährlicher Grundpreis brutto (zuvor 199,55 Euro)

Wegen des Wiederanstiegs der Mehrwertsteuer beim Erdgas von 7 auf 19 Prozent ab dem 1. April werden beim Gaspreis die Netto-Beträge ausgewiesen. Der neue Bruttopreis liegt bei EWE bei 16,36 Cent pro Kilowattstunde Erdgas. Ohne die Mehrwertsteueranhebung läge der Bruttopreis bei 14,71 Cent.

EWE-Gaspreis (Grundversorgung/1. April)

  • 13,75 Cent pro Kilowattstunde netto (+0,74 Cent)
  • 175,94 Euro jährlicher Grundpreis netto (zuvor 170,36 Euro)

Für den Grundpreis gilt: Durch die Mehrwertsteueranhebung ergibt sich aus dem neuen Nettopreis ein Bruttopreis von 209,37 Euro. Ohne die Anhebung der Mehrwertsteuer läge der Bruttopreis bei 188,26 Euro.

Was Kunden der Stadtwerke Stade und Buxtehude für Strom und Gas zahlen

Zum Vergleich: Die Stadtwerke Buxtehude hatten zum 1. Januar die Preise erhöht. Der Arbeitspreis bei Strom in der Grundversorgung liegt bei 36,25 Cent/KWh brutto plus einem Grundpreis von 77,68 Euro pro Jahr. Beim Gas liegen die Preise in der Grundversorgung bei 8,74 beziehungsweise 9,77 Cent/kWh brutto plus einem Grundpreis von 77,68 Euro oder 141,88 Euro pro Jahr.

Bei den Stadtwerken Stade stieg der Gaspreis für einige Kunden zuletzt von 7,11 Cent/KWh brutto auf 11,35 Cent/KWh. Der Strompreis liegt bei 35,43 Cent/KWh.

Stadtwerkeverband kritisiert das Hin und Her bei Steuerpolitik

Den Anstieg beim Strom begründete EWE mit dem gestiegenen Netzentgelt und der Umlage für stromintensive Betriebe. Beim Gas liege es vor allem am höheren CO₂-Preis und an der Rückkehr zum vollen Mehrwertsteuersatz. Der Bund hatte den Steuersatz für Erdgas nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine 2022 vorübergehend auf sieben Prozent gesenkt, um den Preisauftrieb bei dem Energieträger abzufedern.

Das vom Bundestag verabschiedete Wachstumschancengesetz sieht aber vor, dass die Mehrwertsteuersenkung bereits Ende Februar ausläuft, ursprünglich war Ende März als Termin vereinbart. Der Bundesrat hat in dieser Frage das letzte Wort.

Der Hauptgeschäftsführer des Stadtwerkeverbandes VKU, Ingbert Liebing, sagte der dpa, das Hin und Her in den vergangenen Monaten habe für Unruhe und Unsicherheit bei Stadtwerken und deren Kunden gesorgt. „Erst recht dann, wenn Klarheit erst kurz vor knapp geschaffen wird, zumal uns die Fantasie fehlt, wie man ein Auslaufen zum 29. Februar 2024 noch gesetzgeberisch hinbekommen möchte.“ Schließlich wäre die kurzfristige Umsetzung wieder mit großem Aufwand und hohen Kosten verbunden.

EWE bietet günstigere Sonderprodukte mit fester Laufzeit und Preisgarantie

Der Großteil der EWE-Strom- und Gaskunden nutzt laut Vertriebsgeschäftsführer Oliver Bolay Laufzeitverträge mit einer Preisgarantie von zwölf Monaten. Diese seien deutlich günstiger als die Grundversorgungstarife. Sechs Wochen vor Ende der Vertragslaufzeit schreibt EWE diese Kunden an und bietet ihnen eine Verlängerung des Vertrages an, zu dem Preis, der dann für das jeweilige Laufzeitprodukt gilt.

Das heißt, Kunden können sich den dann gültigen Preis wieder für zwölf Monate sichern. EWE rät von der Preisanpassung betroffenen Kunden dazu, die monatlichen Abschlagsbeträge entsprechend anzupassen, um so Nachzahlungen zu vermeiden.

Mehrere Versorger halten Stromtarife stabil

Der hannoversche Versorger Enercity hatte dagegen kürzlich angekündigt, den Strompreis konstant zu halten und die Erhöhung beim Netzentgelt nicht an die eigenen Kunden weiterzugeben. Auch der bundesweite Anbieter Eon Energie Deutschland, der zahlreiche Haushalte vor allem im Süden und Osten Niedersachsens versorgt, will auf eine Anhebung des Strompreises zunächst verzichten, schließt eine spätere Anpassung aber nicht aus.

Die Ampelkoalition hatte im Dezember im Zuge der Haushaltskrise beschlossen, den Bundeszuschuss fürs Stromnetz von 5,5 Milliarden Euro 2024 zu streichen. Die vier großen Fernleitungsbetreiber Tennet, Amprion, 50Hertz und Transnet BW kündigten daraufhin an, die Netzentgelte zum Jahreswechsel mehr als zu verdoppeln: von 3,1 auf 6,4 Cent pro Kilowattstunde.

Dass die höheren Netzentgelte, die bereits seit 1. Januar gelten, nicht sofort auf den Strompreis der Verbraucher aufgeschlagen wurden, liegt an der Kurzfristigkeit der Entscheidung: Erst am 13. Dezember hatte die Ampelkoalition beschlossen, den Zuschuss zum Stromnetz zu streichen, die Fernleitungsbetreiber haben daraufhin die Netzentgelte zum Jahreswechsel erhöht.

Dass einige Versorger die Preise dennoch stabil halten oder sogar senken, erklärte sie mit den zuletzt gesunkenen Beschaffungskosten. „Da die Beschaffungsstrategien der Energieversorger sehr unterschiedlich sind, können im Einzelfall günstigere Beschaffungskosten eventuell die gestiegenen Netzentgelte teilweise kompensieren“, erklärt Kerstin Andreae, die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft

Check24: Milder Winter spart ordentlich Heizkosten

Der Heizbedarf und damit auch die Heizkosten sind in diesem Winter nach einer Auswertung des Vergleichsportals Check24 deutlich niedriger als vor einem Jahr. Aufgrund der vergleichsweise milden Temperaturen mussten Verbraucher in Deutschland „etwa fünf Prozent weniger Energie fürs Heizen aufbringen als im ebenfalls milden Vergleichszeitraum (September 2022 bis Januar 2023)“, teilte Check24 mit. Grundlage seien die Daten des Deutschen Wetterdienstes seit 2011, jeweils für September bis Januar.

Bei einer Raumtemperatur von 20 Grad habe eine Musterfamilie mit einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh Gas oder 2000 Litern Heizöl im Referenzjahr 2011 in der laufenden milden Heizperiode durchschnittlich nur rund 1100 Euro ausgegeben. Das seien zwischen 22 und 26 Prozent weniger als vor einem Jahr.

„Trotzdem sind die Preise für Gas und Heizöl weiterhin hoch“, sagte Energiespartenchef Steffen Suttner. Mit dem Jahreswechsel ist außerdem der CO₂-Preis für alle fossilen Energieträger gestiegen, wodurch Heizen mit Öl oder Gas gezielt teurer wird. (dpa/tip)

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