„Grüne Hausnummer“: Bewerbungsfrist für Immobilieneigentümer läuft ab

Besonders energieeffiziente Häuser werden mit der Grünen Hausnummer prämiert. Foto: Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen/Meckel
Bis Ende Februar können sich Hauseigentümer aus dem Landkreis Stade sich noch um eine „Grüne Hausnummer“ bewerben. Was dahintersteckt und wohin Immobilienbesitzer ihre Bewerbung schicken können.
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„Noch bis zum 1. März können Bewerbungen eingereicht werden“, sagt Klimaschutzmanagerin Maraike Hummelt. Damit zeichnen die Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen und der Landkreis Stade besonders energieeffiziente und damit klimafreundliche Wohngebäude aus.
Gebäude verursachen 30 Prozent Treibhausgase
Der Gebäudebereich in Deutschland verursacht jährlich rund 30 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen. Durch eine Verbesserung der Energieeffizienz unserer Gebäude könnten wir diesen Ausstoß erheblich reduzieren, besonders indem Gebäudehülle und -technik saniert werden. Dazu ist es unverzichtbar, dass Eigentümer aktiv werden und ihr Haus auf den neuesten energetischen Stand bringen. Mit der Auszeichnung sollen gute Beispiele sichtbar gemacht werden, erklärt Fachfrau Maraike Hummelt von der Leitstelle Klimaschutz des Landkreises Stade.
1500 Gebäude mit „Grüner Hausnummer“
Die Auszeichnung wird an Hauseigentümer verliehen, die besonders energieeffizient saniert oder gebaut haben. Bisher wurden in Niedersachsen schon 1500 Gebäude mit der „Grünen Hausnummer“ ausgezeichnet, die zeigen, wie energieeffizientes Wohnen aussehen kann.
Die „Grüne Hausnummer“ ist eine Auszeichnung der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen. Sie prämiert in Kooperation mit regionalen Partnern vorbildlich sanierte oder gebaute Wohngebäude.
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Neubauten: Gebäude, die den KfW-Effizienzhausstandard 40 erfüllen oder übertreffen.
- Bestandsgebäude: Gebäude, für die vor dem 1. Februar 2002 der Bauantrag gestellt oder Bauanzeige erstattet wurde und die nun einen KfW-Effizienzhausstandard erfüllen oder mit Einzelmaßnahmen saniert wurden. Erfolgte eine Sanierung durch Einzelmaßnahmen, müssen mindestens drei der in diesem Bewerbungsbogen aufgeführten Maßnahmen durchgeführt worden sein. Davon müssen mindestens zwei Maßnahmen die Gebäudehülle betreffen.
„Im Landkreis Stade haben schon viele vorbildlich saniert oder gebaut, es gibt aber auch noch viel zu tun. Mit der Auszeichnung Grüne Hausnummer wollen wir die guten Beispiele für energieeffizientes Bauen und Sanieren, die es im Landkreis gibt, würdigen und für die Öffentlichkeit sichtbar machen“, sagt Landrat Kai Seefried.
Die Bewerbung erfolgt über einen einfach auszufüllenden Bewerbungsbogen. Die erfolgreichen Bewerber bekommen eine individuelle „Grüne Hausnummer“ zum Anbringen an ihrem Haus und eine Urkunde. Die Verleihung der „Grünen Hausnummern“ findet im Juni statt. Bewerbungsschluss ist der 1. März 2023.
Der Bewerbungsbogen kann im Internet: heruntergeladen werden: www.landkreis-stade.de/gruene-hausnummer.
Energieverluste aufspüren: Thermographie vom Haus im Winter
Wie steht es eigentlich um Ihr Haus? Wissen Sie, wie gut es gedämmt und isoliert ist? Hält es teure Heizungswärme gut - oder ist da noch jede Menge Einsparpotenzial? Antworten gibt die Thermographie.
Bei dem Verfahren werden mit Wärmebildkameras die Oberflächentemperaturen der Außen- und Innenwände erfasst und darstellbar gemacht. Das Ergebnis sind bunte Bilder, die dann mehr oder weniger deutlich anzeigen, an welchen Stellen Wärme verloren geht und wo das Gebäude gut isoliert ist.

Mit „Grünen Hausnummern“ werden energieeffiziente Häuser prämiert. Foto: Andrea Wachtendorf
Wann lohnt sich die Thermographie für mein Gebäude?
Die Aufnahmen können nützlich sein, wenn der Verdacht besteht, dass irgendwo im Haus Energie entweicht. Anzeichen dafür sind zum Beispiel, dass die Wohnung in der Heizperiode nicht richtig warm wird. Oder es zieht ständig. Ebenfalls nützlich kann die Auswertung sein, wenn der Verbrauch von Heizenergie inzwischen höher ist als früher - oder im Vergleich zu den Nachbarn. Und wenn sich Schimmelflecken bilden.
„Dann können Wärmebilder möglicherweise die Ursache finden“, sagt Dieter Räsch von der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau in München. Aber hundertprozentigen Aufschluss über die energetische Situation geben sie nicht. „Sie bilden ab, wie Wände, Fenster oder Dach beschaffen sind. Aber ob die Heizung gut oder schlecht ist, sehen sie nicht.“
Längst nicht jeder Hauseigentümer braucht Thermographieaufnahmen, um herauszufinden, wo Energie verpufft. „Ein guter Energieberater kennt auch ohne diese Wärmebilder die typischen Schwachstellen an Häusern aus bestimmten Baujahren in seinem Umfeld“, sagt Reinhard Loch von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Bei Häusern, die in den 1950er und 1960er Jahren gebaut wurden, sind das oft schlecht gedämmte Dächer, die Außenwände, alte Fenster, undichte Rollladenkästen und ungedämmte Heizungsnischen.
„Die sieht man dann auf den Wärmebildern. Man weiß aber eigentlich schon vorher, dass dort Handlungsbedarf besteht“, so Energieberater Loch. Dennoch könnten auch in solchen Fällen Thermographieaufnahmen nützlich sein. „Für viele Eigentümer ist es eine Entscheidungshilfe, das einmal bildlich dargestellt zu sehen. Dann gehen sie eher die Sanierung ihres Hauses an.“
Wann werden Thermographieaufnahmen am besten gemacht?
Im Winter. Denn bei einer Gebäudemessung muss zwischen innen und außen eine Temperaturdifferenz von mindestens 15 Grad ohne Wind und Sonneneinstrahlung vorhanden sein, so der Bundesverband für angewandte Thermografie. Wenn die Innenraumtemperatur also bei 20 Grad liegt, sollte es draußen nur 5 Grad haben. Nur dann ist der Wärmefluss ausreichend hoch, damit man ihn nachweisen kann.
Die Aufnahmen zeigen viel Rot, muss ich jetzt schnell handeln?
Auf den Aufnahmen sind die Gebäude als farbige Flächen zu sehen. Meist werden wärmere Bereiche in rötlichen und kältere Flächen in Blautönen dargestellt. Je mehr Rottöne es gibt, desto mehr Wärme geht verloren, so der Eindruck. Doch das muss für Hausbesitzer kein Grund zur Panik sein.
„Der Laie kann solche Bilder nicht allein auswerten“, sagt Dieter Räsch von der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. „Eine rote Färbung an der Fassade muss noch nicht heißen, dass dort eine schlechtere Dämmung vorliegt. Es kann auch einfach sein, dass dieser Raum stärker beheizt wurde als andere.“ Man sollte daher nicht nur Wärmebilder beauftragen, sie müssen auch von einem Fachmann ausgewertet werden.
Der Bundesverband für angewandte Thermographie weist darauf hin, dass für seriöse Aussagen über Gebäude Messungen innen und außen notwendig sein, da sehr viele thermische Schwachstellen nur aus dem Innenbereich lokalisiert werden können.
Wenn das Ergebnis der Auswertung schlecht ist, was bedeutet das?
Sollte sich herausstellen, dass die Gebäudehülle energetische Schwachstellen aufweist, muss nicht gleich das gesamte Haus saniert werden. „Auch Einzelschritte können schon viel bewirken“, sagt Bauingenieur Dieter Räsch. Der Hauseigentümer bekommt im Idealfall mit der Auswertung der Thermographieaufnahmen auch einen Plan mit sinnvollen Sanierungsschritten für das Gebäude.
„Man sollte immer dort beginnen, wo die Wärmeverluste am größten sind“, rät Räsch. In den meisten Fällen heißt das: Zuerst die Fenster austauschen, dann die obere Geschossdecke und schließlich das Dach dämmen. Danach bleibt viel mehr der teuer erzeugten Heizungswärme im Haus, statt ungenutzt zu verschwinden. (dpa/tip/tmn)